BK-16 - Holzkocher - Teil 3 - Meine aktuellen Hobo-Kocher (2014)

 

verfasst 2014 - geändert am 10.02.2014

 

Vor knapp zwei Jahren (2012) habe ich in meinem Beitrag BK-06 - „Großer Hobo-Ofen - Zwischenbericht“ (klicke: “hier“) meinen großen Hobo-Kocher vorgestellt. Im letzten Jahr (2013) habe ich mich noch einmal an einem „echten“ aber kleineren Hobo versucht. Diese zur Zeit verwendeten Hobos möchte ich in diesem Bericht vorstellen.

 

Wie es in den einschlägigen Foren diskutiert wird, weist alleine der „Kamineffekt“ einen echten Hobo-Hocher aus. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, was man unter Kamineffekt versteht. Meint man unter Kamineffekt den reinen Rauchabzug über der „aktiven“ Feuerstelle zum Kochen, der einen immer stärkten Sog erzeugt, je höher das Ofenrohr wird? Meint man unter Kamineffekt den Bereich von der Luftzuführung unter dem Feuer bis zur Oberfläche auf der gekocht wird? Oder meint man damit die Gesamtkonfiguration des Kochers oder eines Ofens von Lufteintritt über die zum Kochen nutzbare Feuerstelle bis zum Austritt des Rauchgases aus dem Ofenrohr oder bei einer offenen Feuerstelle aus dem Kamin?

 

Wenn man unsere reinen Wander-Hobo-Kocher betrachtet, fehlt bei ihnen in der Regel das Ofenrohr, also der Kamin im eigentlichen Sinne. Die Fachleute unter uns bemerken zurecht, dass ein höherer Hobo-Kocher, mit einem Verhältnis von Durchmesser zur Höhe von mindestens 1 zu 2, einen besseren Zug entwickelt, als einer mit einem Verhältnis von 1 zu 1. Dem stimme ich generell zu. Allerdings hat das größere Verhältnis auch seine Grenzen. Ist es zu groß, erreicht die maximale Hitze nicht mehr das Kochgut, kühlt wieder ab und verringert dadurch die Leistung. Erfahrungswerte, auch in den einzelnen Foren propagiert, zeigen, dass ein Verhältnis von 1 zu 2 zu einem relativ optimalen Ergebnis führt.

 

Ich überlasse es unseren Theoretikern, die genauen Definitionen eines Holzkochers festzulegen. Meine Holzkocher besitzen bestimmt kein Ofenrohr oder einen Kamin. Mir ist wichtig, dass bei meinen Kochern für genügend Frischluftzufuhr gesorgt wird. Ob das nur von unten oder auch von der Seite erfolgt, sehe ich als zweitrangig an. Für mich ist das Kriterium entscheidend, dass der Kocher seinen Zweck erfüllt. Um die Nomenkladur für unsere Holzkocher beizubehalten, verwende auch ich die gängigen Foren-Bezeichnungen: Holzgasofen, Hobo-Kocher, Feuerkorb.

 

In Folgendem möchte ich meinen variablen Hobo-Kocher vorstellen und nochmals auf meinen Hobo in etwas größerem Ausmaß hinweisen.

 

Kleiner, variabler Hobo-Kocher

 

 

Bild 01: Die einzelnen Bestandteile meines variablen Hobo-Kochers - der Grundkörper (links unten), der seitlich geschlossene Aufsatz ohne Boden mit dem Topfhalter (darüber), ein Aufsatz wie vorstehend aber mit separater Schüröffnung (rechts oben), Feuerrost aus Streckmetall und loses Hitzeschutzblech für den Boden (darunter). Der Kocher besteht aus normalen Konservendosen mit einem Volumen von 800 ml.

 

 

Bild 02: Blick in den Grundkörper - Als Auflage für den Feuerrost habe ich 4 Schrauben eingedreht. Es würden auch drei ausreichen. Alternativ könnte man auch eine Lasche (in Kombination mit den Luftlöchern) aus der Seitenwand nach innen biegen und dort das Streckmetall-Gitter auflegen. Der Feuerraum hat eine Höhe von 65 mm (Höhe der gesamten Dose: 111 mm), bei einem Durchmesser von 100 mm.

 

 

Bild 03: Der Hitzeschutz für das Bodenblech und der Feuerrost sind eingelegt. In diesem Fall habe ich alles zerlegbar gestaltet, damit man den Kocher leichter reinigen und an die verschiedenen Verwendungen anpassen kann.

 

 

Bild 04: Hier befindet sich der Kocher in Aktion - Grundkörper mit geschlossenem Aufsatz (wegen des Kamineffekts) und Topfständer aus Draht (Kleiderbügel). Befeuert wird der Kocher durch den Topfständer. Bei 40 mm Höhe macht das keine Schwierigkeiten auch größere Holzstücke zu verbrennen. Die geschlossene Seitenwand des Aufsatzes begünstigt den Kamineffekt. Das Verhältnis des Brennraums mit Aufsatz vom Durchmesser zur Höhe beträgt 1 zu 1,76 - für mich noch ein akzeptabler Wert, wenn er auch nicht als optimal gilt. Das Küchentuch dient als Nachweis für die relativ geringe Hitzeabstrahlung zum Boden.

 

 

Bild 05: Der Kocher in voller Aktion - Wenn der heftige Wind aus unterschiedlichen Richtungen an diesem Tag nicht so sehr gepustet, oder er nur von einer Seite geblasen hätte, dann hätte auch eine mäßig windgeschützte Ecke wie in diesem Fall völlig ausgereicht. Bei diesem Test hat sich natürlich die Kochzeit entsprechend verlängert. Das Gesamtgewicht des Hobos in dieser Zusammenstellung: Grundkörper, geschlossener Aufsatz und Draht-Topfhalter beträgt 180 g.

 

 

Bild 06: Das Flammbild bei etwas stärkerem Wind. An diesem Tag wäre ein zusätzlicher mechanischer Windschutz sicherlich vorteilhaft gewesen, wenn man sehr schnell kochendes Wasser haben will. Der muss aber nicht aus einem separat mitgeführten Teil bestehen. Er kann in den meisten Fällen auch improvisiert werden: Rucksack, Tarp, Liegematte, Zeltunterlage, Jacke, Poncho, ... oder was man so vor Ort alles findet. Wenn man selbst als „variabler“ Windschutz agiert, merkt man bereits eine Verbesserung des Brennverhaltens, insbesondere bei ständig wechselnden Windrichtungen.

 

 

Bild 07: Das Küchentuch nach dem Abkochen des Wasser. Man kann den Rand des Kochers erkennen, der sehr warm, aber nicht heiß, geworden ist, ebenso einen leichten braunen Fleck im Inneren des Kreises. Vermutlich stammt das leichte Ansengen daher, dass das Küchentuch beim Aufstellen des heißen Kochers mit Glut verrutscht ist und sich in diesem Bereich eine Beule gebildet oder direkt den Boden berührt hat. Die beiden Brandflecken links unten und rechts oben sind durch den Wind entstanden, der die Ecken des Küchentuchs seitlich an den heißen Kocher geweht hat.

 

 

Bild 08: Die Restglut nach dem Kochvorgang zum Abkühlen - Der Kocher steht hier direkt auf dem Waldboden, ohne ihn aber zu sehr zu erwärmen. Als Asche ist ein gehäufter Suppenlöffel zustande gekommen, die auch mit kleinen verkohlten Holzresten durchsetzt gewesen ist (kein vollständiges Verbrennen des Holzes).

 

Großer Hobo-Kocher

 

 

Bild 09: Mein etwas größerer Hobo-Kocher, der mehr für Gruppenfahrten oder bei meinem Motorhome, aka „Schlaglochspion“, Verwendung findet. Er besteht aus einer Grillkohlen-Anzündhilfe und man kann da schon größere als nur 3-Liter-Töpfe aufsetzen. Der Topfständer ist hier aus einem zu einem „V“ gebogenen Alublechstreifen gefertigt. Ich habe diesen Hobo und dessen Anwendung bereits im Jahr 2012 in mehreren Beiträgen vorgestellt. Wer sich dafür interessiert, findet die Artikel im Verzeichnis „Inhalt - Basis-Kocher (BK)“ in der unteren Hälfte (klicke: “da“).

 

 

Bild 10: Der große Hobo-Kocher mit einem auf den V-förmigen Alu-Topfhalter aufgesetzten 5-Liter-Emaille-Topf. Alternativ kann man auch ein zusammensteckbares Kreuz herstellen, das sich dann kleiner verstauen lässt.

 

 

Bild 11: Wenn der große Hobo-Kocher so richtig in die Gänge gekommen ist und ihm genügend Futter serviert wird, sieht das Flammbild entsprechend üppig aus. Auch hier gilt wieder der Grundsatz: Die Größe macht's!

 

 

Bild 12: Als Alternative zu einem Topf verwende ich zum Kochen auf den Holzkochern ab einer bestimmten Größe (etwa ab 1 Liter) eine Gugelhupfform (meinen „Hobo-Feuertopf“), die wie ein chinesischer Feuertopf gehandhabt wird - das ideale Gerät zum Kochen von Suppen und Eintöpfen. Man kann deutlich erkennen, wie das Wasser direkt am Kamin zu sprudeln beginnt. Bei dieser Konfiguration erübrigt sich ein Topfständer. Wenn weiteres Interesse besteht, auch hier bitte das Verzeichnis „Inhalt - Basis-Kocher (BK)“ (in der unteren Hälfte: Feuertopf, Rezepte) mit dem Klick im Bild 09 bemühen.

 

Testergebnisse

 

Test 1 am 08.02.2014 - Hobo klein, variabel

Außentemperatur: 9 Grad Celsius

Wassertemperatur: 5 Grad Celsius

Dauer bis ein 3/4 l Wasser im Konservendosentopf mit Deckel sprudelnd kocht: 15 Minuten, nicht optimal windgeschützt, ziemlich windig aus unterschiedlichen Richtungen

 

Test 2 am 09.04.2012 - Hobo groß (aus meinem „Archiv 2012“)

Außentemperatur: 10 Grad Celsius

Wassertemperatur: 5 Grad Celsius

Dauer bis 3,0 l Wasser im 5-Liter-Emaille-Topf mit Deckel sprudelnd kocht: 21 Minuten, ohne Windschutz

 

Beobachtungen

 

Weil Konserevendosen in der Regel „stapelbar“ hergestellt werden, ist es vorteilhaft, diese Option auch für unsere Kocherzwecke zu benutzen. Durch die Teilbarkeit habe ich weniger Probleme die einzelnen Stücke im Kajak zu verstauen. Außerdem kann ich die Höhe des gesamten Kochers meinen Bedürfnissen anpassen. Verwendet man stapelbare Konservendosen unterschiedlicher Höhe, es gibt sie in den gängigen Maßen wie mit zum Beispiel 300 ml (42 mm hoch), 400 ml (57 mm hoch), 500 ml (69 mm hoch), 800 ml (111 mm hoch) und alle mit einem Durchmesser von 100 mm, kann man damit eine Vielzahl von Kochervarianten verwirklichen. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt: Kocher, Grill, Rost, Herdplatte, Wärmeofen, Räuchertonne, Sicherheitslagerfeuer usw.

 

Sucht man gezielt nach stapelbaren Konservendosen mit Aufreißdeckel (Ring-Pull), bekommt man nicht nur einen verstärkten oberen Büchsenrand gleich mitgeliefert, sondern man erhält zugleich eine stabile Auflage für einen weiteren Aufsatz und für den Draht-Topfständer. Achtung, der Rand ist scharfkantig - unbedingt entgraten! Den Boden einer Konservendose (für den Aufsatz) entfernt man mit einem handelsüblichen Hebel-Büchsenöffner mit Transport- und Schneidrad. Nur so nebenbei: Mit diesen Büchsenöffnern schneide ich auch die Deckel der leeren Alu-Getränkedosen sauber heraus, die ich dann als ultraleichte Wassertöpfe von 0,3 l, 0,5 l und 1,0 l verwende. Mit ein bisschen Übung und leichtem Verkanten während des Öffnens gelingt das sogar ohne Dellen. Eine Nacharbeitung ist meist nicht mehr nötig.

 

Ich verwende absichtlich keine hochwertigen Materialien zum Kocherbauen wie Titan, Edelstahl usw. Dazu befinde ich mich noch in der Entwicklungsphase und es wäre schade, teures Material zu vergeuden, wenn einmal ein Teil nicht den Anforderungen entspricht, wie man es sich so vorgestellt hat. Oft kommt man erst beim Probelauf darauf, wo es hakt und muss dann einen Umbau vornehmen, um eine Verbesserung zu erzielen. Bei einer kostenlosen Konservenbüchse, die als Verpackungsabfall zu neuem Leben als Kocher erweckt wird, habe ich keine Probleme, mir schnell ein neues überarbeitetes Modell zu bauen. Das führt allerdings zu einer erheblichen Erweiterung meiner Asservatenkammer. Außerdem kann ich bei einem Dosenblech mit einfachsten Werkzeugen arbeiten und erziele annähernd gleiche Ergebnisse, wie beim Einsatz von komplizierten Schneid- und Fräsmaschinen. Das ist auch immer dann von Vorteil, wenn man unterwegs eine Reparatur durchführen muss.

 

Erst, wenn alles optimiert ist und ich das Ergebnis für geeignet eingestuft habe, könnte ich mir überlegen und vorstellen, auch die teuren, besseren, leichteren Materialien zu verwenden. Aber das ist Traummusik, wenn ich vorhätte, meine Ideen zu vermarkten. Ich halte es da lieber mit dem Spruch: Schuster bleib bei deinen Leisten. Für mich sind alle meine Basteleien nur „Mittel zum Zweck“, um meine Seekajak-Touren, Moped-Trips, Camper-Reisen und Rucksack-Wanderungen angenehm und bequem zu gestalten.

 

Fazit

 

Alle diese Kocher basieren auf dem „Original-Hobo“ der amerikanischen Wanderarbeiter. Die absoluten Vorteile liegen auf der Hand: Sie sind einfach herzustellen, billig, effizient, benötigen kein teures Brennmaterial, das mitgeschleppt werden muss. Notfalls kann man auch getrockneten Dung von Pferd, Rind, Schaf, Ziege und Wild, auch Laub, Heu ... verwenden. Wer damit leben kann, auf sein Kaffee-, Tee- oder Rasierwasser ein paar Minuten länger zu warten, wird diese Hobo-Kocher zu lieben lernen, zumindest wenn er sich in Regionen bewegt, die genügend Feuerholz liefern. Das dürfte eigentlich überall der Fall sein, außer in den reinen Eis-, Wasser-, Stein- und Sandwüsten, eventuell noch in den Felsregionen der Hochgebirge.

 

Selbst als Seenomade mit dem Kajak finde ich überall Holz, das zum Kochen eingesetzt werden kann, bewege ich mich ja in der Regel entlang der Küsten des Mittelmeers. Knochentrockenes Schwemmholz findet man in diesen heißen Regionen eigentlich immer.

 

Ausblick

 

Auch bei diesen „Original-Hobos“ werde ich in der nächsten Zeit versuchen, neue Abarten zu kreieren und diese dann für meine Zwecke zu optimieren. Mir schwebt vor, mit einem einzigen Basis-Kocher und verschiedenen Aufsätzen mehrere Heiz-, Koch-, Brat-, Grill-, Räucher- und Wärme-Öfen zu verwirklichen, alle mit dem Ziel, die Umwelt und Natur zu schonen, sodass ich mich im Gelände unbemerkt bewegen kann. Mal sehen, wie weit ich dabei komme. Ich werde immer wieder einmal über die Neuentwicklungen meiner Holzkocher hier auf meiner Homepage berichten.