| BK-04 - Kleiner Hobo-Kocher - ultraleicht (80 g)
verfasst 2012 - geändert am 22.03.2012
Als Ausrüstungs-Zubehör, eigentlich mehr zum Wandern als für das Seekajaking konzipiert, möchte ich heute den Prototyp meines Hobo-Kochers vorstellen und von meinem ersten Test berichten.
Die Grundidee war eine kontrollierte Feuerstelle zu bauen, ohne Brandflecken in der Natur (nicht wie die häufigen Angler-, Survival- und Camper-Feuer) und ohne die schwarzen, Ufer verschandelnden Feuerstellen der angeblichen „Outdoor-Touristen“ am Mittelmeer zu hinterlassen. Mindestens einen dreiviertel Liter Wasser sollte erhitzt und zum Kochen gebracht werden können, um Kaffee, Tee, Suppen und Instant-Eintöpfe zu erhalten, im Prinzip die normale Outdoorkost. Auf Gourmet-Küche verzichtete ich bewusst.
Der Hobo-Kocher wiegt einschließlich dem Kocher-Untergestell und Topfständer ganze 80 g, dürfte für einen Hobo-Ofen daher unter „ultralight“ fallen. Ich glaube auch, dass die Untergrenze für einen Hobo, auf dem man noch ohne Einschränkungen kochen kann, damit nahezu erreicht ist.
Der Kocher-Körper ist ursprünglich eine Instant-Kaffee-Dose eines Discounters gewesen, die vor der Endlagerstelle „Wertstoffhof“ gerettet und zweckentfremdet worden ist. Ich habe diese Dose speziell ausgewählt, weil der obere Rand bereits verletzungsfrei umgebördelt ist und eine Auflage für den Topfständer bildet. Der Boden wurde herausgeschnitten und ein Gitter eingepasst. Die Löcher sind gebohrt und entgratet. Das Kocher-Untergestell des Hobos und der Topfständer bestehen aus dem Draht eines Kleiderbügels, beide in quadratischer Form (Auflagepunkte unten und oben) gebogen.
In der folgenden Bilderserie wird der Hobo-Kocher vorgestellt und die Funktion veranschaulicht.
Bild 1: Der Hobo-Kocher mit Kocher-Untergestell und Topfständer
Bild 2: Der Kocher zusammengebaut: mit Kocher-Untergestell und Topfständer. Ich habe dabei Wert darauf gelegt, eine hohe Heizleistung zu erzielen. Der Hintergedanke war, nur Wasser zum Kochen zu bringen und nicht auf kleiner Flamme zu kochen. Das könnte man aber ohne weiteres handhaben, indem man mit dem Brennmaterial die Flammen und Glut regelt.
Bild 3: Der Blick von oben: gut zu sehen der Gitterrost am Kocherboden, darunter das Untergestell.
Bild 4: Der Kocher in der Aufheiz-Phase bei der Glutbildung ...
Bild 5: ... und in voller Aktion. Eine Konservendose dient als provisorischer Topf mit 0,75 l Wasser, mein alter Kinder-Blechteller aus den 1950er Jahren musste als Deckel herhalten, daneben ein Teil des benötigten Brennholzes. Gefüttert wird der Kocher mit Nachlegeholz nur von oben. Eine separate Feueröffnung konnte entfallen.
Bild 6: Das Wasser kochte erst in rund 29 Minuten. Eine sehr lange Zeit im Vergleich zu den modernen Spiritus-, Benzin- und Gas-Kochern. Aber in der Zwischenzeit kann man ja das Lager herrichten oder seine Ausrüstung versorgen (reinigen, trocknen, instandsetzen ...).
Fazit:
Es ist bestimmt keine überwältigende Leistung, wenn das Wasser erst in rund einer halben Stunde kocht und man erkennt hier eindeutig die Grenze im Miniaturisieren.
Bild 7: Der kleine Besteckbehälter-Hobo (100 mm Durchmesser und 120 mm Höhe, Boden und Wand durchgehend gelocht, 150 g mit Füßen und Topfständer) dürfte die unterste Grenze eines gut brennenden Hobo-Kochers darstellen, den man kaufen kann (beim Discounter für rund 2 Euro), ohne einen Umbau vornehmen zu müssen. Lediglich das Untergestell und den Topfständer muss man selber zurechtbiegen.
Aber mein Kocher funktioniert, ist dafür klein, leicht, billig und schädigt nicht die Umwelt. Mit 85 mm Durchmesser und einer Höhe von 130 mm passt er nahezu in jeden Kochtopf. Brennstoff entfällt, weil er mit Holz betrieben wird; es sei denn, die Treckingtour führt durch die Sandwüste. Hat man eine vom Sturm umgebrochene, windgetrocknete Birke zur Verfügung, was in Skandinavien eigentlich immer der Fall sein wird, geht das Anfeuern und das Kochen spielend von sich. Auch am Mittelmeer findet man genügend ausgetrocknetes Treibholz vor, so dass genügend Brennstoff vorhanden ist.
Wer also umweltschonend, mit leichtem Gepäck unterwegs sein will, kostengünstiges Equipment bevorzugt, mit Holz kochen und am Abend eventuell etwas Romantik genießen möchte und ein wenig Basteltalent besitzt ist mit so einem Selbstbau-Hobo bestens bedient. Mein Hobo sollte nur als Anregung dienen. Jeder interessierte Outdoorler kann bei der Umsetzung seiner Phantasie freien Lauf lassen.
Zu guter Letzt noch eine Bemerkung.
So schön auch ein offenes Lagerfeuer sein mag, oft genug gerät unsereins in Konflikt mit der Obrigkeit oder mit Leuten, die meinen, diese vertreten zu müssen. Mit so einem kleinen Hobo-Ofen in Betrieb, argumentiert es sich viel leichter. Mit den Begriffen: Umweltfreundlichkeit, keine Schädigung der Natur, Sicherheit vor Brandgefahr, Sauberkeit des Lagerplatzes, auf die Notwendigkeit reduzierte Feuerstelle usw. kommt man in der Regel mit der entsprechenden höflichen Wortwahl bei diesen Leuten sehr gut an. Ich bin auch überzeugt, dass die anfängliche Entrüstung sogar in Sympathie umschlagen kann.
Allerdings sollte man das Gesagte am nächsten Morgen beim Aufbruch auch in die Tat umsetzten und den Lagerplatz so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. Ein Outddoor-Freak zeichnet sich dadurch aus, dass man nicht bemerkt, dass am Abend und in der Nacht zuvor jemand an dieser Stelle gelagert und sogar ein Feuer angezündet hat. Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten meinte, dass die lange Kochzeit auch von der zu schmalen Kochdose (Topf) kommen könnte und vom zu großen Abstand zwischen Kocher und Topf.
Ich nahm seine Empfehlungen zum Anlass und antwortete ihm:
Mit Deiner Einschätzung liegst Du bestimmt richtig. Allerdings wollte ich zum Testen keinen normalen Topf verwenden. Mit der Konservendose spare ich mir das Reinigen, insbesondere dann, wenn die Verbrennung noch nicht optimal verläuft. In der Schwelphase des Feuers, wenn man Holz nachlegt, setzt sich Holzteer am Topf an, der nur schwer zu entfernen ist. Die Konservendose zu recyclen ist da wesentlich praktischer.
Beim ursprünglichen Test hatte ich festgestellt, dass der Abstand von der eigentlichen Feuerstelle (Bodenrost) zum Topf zu groß war. Immer wenn das Holz herunter gebrannt war, kühlte das Wasser ab, so dass der Sprudel-Zustand unterbrochen wurde. Erst wenn beim Nachlegen von neuem Holz nach einiger Zeit die Flammen wieder aufloderten, begann das Wasser erneut zu kochen.
Ich habe heute einen Versuch durchgeführt mit einem kürzeren Hobo (Gesamthöhe 80 mm) und einem geringeren Abstand vom Kocher zum Topf (20 mm). Dabei habe ich nur stückweise Holz nachgelegt, so dass ein relativ kontinuierliches Feuer entstanden ist.
Bild 1: Nur eine Versuchsanordnung, praktische Umsetzung ist erst im Nachhinein erfolgt. Bis auf das Holz-Nachlegen funktioniert die Anordnung eigentlich wie die erste Version. Indessen konnte ich keine schnellere Kochzeit erzielen. Die halbe Stunde war auch dieses Mal nötig. Dafür fiel der Hobo noch etwas kleiner aus und das Gewicht reduzierte sich auf 50 g einschließlich des Untergestells und des Topfständers.
Demnächst werde ich in ähnlicher Weise noch einen Hobo-Kocher bauen, aber mit in der Höhe verstellbarem Gitterrost, so dass man leichter Versuche durchführen kann. Ich werde dann davon berichten. |