| BK-19 - Gedanken zu „auslaufsicheren“ Spiritus-Dosenkochern
verfasst 2014 - geändert am 22.05.2014
In den letzten Wochen sind immer wieder einfache Dosenkocher mit dem Prinzip der offenen Flamme propagiert, beschrieben und diskutiert worden. Eigentlich bestehen sie aus einer Schale, Behälter, Dose usw. in die man Spiritus füllt und einfach anzündet. Dieses Art von Feuerstelle habe ich in den 1970er Jahren verwendet, um meine selbstgebaute Räuchertonne von außen zu beheizen. Die Fernsehsendung „Hobbythek“ des WDR ist dabei Pate gestanden.
Bei meinen kleinen einfachen Kochern für das Wandern habe ich auf simple ultraleichte Creme- und Pastillendosen zurückgegriffen. Bei näherem Interesse klicke:“hier“, Beitrag BK-11 - „Ultraleicht-Kochsets für Spiritus-Dosenkocher“, Bilder 01 und 07 bis 10 und “da“, Beitrag BK-13 - „Spiritus-Dosenkocher mit erhöhter Auslauf-Sicherheit“, Bilder 1 bis 7.
Bild 1: Meine Sicherheits-Ultraleicht-Kocher - Pillendose, Inhalt ca. 90 ml, Gewicht 37 g mit massivem Topfständer, Gewicht 40 g (oben links), Topfsständer-Variante, Gewicht 32 g (oben rechts) - Cremedose, Inhalt ca. 35 ml, Gewicht mit Deckel 7 g, Gewicht Topfständer 11 g (unten links) - Teelichtschale, Inhalt ca. 20 ml, Gewicht 2 g, ultraleichter Topfständer, Gewicht 3 g (unten Mitte), massive Topfständer-Variante 7 g (unten rechts).
Der größte Nachteil ist, wie bei anderen Dosenkochern auch, dass der brennende Spritus beim Umkippen während des Kochens verschüttet und zu einer ernstzunehmenden Brandgefahr wird, insbesondere bei Kleidung, Zelten, Schlafsäcken usw. aus modernen Kunststoffen. Um das Auslaufen zu vermeiden, habe ich mich an die alten Benzinfeuerzeuge erinnert, bei denen der Tank mit Watte gefüllt ist und das Benzin über den Docht verbrannt wird. In den 1970er Jahren ist meine kleine Petroleumlampe (Feuerhand Baby) auf diese Weise zu einer auslaufsicheren Leuchte mutiert, die auch liegend transportiert werden kann (Kanadier, Camper).
Deshalb habe ich mich auf die Suche nach geeigneten saugfähigen Materialien gemacht, die aber zugleich die Temperaturen der Flamme aushalten. Die gängigen Stoffe, die es in meinem Umfeld zu kaufen gibt, sind: Blähbeton, Perlit (vulkanisches Glas), Glaswolle, Mineralwolle.
- Blähbeton: Die Körner sind für meine Zwecke zu groß und zu schwer. Die Handelseinheiten von Säcken mit 70 l Volumen dürften für meinen Bedarf nicht angepasst sein.
- Perlit: Die Korngröße wäre für meine kleinen Dosenkocher akzeptabel. Die Verkaufsmenge mit 5 l in unserem Baumarkt liegt aber an der oberen Grenze. Allerdings wird das Perlit als Pflanzensubstrat angeboten und ist bereits mit Dünger versetzt. Für meine Anwendung nicht gerade ideal, insbesondere, wenn sich dieser Dünger durch den Spiritus löst und dann verbrannt wird. Außerdem benötigt das Material eine Abdeckung, damit es nicht aus der Dose herausfällt.
- Glaswolle: Das feine Material ist bei uns kaum noch erhältlich und wenn doch, dann relativ grob für Dämmarbeiten. Die Saugwirkung ist dadurch stark reduziert. Wenn man eine Quelle für watteähnliche Glawolle kennt, kann man sie ohne weiteres anzapfen. Die Eigenschaften für unsere Zwecke dürften denen der Mineralwolle ähneln.
- Minalwolle: Übrig geblieben ist für mich nur die Steinwolle, die der Watte am ehesten gleichkommt. Weil von der Dachisolierung noch einige Reste vorhanden sind, habe ich damit Brand- und Saugversuche durchgeführt. Das Ergebnis ist zu meiner vollen Zufriedenheit ausgefallen. Die von mir verwendete Steinwolle hat bisher alle Brand- und Kochtests überstanden, ohne dass ein Schmelzen oder Verbrennen eingetreten ist. Nur etwas steifer ist sie an der Oberfläche durch Verkleben geworden, was sogar den Vorteil birgt, in dem Behältnis besser zu haften und dass sich die einzelnen Fasern nicht lösen.
Bild 2: Mein meistgebrauchter Sicherheitsdosenkocher - Er ist nicht gerade ein Ultra-Leichtgewicht; 37 g bringt er auf die Waage und der massive Ständer wiegt nochmals 40 g, insgesamt also 77 g. Ich habe diesen Ständer, gegenüber dem Vorgängermodell mit 58 g (siehe oben: Beitrag BK-13 - „Spiritus-Dosenkocher mit erhöhter Auslauf-Sicherheit“) um einen Gitterring gekürzt, weil ich festgestellt habe, dass mit dieser Höhe die besten Kochergebnisse erzielt werden. Bei dieser Pillendose mit 90 ml Inhalt beträgt das Saugvolumen etwa 70 ml, ohne dass beim Umkippen Spritus ausläuft. (Dose mit Spiritus vollfüllen und den Rest wieder in den Brennstoffbehälter zurückkippen, bis kein Spiritus mehr ausläuft.) Mit dieser Menge an Brennstoff kann ich etwa 45 Minuten den Kocher bei voller Leistung betreiben. Das reicht für eine gehaltvollen Eintopf oder eine vollständige Malzeit spielend aus, und das Abwaschwasser wird auch noch heiß. Dieses Modell ist schon über 60 mal im Einsatz gewesen und es haben sich noch keine Ermüdungserscheinungen eingestellt, weder am Kochergehäuse, noch an der Steinwolle. Nur die Farbe an der Feuerröffung ist abgebrannt, und ich muss den Kocher dort einölen, damit er bei längerer Lagerung nicht rostet.
Bild 3: Creme-Dosenkocher - Er ist bestens geeignt für das Wasserkochen in Getränkedosen mit einem Inhalt von 0,33 l, 0,5 l und 1,0 l. Ist der Dosenkocher „Creme“ auslaufsicher mit Spiritus gefüllt, das sind dann ca. 30 ml, kann man 0,9 l Wasser innerhalb von 15 min zum Kochen bringen (Achtung: Ist die große Getränkedose mit genau 1,0 l Wasser gefüllt, kocht das Wasser durch die Volumenerweiterung beim Erhitzen unweigerlich über!). Bei sehr feuchtem Vlies (etwa 25 ml Spiritus) erhält man man in rund 14 min 0,75 l Kochwasser und bei dem Standardwert von 20 ml Spiritus sind es 0,6 l Wasser die sprudeln, wenn die Flamme in der Brennschale nach 13 min erlischt. Die Werte habe ich mit der 1-Liter-Getränkedose unter Laborbedingungen (Küche!) und ohne Deckel ermittelt.
Bild 4: Leichter geht es kaum noch - auslaufsicherer Teelichtkocher, Gewicht mit Steinwolle 2 g, ultraleichter Topfständer, Gewicht 3 g und seine möglichen Kochgefäße: stabile Alu-Getränkedosen-Topf mit 0,33 l, (27 g), leichte Alu-Getränkedosen-Topf mit 0,5 l (16 g), stabiler Alu-Konservendosen-Kochtopf 0,4 l (19 g), Aludeckel (4 g). Zum Umrühren im Kochtopf ist der ultraleichte Topfständer allerdings weniger geeignet. Der Teelichtbecher fasst mit der Steinwolle auslaufsicher 18 ml Spiritus und brennt bei voller Leistung ca. 15 Minuten lang. Nach meinen Erkenntnissen ist das die „leichteste“ Art, 0,5 l Wasser innerhalb von 9 min (unter Laborbedingungen und ohne Deckel) zum sprudelnden Kochen zu bringen. Das Gewicht der Spiritusflasche ist allerdings nicht mitgerechnet. Siehe dazu meine Anmerkungen weiter unten.
Fazit
Natürlich kann man auch den teuren Carbonfilz aus Übersee als Saugmaterial verwenden. Jeder nach seinem Gusto. Aber warum sollte ich mich dem Mainstream anschließen, wenn es wesentlich preiswertere Alternativen auf dem heimischen Markt gibt. Wenn man bei einem Dachdecker auf einer Baustelle höflich nachfragt, bekommt man bestimmt eine Tüte voll Steinwolle aus dem Abfall geschenkt. Sollte einmal eine Auswechslung der Steinwolle nötig werden, ist das mit ein paar Hangriffen innerhalb kürzester Zeit erledigt.
Anmerkung zu den auslaufsicheren Ultraleicht-Dosenkochern
So leicht, ja ultraleicht, diese Dosenkocher auch sind, sollte man dennoch berücksichtigen, dass man das Brennmaterial zusätzlich mitnehmen muss. Bei 100 ml Spiritus ist das etwa das 3,5fache des Ultraleicht-Kochsets! Wegen der hohen Gefahrenklasse (Alkohol), muss der Transportbehälter entsprechnde Sicherheiten aufweisen. Alu- und Blechkanister gehen aber sehr stark ins Gewicht. Plastikgebinde können im Rucksack je nach Außentemperatur undicht werden und neigen zum Diffundieren. Je nach den persönlichen Sicherheitsansprüchen kann man sich selber ausrechnen, mit welchem Gesamtgewicht der „ultraleichte“ Dosenkocher in Wirklichkeit zu Buche schlägt. Dasselbe gilt auch für die leichten, unter 50 g schweren, Gaskocher, wenn man die Kartuschen im Rucksack mitschleppen muss.
100 ml Spiritus, der reicht für rund 5 mal 0,5 l Wasser zu kochen, in einem leichten Plastikbehälter wiegen rund 95 g, mit dem kleinen Teelicht-Kocher also ca. 100 g. Mein klappbarer Feuerkorb hingegen wiegt nur rund 70 g (klicke: “hier“, Beitrag BP-15 - „Klappbarer Taschen-Feuerkorb - das Lagerfeuer hinter Gittern“), und ich kann damit uneingeschränkt kochen, denn Feuerholz ist in unseren Regionen wohl genügend vorhanden. Allerdings muss ich unumwunden zugestehen: Man kocht sauberer mit Spiritus als mit Holz im Hobo oder Feuerkorb!
Deshalb verwende ich Kocher, bei denen ich das Heizmatereial tragen muss, in der Regel nur auf Tagestouren (in kleinen Mengen; bevorzugt mit meinem Feldflaschenkocher, der gerade mit einem stabilen, auslaufsicheren Einsatz ausgestattet wird) oder auf längeren Reisen mit einem zusätzlichen Transportmittel (Fahrrad, Motorrad, Camper, Boot, Pilgerwagen usw.). Sind wir auf unseren Seekajak-Touren in Dalmatien zu zweit unterwegs, kochen wir auf einem Trangia-Klon aus Edelstahl mit einem Gaseinsatz und Schraubkartuschen. Mit dem Kajak spielen Gewicht und Volumen eine untergeordnete Rolle, dafür eine größere bei Stabilität, Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit.
Kleiner Tipp so nebenbei
Als beste „Topfzange“ kommen bei mir gewöhnliche Arbeitshandschuhe aus Leder zum Einsatz, von denen ich, zumindest auf längeren Reisen, ein Paar sowieso immer dabeihabe. Das gilt für alle heißen Töpfe ohne Henkel, die ich nur vom Feuer nehmen muss, gleichgültig ob von einem Holz-, Spiritus-, Gas-, oder Benzinkocher. Alternativ kann man auch ein Geschirrtuch zusammendrehen und es um den Topf legen, funktioniert hervorragend bei den druckempfindlichen Alu-Getränkedosen. Nur beim Rühren in meinen Edelstahlschüsseln mit breitem Rand verwende ich meine einfache Topfzange aus Holz, (siehe oben: Beitrag BK-13 - „Spiritus-Dosenkocher mit erhöhter Auslauf-Sicherheit“, Bilder 8 und 9). Alternativ kann ich auch aus zwei geraden Zweigen eine Topfhalter für meine Rührschüsseln sehr schnell improvisieren. |