BK-11 - Ultraleicht-Kochsets für Spiritus-Dosenkocher

 

verfasst 2012 - geändert am 11.06.2012

 

Auf Seekajak-Touren ist es sehr abwechslungsreich und entspannend, auch einmal kleinere Landausflüge zu unternehmen. In Dalmatien und der Ägäis sind Erkundigungen von einsamen Inseln eigentlich eine reizvolle Alternative zum täglichen Paddeln. Natürlich möchte man da sich unterwegs auch einmal einen Kaffee, Tee oder eine Suppe zubereiten. Dazu habe ich mir eine leichte, klein verpackbare Ausrüstung zusammengestellt, die ich nicht nur auf meinen Paddel-Fahrten verwende, sondern auch auf meinen Streifzügen durch die heimischen Gefilde oder bei meinen Reisen mit dem Camper.

 

Für Gegenden, in denen kein oder kaum Feuerholz für einen Hobo zu finden ist, möchte ich einen kleinen Teil meiner Kollektion an Ultraleicht-Kochsets mit Spiritus-Dosenkochern vorstellen.

 

Bis auf den Creme-Dosenkocher, der als Spirituskocher mit offener Flamme konzipiert und als Sicherheit gegen Verschütten mit einem Steinwollevlies ausgestattet ist, aber einen Topfständer benötigt, arbeiten die beiden anderen nach dem Super-Cat-Stove-Prinzip auf denen der Topf direkt auf dem Kocher sitzt. Das sind meines Erachtens die einfachsten, leichtesten und zugleich wirkungsvollsten Brenner, die ich kenne, mit denen ich gearbeitet und für die ich mich entschieden habe.

 

Der Creme-Dosenkocher fast normal 20 ml Spiritus (maximal sogar 30 ml, siehe Bild 07). Er wir gefüllt, bis das Vlies sich vollgesogen hat. Der überflüssige Spiritus wird wieder zurück in den Brennstoffbehälter geschüttet. Gelöscht werden die Flammen mit dem Deckel, der gleichzeitig als Topfdeckel bei den Getränkedosen mit 0,33 l und 0,5 l verwendet werden kann. Nur wenn der Spiritus am Ende der Kochzeit schon ziemlich verbrannt ist, kann man die Flamme auch ausblasen. Aber Achtung, dass kein brennender Spiritus durch die Gegend gepustet wird!

 

Der schmale, hohe („kleine“) Kocher fasst 40 ml und der dicke, kurze („große“) Kocher 60 ml. Die Düsen habe ich in der Höhe so angebracht, dass, wenn das maximale Volumen erreicht wird, der weitere Spiritus in die Vorheizschale überläuft. Gelöscht werden diese beiden Kocher einfach durch ausblasen - ohne Windschutz macht das sogar auch ein kräftiger Windstoß.

 

Als Vorheizschale verwende ich eine abgeschnittene Thunfischdose aus tiefgezogenem Blech mit einem Durchmesser von 85 mm, einer Höhe von 10 mm und sie wiegt 10 g. Trotz des höheren Gewichts halte ich diese kräftige Ausführung im täglichen Gebrauch für sicherer und stabiler und gibt dem Dosenkocher einen festen Stand. Alternativ kann ein Gewichtsfanatiker auch einen Teelichtbecher aus Alu mit einem Durchmesser von 60 mm mit einem Gewicht von 2 g in sein Sortiment aufnehmen. Für den kleinen Super-Cat-Stove würde sogar der normale Teelichtbecher ausreichen (Durchmesser 35 mm, Gewicht 1 g). Allerdings lässt sich bei den Teelichtbechern der Spiritus schlecht anzünden, weil die Abstände von der Schale zum Kocher zu gering sind (mangelhafte Luftzufuhr). Eine flach gefaltete Alufolie wäre da die bessere Lösung.

 

Alle Kocher sind auf Töpfe mit einem Inhalt von 0,33 l, 0,5 l und 1,0 l Volumen ausgelegt. Als Töpfe verwende ich Alu-Getränkedosen mit den oben angegebenen Inhalten und des Weiteren eine Alu-Konservendose mit einem Volumen von 0,4 l. Die Bierdosen sind sehr druckempfindlich und lassen sich sehr leicht eindellen (nur die schwerere 0,33-l-Dose scheint etwas stabiler zu sein). Da reicht schon ein fester Griff und die Dosen sind verbogen! Na ja, sie lassen sich aber problemlos und schnell wieder an jeder Tankstelle ersetzen und für die unmittelbare Entsorgung des zwangsweise mitgelieferten Inhalts, in der Regel ist es Bier, stelle ich mich halt notgedrungen selber zur Verfügung.

 

Die Konservendose hingegen besteht aus stärkerem Material, so dass sie als langlebiger und robuster gilt, was mir persönlich wesentlich besser gefällt. Allerdings ist sie kunststoffbeschichtet! Ich will hier nicht über die Schädlichkeit der Beschichtung auf die Gesundheit eingehen, das sollte in den speziellen Foren diskutiert werden. Jeder Nutzer muss selber entscheiden, ob er entsprechenden Studien, die über den Atlantik schwappen, vertraut oder nicht. Ich frage mich aber, warum dann diese Kunststoffe nicht für Lebensmittelverpackungen verboten werden, wenn sie wirklich so schädlich sind, wie in den Studien behauptet wird. Interessant ist auch die Tatsache, dass bei der Verpackung der Lebensmittel die luftdicht verschlossene Dose kurzzeitig auf mehr als 100 Grad Celsius im Druckbehälter erhitzt wird. Das ist eine Temperatur die höher liegt, als beim normalen Wasserkochen, wie wir es im Outdoorbereich praktizieren. Das ist der derzeit gültige Standard in der Lebensmittelindustrie und sicherlich auch den deutschen Gesundheitsbehörden schon länger bekannt.

 

Nachfolgend möchte ich meine Gerätschaft an Hand von einigen Bildern vorstellen.

 

 

Bild 01: Eine Übersicht über meine UL-Spiritus-Kochsets, die ich noch nicht in meinen Beiträgen angesprochen habe: Vorne links der Creme-Dosenkocher mit Steinwollevlies (5 g), Deckel (2 g) - wird auch als Topfdeckel für die 0,33 l und 0,5 l Getränkedosen benutzt und der Topfständer mit stolzen 11 g, insgesamt 18 g. In der Mitte der große Kocher (10 g) und dahinter der kleine Super-Cat-Stove (6 g). Vorne rechts der Alu-Konservendosen-Topf, 0,4 l (19 g), hier noch mit einem Blechdeckel (12 g). Dahinter reihen sich die Alu-Getränkedosen-Töpfe mit 0,33 l (27 g) und Creme-Dosendeckel (2g), 0,5 l (16 g) mit Blechdeckel und Griff (8 g), 1,0 l (38 g) mit Alu-Deckel (7 g). Soweit es sich um die Koch-Sets handelt, sind sie alle „ultraleicht“. Am meisten fällt aber der Brennstoff ins Gewicht. Hier habe ich nur als Beispiel zwei Plastikbehälter aufgestellt mit jeweils 100 ml Spiritus: Der gelbe wiegt 100 g, der rote 95 g. Allerdings kommt man mit 100 ml nicht sehr weit. Nur als Ergänzung: Eine der üblichen 0,33-Liter-Getränkeflaschen wiegt mit 330 ml Spiritus schon 290 g (Bei längerer Lagerung entweicht auch etwas Spirtus, besser: Erst kurz vor der Tour einfüllen.) und 1,0 Liter in dem handelsüblichen Kunststoffbehältniss ganze 870 g. Die für das Wandern eigentlich erforderliche transportsichere Brennstoffflasche aus Alu mit 650 ml wiegt alleine schon 150 g, mit Spiritus satte 680 g.

 

 

Bild 02: Mein stabiles Solo-Ultraleicht-Kochset für Kurz-/Tagestouren mit 100 ml Spiritusflasche (95 g), großem Super-Cat-Stove (10 g), Alu-Konservendosen-Kochtopf 0,4 l (19 g) und statt dem Blechdeckel, neuerdings mit Aludeckel (4 g), Vorheizschale (10 g) insgesamt also 138 g. Zum Kochen von Kaffee/Tee und Instantsuppen reicht diese Ausrüstung allemal. Die Einzelteile passen in den Kochtopf hinein, einschließlich Kaffee-/Tee-Beutel, Süßstoff/Zucker, Mini-Teelöffel, Instantsuppen und Zündhölzer. Deckel, Vorheizschale und der Topf fügen sich ineinander. Nur das notwendige Kochwasser muss, wie bei den UL-Hobos auch, separat transportiert werden.

 

 

Bild 03: Flammbild des großen Seitenbrenners unter dem Alu-Konservendosen-Kochtopf 0,4 l. Der Topf steht sicher auf dem Kocher. Die Vorheizschale fehlt, weil ich eine feuerfeste Steingutschüssel als Unterlage verwendet habe. Bis 0,4 l Wasser mit 20 ml Spiritus kochen, vergehen rund 5 Minuten.

 

 

Bild 04: Flammbild des großer Seitenbrenners mit Vorheizschale, der eine Alu-Getränkeflasche mit 0,5 l Wasser mit 20 ml Spiritus in 7 min aufheizt. Der Brenner passt genau in die Aussparung am Dosenboden, so dass hier eine sichere, feste Verbindung gewährleistet ist.

 

 

Bild 05: Die selbe Anordnung nur mit dem kleine Seitenbrenner, der aber circa 9 min benötigt bis 0,5 l Wasser kochen. Er ist zwar noch nie umgefallen, es sieht aber nicht sehr vertrauenerweckend aus. Für 0,5-l-Bierdosen ist er meines Erachtens zumindest in der Natur weniger geeignet.

 

 

Bild 06: Die 1,0-l-Getränkedose ist bereits im Hobo eingesetzt gewesen, daher die Ruß-/Teer-Schicht am Boden. Mit dem großen Seitenbrenner dauert es etwa 15 min bis 1,0 l Wasser mit 40 ml Spiritus sprudeln.

 

 

Bild 07: Ist der Dosenkocher „Creme“ bis zum Rand mit Spiritus gefüllt, das sind 30 ml, kann man 0,9 l Wasser innerhalb von 15 min zum Kochen bringen. Bei sehr feuchtem Vlies (rund 25 ml Spiritus) erhält man man in rund 14 min 0,75 l Kochwasser und bei dem Standardwert von 20 ml Spiritus sind es 0,6 l Wasser die sprudeln, wenn die Flamme in der Brennschale nach 13 min erlischt.

 

 

Bild 08: Der Creme-Dosenkocher mit Topfständer und 0,5-l-Bierdose. Mit weniger als 20 ml Spiritus kocht das Wasser in rund 10 Minuten. Nicht gerade schnell, aber bequem und gefahrlos mit sicherem Stand.

 

Alle bisherigen Versuche sind in der Küche unter „Laborbedingungen“ durchgeführt worden, das heißt, ohne Windeinfluss. Ein Windschutz war deshalb nicht notwendig.

 

Ganz anders sieht es allerdings draußen aus. Hier ist ein Windschutz unbedingt erforderlich. Am besten ist das Kochen vor einem bis zum Boden heruntergezogenen Tarp, so wie ich es auf meinen Kajaktouren verwende. Andere Möglichkeiten sind der „aufgespannte“ Anorak, ein gut platzierter Rucksack, der eigene Körper oder eine Kombination aus allen, eventuell auch im Lee von Mauern, Steinwällen, Bäumen, Felsen usw.). Von einem extra für diesen Zweck angefertigten Windschutz, den ich dann mitschleppen muss, halte ich nicht viel, denn es widerspricht dem Ultraleicht-Gedanken.

 

 

Bild 09: Als Demonstration: Der Creme-Dosenkocher draußen im Einsatz. Der Brennerdeckel fungiert hier als Topfdeckel. Eine separate ebene Unterlage, wie hier vorgestellt, ist zweckmäßig, aber nicht unbedingt erforderlich. Oft reichen ein flacher Stein, ein Brett, fester Boden oder ein Baumstumpf usw. völlig aus.

 

 

Bild 10: UL-Kochset in Aktion. Allerdings wurde das Wasser ohne Windschutz nur heiß (Blasenbildung), begann mit 20 ml Spiritus aber nicht zu kochen. Hier wird der gravierende Mangel gegenüber den UL-Hobos mit nur 70 g Gewicht und in unseren Breiten nahezu unbegrenztem Brennstoff sehr deutlich.

 

Fazit:

 

Wenn ich einen Kocher bei mehrtägigen Wanderungen mitnehmen möchte, ziehe ich, wenn es die Örtlichkeiten zulassen, grundsätzlich den UL-Hobo vor, weil er effektiver heizt und ich kein Brennmaterial mittragen muss. Als Töpfe sind die oben vorgestellten sehr leichten Getränke- oder Konservendosen aus Alu ohne weiteres zu gebrauchen. Natürlich kann ein „moderner“ Outdoorler auch auf teures Titan und die kostenintensiven Errungenschaften der Ausrüstungsindustrie zurückgreifen - „ultraleicht“ ist das alles aber nicht. Da muss man schon selber die nötigen Überlegungen anstellen!

 

Bei Rucksack-Tagestouren verwende ich eine Kombination aus den hier vorgestellten Einzelteilen, weil ich oft bei Unterständen/Aussichtspunkten raste, bei denen man auch meist eine windstille Ecke findet. Ich werde auch noch versuchen, den Creme-Dosenkocher zu optimieren.

 

Auf meinen rucksacklosen Zügen durch die Holledau und den heimischen Wäldern, insbesondere in den kühleren Jahreszeiten, nehme ich, am Ausrüstungsgürtel (alte steingraue Bundeswehrkampfhose, „Filzlaus“ genannt, mit Koppel und bequemen Hosenträgern zur Lastverteilung!) eingehängt, meinen Feldflaschen-Kocher einschließlich dem „Zubehör-Wimmerl“ mit, weil er vielseitiger, sowohl als Holz-, als auch als Spiritus-Kocher zu verwenden ist. Bei solchen Solo-Trips ziehe ich auch eine gewisse Robustheit der Ausrüstung vor. Die Links dazu sind im Inhaltsverzeichnis angegeben.