| KF-19 - Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 3. Tag - 11.08.2015
verfasst 2016 - geändert am 19.04 2016
Das dazugehörende Kapitel im Reisebericht: „Zum Donnerwetter mit dem Seekajakherz“ von meiner Paddelpartnerin Suomalee findet Ihr bei den „Outdoorseiten“ im Post #04 mit der Überschrift:
Bild 01: Der Streckenplan vom 11.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.
Etmal: 8,3 km - gepaddelte Strecke gesamt: 42,1 km
Zwei Nächte lang hatten Mücken uns gepiesackt. Sie waren die zuverlässigen Vorboten von einer Wetterverschlechterung. Auch stickige, dämpfige Luft drückte unsere Stimmung beim Ablegen: Gewitterschwüle trotz Sonnenschein. Vom Festland vernahmen wir bereits die ersten Donner. Der Wind kam aus südlichen Richtungen. Ein „Jugo“, der warme Wind aus der Sahara, kündigte sich an. Sein Ende würde sich dann mit den Klimaprognosen, die ich in Deutschland im Internet für Dalmatien gefunden hatte, decken. Die Wetterdienste prophezeiten zwischen dem 15. und 17. August, plus/minus ein paar Tage, Gewitter, Regen und heftigen Wind, voraussichtlich in Form einer länger anhaltenden Bora.
Ich fand das ungeheuer spannend, das alles zu beobachten und die vorherrschenden Wetterverhältnisse mit den Vorhersagen der Meteorologen vergleichen zu können.
Bild 02: Die Weiterfahrt zum südlichsten Punkt der Reise. Hinter dem Südostkap von Zirje, kann man an den dunklen Wolken das Aufziehen einer Regenfront aus Südwest erkennen. Hinter dem Kap empfingen uns Wind und Wellen mit bis zu 6 Beaufort, die von der offenen See um das Südwest-Kap gedrückt wurden.
Zwischenstopp auf der Insel Zirje in der Bucht (Uvala) Kabal Nord:43 grd, 38 min, 00 sec - Ost: 15 grd, 42 min, 37 sec
Sicherheitshalber steuerten wir die Bucht Kabal an, um unsere Lage bei ruhigerem Wasser zu erörtern. Die Kiesbank die eine kleine Insel mit Zirje verband, bot uns keinen Schutz, zumal es bereits zu regnen begonnen hatte. Wir entschlossen uns, um die Halbinsel herumzupaddeln und um in die tiefere und geschütztere Bucht Stupica mala zu gelangen.
Zwischenstopp auf der Insel Zirje in der Bucht Stupica mala Nord:43 grd, 38 min, 18 sec - Ost: 15 grd, 42 min, 02 sec
Diese Bucht gewährte uns sichere Zuflucht vor Wind und Wellen. Den „Vormittagsregen“ wetterten wir in unseren Kajaks ab, zumal wir an den Wolkenbildern und dem Aufklaren im Südwesten erkennen konnten, dass es sich nur um einen kurzen Schauer handeln würde. In den Booten waren wir am besten vor dem Regen geschützt.
Wir berieten uns und entschieden, in Erinnerung an die vergebliche Lagerplatzsuche auf der Westseite der Insel Kakan am ersten Tag auf dem Wasser, die erstbeste Gelegenheit auf der Westseite von Zirje zum Ausbooten wahrzunehmen.
Bild 03: Die Wetterlage hatte sich nach einiger Zeit des Wartens wieder beruhigt, der Regen aufgehört, sodass wir auf der anderen Seite der Kiesbank, der Halbinsel anlandeten und ich mir ein wenig die Füße vertrat, während Lee sich in gewohnter Weise auf Exkursion begab, um außergewöhnliches Strandgut zu orten.
Anschließend zogen wir weiter. Bereits kurz nach dem Südwest-Kap von Zirje entdeckten wir eine kleine flache Insel, die wir ansteuerten. Kein idealer Platz aber wie lautete der Spruch: „Besser den Spatz in der Hand, als ...“
Ankunft im Lager auf der Insel Skrovada Nord:43 grd, 37 min, 37 sec - Ost: 15 grd, 40 min, 53 sec
Mit einem Etmal von nur 8,3 km war das nicht mehr als eine Halbtagesfahrt, quasi ein „Ruhetag“. Bei den letzten beiden unruhigen Nächten, die uns die Schnaken eingebrockt hatten, eigentlich sehr angenehm.
Unsere Anlandestelle war mit großen runden Steinen übersäht. Nachdem wir unsere Kajaks zunächst notdürftig gesichert hatten, suchte ich aus dem Schwemmholz Bretter und Bohlen, damit wir die Schiffe „fachgerecht“ lagern konnten.
Bild 04: Unsere Boote ruhten nun geschützt auf dickem Holz. Hinter dem Strandgut fand ich einen geeigneten Platz, den wir als Lager herrichteten, die Plane aufspannten und unsere Matten und Schlafsäcke zum Lüften und Trocknen unter das Dach legten.
Bild 05: Der Wind drückte die Schwüle etwas beiseite und wir genossen die frische Brise auf unserem nachmittäglichen Inselrundgang.
Bild 06: Am Abend gab es wieder ein leckeres Gericht aus Lees Outdoor-Küche und in den Kaffeetassen etwas Hochprozentiges zur Verdauung.
In der Nacht flaute der Maestral bis zur Windstille ab ... und es beehrten uns erneut die alten Gäste, die Mücken. Bereits zum dritten Mal ließen sie es sich nicht nehmen, uns zu begrüßen und uns einen längeren Besuch abzustatten - für die Kostgänger so eine Art „Arbeitsessen“. An Nachtruhe und angenehmen Schlaf war wieder nicht zu denken. So bat ich Lee, trotz der Schwüle und der Dunkelheit, ihr Zelt aufzustellen, um die Plagegeister wenigstens in dieser Nacht aussperren zu können.
Lee kannte ihr Zelt in- und auswendig und konnte es auch in der Nacht, also praktisch blind, aufbauen. Ich war noch nicht mit dem Zusammenlegen und Verstauen der Plane fertig, stand ihr Zelt, waren die Matten und Schlafsäcke verstaut - Danke Lee, für die „mückenfreie“ Nacht!
Anmerkung und Tipp:
Der Jugo, auch Schirokko genannt, ist der typische warme Südwind aus Afrika. Im Sommer bläst er mit bis zu 7 Beaufort relativ selten und dauert dann 2 bis 3 Tage mit der höchsten Stärke am Ende, oft in Verbindung mit einem Gewitter. Ich zitiere mal aus dem Hafen- und Ankerplatz-Atlas von Karl-H. Beständig: Vor dem Abflauen ändert dieser Jugo oft seine Richtung! Vor allem in der südlichen Adria und im Herbst dreht er häufig auf Südwest, manchmal sogar auf Nordwest. In der nördlichen Adria schlägt der zyklonale Jugo nicht selten, oft nach einer kurzen Windpause, auf Nordost um und wird zur Bora ... In der Regel kündet Wetterleuchten im Norden oder Osten diesen Windwechsel an.
Soweit die Ausführungen von Karl-H. Beständig. Den Jugo erkennt man auch an der steigenden Wärme, Schwüle und durch Bildung von Dunst. Genau diese Vorzeichen haben wir an diesem Morgen erlebt.
In den nächsten Tagen wird unsere Reise in nördliche Richtungen verlaufen. Da wäre ein Jugo im Rücken sogar von Vorteil. Zumindest könnte er den Maestral, der ja konträr zum Jugo nachmittags aus dem Nordwesten bläst, teilweise oder gänzlich neutralisieren. |