| BK-05 - Vorstellung meiner selbstgebauten Hobo-Kocher - ultralight
verfasst 2012 - geändert am 22.03.2012
Eigentlich esse ich auf meinen Mittelmeerreisen in der Regel kalt. Deshalb habe ich bisher auf meinen Solotouren auf einen separaten Kocher verzichtet. Ich mache mein Wasser für Kaffee, Tee und Instant-Gerichte gelegentlich in einer Edelstahl-Topftasse (0,5 l) auf der Glut eines kleinen offenen Lagerfeuers heiß. Ansonsten kaufe ich mir an einer Strandbar gerne einen Kaffee oder gehe in eines der zahlreichen Restaurants zum Essen, wenn mich danach gelüstet. Aber das kommt sehr selten vor.
Jetzt habe ich mir einmal Gedanken darüber gemacht, auf meinen Touren doch einen Kocher mitzunehmen, damit ich vom offenen Feuer wegkomme, um nicht die Ufer mit Brandflecken zu verschandeln, die Umwelt zu schonen und Schwelbrände durch Glutreste zu vermeiden. In meinem Beitrag BK-04 - Kleiner Hobo-Kocher - ultraligt (80 g) bin ich bereits darauf eingegangen und habe meine Beweggründe dargelegt.
Nach einigen Versuchen habe ich mir am Wochende zwei Kocher gebastelt, einen Ultraleichtkocher für den Rucksack und einen etwas größeren zum Seekajaking. Nach langen Überlegungen bin ich zum Hobo-Ofen gelangt. Folgende Vorgaben führten zu meiner Entscheidung für einen Hobo:
Der Hobo ist in der kleinen endgültigen Version mit 70 g wirklich ultraleicht und der größere mit doppeltem Gewicht (140 g) gehört ebenfalls noch zu den Minimalisten. Natürlich sind Dosenkocher mit höherer Effizienz noch viel leichter (13 g wiegt mein modifizierter Dosenkocher für die Feldflasche; siehe Beitrag BK-01 - Meine Outdoor-Küchen-Ausrüstung). Aber ich muss zusätzlich noch den Brennstoff mitschleppen und der macht die eigentliche Masse aus, im Gegensatz zum Hobo, weil ich da ja den Brennstoff aus den „Abfällen“ der Natur entnehme.
Eine kleine Rechnung zeigt den Unterschied: Ein Liter Spiritus (Der reicht für rund 30 mal einen halben Liter Wasser mit rund 30 ml Spiritus unter Ourdoorbedingungen zum Kochen zu bringen.) wiegt 820 g, die Plastikflasche dazu 50 g, insgesamt also 870 g. Eine transportsichere Brennstoffflasche aus Alu, im Rucksack eigentlich eine zwingende Notwendigkeit, mit 650 ml wiegt 150 g, mit Spiritus (650 ml Spiritus wiegen 530 g, das entspricht rund 21 mal einen halben Liter Wasser kochen) satte 680 g. Dosenkocher und Plastik-Brennstoffflasche kommen alleine schon auf 63 g. Ohne den Brennstoff zu berücksichtigen erreiche ich dabei fast das Gewicht von meinem Hobo mit 70 g. Verwende ich die Sicherheitsflasche mit nur 650 ml trage ich stolze 163 g im Rucksack und liege dann weit über dem doppelten Gewicht meines kleinen Hobos und selbst die größere Version (Besteckbehälter) ist mit 140 g immer noch leichter als das Dosenkocher-Set einschließlich Sicherheitsflasche, den Brennstoff noch gar nicht mitgerechnet.
Wer wirklich „ultraleicht“ unterwegs sein will, ist mit einem kleinen Hoboofen bestens bedient, wenn man das Gesamtkonzept (Equipment und Brennstoff) des Kochens berücksichtigt. Allerdings, und das ist das große Manko der Hoboöfen, muss man sich zum Kochen etwas mehr Zeit nehmen. Bis das Wasser kocht, dauert es meist doppelt so lange wie bei einem Spiritus-Dosenkocher und man muss immer wieder Holz nachlegen.
Zeit spielt aber bei meinen Outdoor-Aktivitäten keine so bedeutende Rolle. Wenn ich spätestens am Nachmittag einen Lagerplatz gefunden habe (sieh dazu meinen Beitrag KP-03 über den Tagesablauf einer Seekajak-Reise) suche ich mir bereits auf der ersten Erkundungstour das nötige Brennmaterial zusammen. Während ich mein Lager herrichte, kann in der Zwischenzeit der Hobo in Aktion treten und seinen Dienst verrichten. Bei entsprechender Planung hat man dann kaum einen Zeitverlust, selbst wenn man immer wieder Holz nachschüren muss. Am Abend, wenn das „Tageswerk“ verrichtet ist und ich während der Dämmerung noch einen „Gute-Nacht-Tee“ zubereiten möchte, erhält die Szene mit dem Hobo noch einen zusätzlichen romantischen Touch, bestens geeignet, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.
Die nachfolgenden Bilder zeigen meine Outdoor-Kocherausrüstuung, so wie ich sie mir für meine zukünftigen Aktivitäten vor- und zusammengestellt, entworfen und gebastelt habe. In den Beiträgen BK-02 - Lagerfeuer-Brennstelle, ein „Hobo“ für ein Mini-Lagerfeuer, BK-03 - Kochen mit dem Holzgas-Kocher (bushbuddy) und BK-04 - Kleiner Hobo-Kocher - ultraligt (80 g) habe ich von den Prototypen berichtet. Hier stelle ich nun das Endergebnis vor:
Bild 1: Meine beiden Hobo-Kocher vom Discounter in der endgültigen betriebsbereiten Form. Links der Besteckbehälter-Kocher für 1,99 Euro, rechts mein Rucksack-Kocher für 1,79 Euro, einschließlich 250 g Instant-Cappuccino-Pulver als willkommene Zugabe.
Bild 2: Beide Kocher „zerlegt“. Die Untergestelle und Topfhalter habe ich aus alten Drahtkleiderbügel gebogen. Beim Besteckbehälter werden beide Teile in die Löcher eingehängt und über Boden und Kaminöffnung geklappt. Beim kleinen Kocher liegen die Auflagen in den unteren und obere Rändern. Den Boden habe ich herausgeschnitten und dann ein Gitter aus Streckmetall eingesetzt. Die Büchse wurde von 130 mm auf 88 mm verkürzt (Ein Streifen von 42 mm ist dabei entfernt worden.), Oberteil und Unterteil wieder zusammengefügt und verpresst.
Bild 3: Großer Hobo in Aktion - Mini-Besteckbehälter-Hobo: Das Gewicht einschließlich Untergestell und Topfhalter beträgt 140 g, Höhe 115 mm, Durchmesser 100 mm.
Bild 4: Das Ergebnis: 0,75 l Wasser kochen mit natürlichem Windschutz in 13 Minuten.
Bild 5: Kleiner Hobo in Aktion - Büchsen-Hobo: Gewicht einschließlich Untergestell und Topfhalter beträgt 70 g, Höhe 88 mm, Durchmesser 85 mm.
Bild 6: Das Ergebnis: 0,5 l Wasser kochen mit natürlichem Windschutz in 14 Minuten.
Bild 7: Die endgültige Zusammenstellung der Kocher-Ausrüstung - Die Konservendose als Topf, hat nur zu Versuchs- und Vergleichszwecke gedient und wird durch zwei konische Edelstahlschüsseln aus dem örtlichen Baumarkt ersetzt, für den großen Hobo eine Edelstahlschüssel mit einem Gewicht von 140 g und 1,5 l (effektiv für 1 l Wasser) Fassungsvermögen (4,05 Euro) und von 80 g und 750 ml (effektiv für 0,5 l Wasser) Fassungsvermögen (2,70 Euro) für den kleinen Kocher. Als Deckel verwende ich zwei alte Plastik-Teller mit 60 g und 30 g, die nicht über die Ränder der beiden Schüsseln ragen. Neuerdings verwende ich als Abdeckungen auch Blechdeckel von Keksdosen, die ich mit einem kleinen Griff (Schraube) versehen habe. Das Gewicht ist ungefähr dasselbe, wie bei den Plastiktellern. Man muss allerdings ein wenig suchen, bis man die richtigen Keksdosendeckel gefundenn hat.
Fazit:
In der Praxis wird sich herausstellen, wie funktional sich die beiden Hobos bewähren, ob ich zwei Kocher benötige oder sich einer als „Allrounder“ herauskristallisiert. Selbst wenn sie zu einem Flop werden sollten, habe ich dafür keine großen Geldbeträge eingesetzt und Spaß hat es auf alle Fälle gemacht und habe obendrein noch einiges dazugelernt. Wenn sich aber eines der Kochersets als brauchbar erweist, stellt es eine extrem kostengünstige Alternative zu dem zur Zeit bevorzugten Outdoor-Equipment mit dem hochgelobten Trend-Metall „Titan“ dar (Faktor 10, bei nahezu gleichem Gewicht und Größe!).
Auf einen Windschutz sollte man allerdings nicht verzichten, weil sich sonst die Zeiten bis zum Kochen des Wassers verdoppeln, ja verdreifachen können. In der Regel findet man aber in einer Bucht oder auf einer Wanderung immer einen natürlichen Windschutz oder man improvisiert einfach einen: Ein paar Steine sind schnell zusammengesucht, ein Tarp vorübergehend einfach bis zum Boden heruntergezogen oder man verlegt die Kochstelle hinter einen Felsen, Gebüsch, Baum, am Strand gräbt man eine Grube und häuft den ausgehobenen, angefeuchteten Sand als Windschutz am Rand auf ... Ein separater Windschutz, z.B. aus Alublech/-folie, ist meines Erachtens nicht erforderlich. Trockenes Holz gibt es in unseren europäischen Regionen zur Genüge, da muss man, im Gegensatz zum mitgeschleppten Brennmaterial, nicht so sparen. Bei meinen Lagerplatzbildern kann man meist sehr gut geeignete Kochplätze ausfindig machen.
Soweit meine persönliche nonkonformistische Meinung zur heutigen „en voguen“ Ourdoor-Küche, frei nach dem Motto: „Komplizierte Lösungen sind einfach und teuer, einfache Lösungen aber kompliziert, dafür billig!“ Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten bedankte sich daraufhin und meinte, jetzt müsse er auch einmal anfangen, seine eigenen Hobos zu bauen.
Ihn ermunterte ich mit fogenden Zeilen:
Danke für Dein Interesse an meinen simplen Hobos. Ich freue mich natürlich, wenn ich Outdoor-Freunde zum Basteln anregen kann.
Als autark lebender Seekajak-Freak bin ich von der Einfachheit der Ausrüstung überzeugt. Aus dem triftigen Grund, seine Ausrüstung selbst mit den Bordmitteln reparieren zu können, beziehungsweise zu müssen, sollte man auch mit ihr vertraut sein. Die beste Voraussetzung dafür wäre deshalb, wenn man sein Equipment selbst konstruiert und baut, soweit es natürlich technisch möglich ist.
Als Anregung stelle ich eine Variante von meinem kleinen Hobo vor:
Bild 1: So sieht die Kombination meines kleinen Hobos mit einer Edelstahltasse von einem halben Liter Inhalt aus. Als Zubehör liegen bei: Serviette/Küchentuch, Zündhölzer, kleines Fläschchen Spülmittel, drei Teebeutel mit kleiner Büchse Süßstoff in Plastiktüte verpackt, drei Brühwürfel in Plastiktüte verpackt, kleiner Löffel. Teebeutel und Brühwürfel können natürlich variiert werden.
Bild 2: Alle oben gezeigten Gegenstände und noch einige mehr (z.B.: Alufolie als Deckel) passen in die Tasse hinein. Ich bin der Meinung für Rucksack-Wandern könnte das eine sinnvolle Zusammenstellung sein. Wenn man anstelle der relativ schweren Edelstahl-Tasse (150 g) eine aus Alu verwenden würde, könnte man noch zusätzlich Gewicht sparen.
Eine Änderung am Hobo müsste man allerdings anbringen. Der Topfhalter ist für die Tasse zu groß. Man müsste den oberen Ring nach innen knicken, damit die Tasse einen sicheren Stand hat. Für einen Bastler, der den Ständer einmal selbst gebogen hat, ist das überhaupt kein Problem, ihn entsprechend anzupassen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung Deiner Ideen. |