BG-11 - Wie viel Wasser muss ich eigentlich dabeihaben?  

verfasst 2012 - geändert am 05.10.2012

 

Wie viel Wasser benötigt der Mensch zum Trinken bei unterschiedlichen Tätigkeiten? Das ist sehr verschieden und es hängt von mehreren Faktoren ab: Tätigkeit, Umgebungstemperatur, Jahreszeit, Aufenthaltsort usw.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) erklärt, dass, wenn die Wasserzufuhr beim Menschen nicht ausreicht, es zu Schwindelgefühl, Durchblutungsstörungen, Erbrechen und Muskelkrämpfen kommen kann, da bei einem Wasserverlust die Versorgung der Muskelzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen eingeschränkt ist. Wie hoch der tägliche Mindestbedarf an Trinkwasser für einen Menschen liegt ist unklar. Empfehlungen von1,5 Litern und mehr pro Tag für einen gesunden, erwachsenen Menschen können wissenschaftlich nicht gestützt werden. Im Allgemeinen rechnen Ärzte mit täglich ca. 2,5 Liter, damit ein Mensch überleben kann.

 

Für meine Langtouren verstaue ich in meinem Kajak 14 PET-Flaschen mit je 1,5 Liter: 3 Flaschen im hinteren Stauraum als Notreserve, 8 im vorderen Stauraum, 2 hinter dem Sitz und eine im Fußraum zum sofortigen Gebrauch. Siehe dazu auch meinen Beitrag KP-07. Mit diesen 21 Litern kann ich in der Regel bis zu einer Woche autark leben, selbst im Mittelmeer im Hochsommer, wenn man dieses Wasser nur zum Trinken und Kochen verwendet. Die Regionen, die ich im Mittelmeer in der Regel befahre, haben alle Badewasserqualität, so dass man das Süßwasser durch häufiges Baden und Abkühlen im Meer „strecken“ kann. Auch für die Hygiene verwende ich Meerwasser und mein Paddel-T-Shirt wasche ich ebenfalls täglich im Meerwasser aus, damit sich die Salzkruste am Abend auflöst und ich nur mehr das Restsalz aus dem Wasser im Stoff habe. Komme ich in einen Hafen fülle ich bei guter Wasserqualität die PET-Flaschen wieder auf oder werfe sie in den Recycling-Container und versorge mich in einem Laden mit neuem Trinkwasser. Dadurch erhalte ich die Sicherheit, dass sich keine Keime in meinen Flaschen bilden.

 

Als ich mit dem Moped unterwegs war, nahm ich 3 PET-Flaschen mit, eine als Notreserve und zwei zum Gebrauch, weil ich sie bei jedem Tankstopp wieder befüllen oder austauschen konnte.

 

 

Bild 01: Mein Moped auf einer längeren Tour durch Skandinavien, hier an der russischen Grenze bei Niemijärvi in Finnland. Zu erkennen ist mein flacher Zeltbeutel hinter dem Kleidersack und eine der Wasserflaschen, die ich an beiden Seiten außen befestigt habe. Die Notreserve mit 1,5 l steckt im Kleidersack zwischen Liegematte und Schlafsack.

 

Bei Wandertouren habe ich zwei PET-Flaschen im Rucksack, die meist für einen Tag reichen. Allerdings nehmen ich in südlichen Gegenden jede Gelegenheit wahr, um meine Wasservorräte zu ergänzen. Im hohen Norden Europas ist das nicht erforderlich, weil die Flüsse und Bäche noch Trinkwasserqualität aufweisen. Allerdings schieben sich Zivilisation und Tourismus immer weiter nordwärts, so dass es auch dort bald zu Problemen mit der Wasserqualität kommen wird.

 

 

Bild 02: Hier auf dem Fjell der Nordkinnhalvøya kurz vor der Barentssee, auf dem Weg vom Hopseidet nach Mehamn ist die Welt noch in Ordnung. Das Wasser kann direkt in die Flaschen abgefüllt werden und weist eine sehr hohe Reinheit auf. Perfektionisten lassen es sicherheitshalber noch durch ein Tuch laufen, um die selten vorhandenen organischen Schwebestoffe noch gänzlich herauszufiltern. Mehr ist aber nicht erforderlich.

 

Auf herbstlichen Tagestouren in der Holledau nehme ich eigentlich nur mein Feldflaschenkocher-Set mit, wie hier im Beitrag BK-01 in den Bildern der kleinen Ergänzung beschrieben.

 

Mit den neuzeitlichen Trinksystemen, so wie sie heute angeboten werden, habe ich keinerlei Erfahrung. Ich persönlich lehne diese Art von Wasserversorgung ab, weil ich nicht ständig wie ein Säugling an einem „Duzl“ nuckeln möchte. Auf Wanderschaft will ich die Natur bewundern und nicht wie ein Marathonläufer durch die Gegend hetzten, der keine Zeit hat, einen Schluck aus der „Pulle“ zu nehmen. Wenn ich Durst verspüre, suche ich mir ein schönes Plätzchen, möglichst mit einer prächtigen Aussicht, lege eine kurze Pause ein und während ich die schöne Aussicht genieße, ich mich ein wenig ausruhe und zur besseren Orientierung vielleicht einmal in die Landkarte schaue, hole ich gemächlich meine Wasserflasche aus dem Rucksack und ...

Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten stellte sein Trinksystem auf Kajaktouren vor und erklärte dabei die Vorzüge. Die einzelnen Details gehen aus meinen Kommentaren dazu hervor. Er gab auch an, dass er einmal in einem Buch gelesen habe, dass die tägliche Minimaldosis für die Flüssigkeitsversorgung sich folgendermaßen berechnen lässt : 30 Milliliter Wasser pro Kilo Körpergewicht.

 

Ihm antwortete ich auf seine Angaben im nachstehenden Text:

 

Mit den Mengenangaben liegen wir im selben Bereich. Nach Deiner Berechnung müsste ich mit rund 2,5 l Wasser auskommen, also sind 3 Liter pro Tag (2 PET-Flaschen) ausreichend.

 

Über den Einsatz von Trinksystemen wird es immer Befürworter und Gegner geben. Jedes System hat Vor- und Nachteile. Du schreibst, dass es praktisch sei, bei widrigen Wetterverhältnissen das Paddeln nur kurzzeitig unterbrechen zu müssen, damit man schnell wieder weiterpaddeln oder stützen kann. Den Gesichtspunkt „Sicherheit“ habe ich noch gar nicht berücksichtigt und ich muss zugestehen, da hast Du völlig recht. Allerdings habe ich bei heftigeren Wellenbewegungen weniger Probleme mit der Wasserver- als mit der Wasserentsorgung, wenn der Druck auf die Blase allmählich immer größer wird und ich ständig stützen muss.

 

Eine PET-Flasche mit 1,5 l Volumen wiegt 45 g, 3,0 l Volumen dann 90 g - ein Trinksystem mit 3,0 l Volumen rund 185 g. Allein das „Source Tube Brush Clean Kit“ (Tut mir Leid, aber diesen neuhochdeutschen Ausdruck für eine ordinäre Schlauchbürste, den ich in der Werbung entdeckt habe, muss ich einmal tippen und ihn mir auf den/der Fingern/Zunge „zergehen“ lassen.), die man auf längeren Touren wohl mitnehmen muss, wiegt allein schon 50 g, mehr als ein PET-Flasche. Also für unsere Ultraleicht-Trekker wird das schon problematisch, vom Preis einmal ganz abgesehen. Im Seekajak spielt Gewicht natürlich eine untergeordnete Rolle. Da kann man leichter so ein Trinksystem einsetzten.

 

Als ich 2004 die Donau hinunter nach Istanbul gepaddelt war, konnte ich immer Trinkwasser in meinen Wassersack nachfüllen. In der Türkei bekam ich einmal versehentlich Brauch- anstelle von Trinkwasser und prompt begannen in meinem Wassersack der Schimmel und grüne Algen zu gedeihen und diese räumten mich eine Zeit lang durch, bis ich die Ursache herausgefunden hatte. Es hatte eine lange Zeit gebraucht, bis ich den Sack mit 8 Liter wieder sauber hatte, der nur durch eine kleine Öffnung zugänglich war und nur einen winzigen Ausschnitt für die Reinigung und zum Kontrollblick freigab. Um Verschmutzungen zu erkennen, hatte ich die Innenwände immer an der Öffnung streifenweise vorbeiziehen müssen.

 

Seit dieser Zeit benutze ich nur mehr PET-Flaschen, zumindest im südlichen Mittelmeer, weil ich in diesen Verunreinigungen sofort erkenne und sie dann säubern oder auswechseln kann. Ich weiß nicht wie man ein Trinksystem reinigt. Meines Erachtens wird es aber schwieriger sein, den Schlauch, das Mundstück und den undurchsichtigen Sack sauber zu bekommen, als eine durchsichtige PET-Flasche einfach auszuspülen. Unter Umständen kann man mit einem einfachen, dünnen Stöckchen auch hartnäckigere Verunreinigungen beseitigen oder Fusel herausfischen, die sich nicht ausspülen lassen.

 

Dass man nicht erst trinken soll, wenn man richtig durstig ist, mag durchaus richtig sein. Ich habe auf meinen Seekajaktouren aber sehr selten richtigen Durst verspürt. Eigentlich kann ich ohne weiteres einen halben Tag ohne zu trinken auskommen, bei kühlem Wetter sogar bis zu einem ganzen Tag. Bei großer Hitze frische ich mich regelmäßig mit Meerwasser ab, indem ich eine „Kappe voll Wasser“ aufsetzte. Das scheint durchaus den Durst zu lindern. Auf Wanderungen reicht es eigentlich immer aus, wenn ich in den Rastpausen zur Flasche greife. Paradoxerweise verspüre ich immer den größten Durst, wenn ich einmal Langeweile habe. Das kommt aber auf meinen Reisen sehr selten vor! Das Trinkverhalten ist sicherlich von Mensch zu Mensch verschieden und bestimmt auch eine Gewohnheitssache.

 

Ich glaube aber, hier sollte sich ein jeder seine eignen Gedanken machen, wie er seine Wasserversorgung realisiert. Die einen ziehen Neuerungen, einfaches Bedienen und Bequemlichkeit vor, die anderen schwören halt auf Nostalgie. Wichtig ist, dass man die unterschiedlichen Meinungen hört und daraus die eigenen Schlüsse ziehen kann.

Zwei weitere Forumsmitglieder gaben ihre Meinung über ihren Wasserhaushalt und Transport auf Kajaktouren bekannt. Der eine verwendet ein Trinksystem, der andere benutzt Wassersack und Trinkflaschen.

 

Für sie ging ich auf die einzelnen Punkte ein und verfasste folgenden Kommentar:

 

Danke Euch beiden für Eure persönliche Meinung und Erfahrung zum Wassertransport und zum Trinken während einer Paddeltour. Hier kann man sehen, dass es kein ultimatives System gibt, das für alle gleichgut geeignet ist und auch von allen akzeptiert wird. Jeder von uns benutzt das, mit dem er am besten zurechtkommt. Trotzdem finde ich es gut, wenn hier die unterschiedlichen Arten vorgestellt und besprochen werden. Oft entdeckt man doch noch einen Hinweis auf einen Tipp, auf den man selbst noch nicht gekommen ist und den man übernehmen möchte.

 

Ich muss zugeben, dass ich beim Reisen lieber den gemütlichen Menschentyp vertrete, der gerne mal eine Pause einlegt, um die Natur auf mich wirken zu lassen. Dabei einen Schluck aus der Wasserflasche genießen, wenn ich Durst verspüre, einen Happen essen, wenn sich der Hunger meldet, sehe ich als sinnvolle Ergänzung und ich muss gestehen, das reicht mir.

 

Eigentlich höre ich mehr auf meinen Körper, der mir rechtzeitig signalisiert, wenn ein Mangel eingetreten ist. Wenn zum Beispiel durch Schwitzen der Körper an Salz verloren hat und der Elektrolyt aus dem Gleichgewicht geraten ist, bekomme ich Appetit auf scharfes, salziges Essen. Dem komme ich bei der nächsten Gelegenheit nach. Da habe ich schon während der Fahrt das Salz von meinem Paddel-T-Shirt heruntergekratzt und meinen Bedarf gedeckt, wenn der Drang nach etwas Salzigem zu groß geworden ist.

 

Vorbeugende und zusätzliche Mittel (z.B. Mineralstoffe, isotonische Getränke außer Bier an der Strandbar, usw.) habe ich auf meinen Reisen noch nie verwendet, auch nicht mitgenommen. Bis jetzt hat diese Methode immer funktioniert und ich habe noch keine gravierenden Mangelerscheinungen erlebt. Ernährungsratgeber in Person oder als Buch, die zu allem Möglichen raten, habe ich noch nie gesprochen und auch nicht gelesen.

 

Die gute Reinigungsmöglichkeiten bei dem vorgestellten Trinksystem mit dem großen Klappverschluss des Beutels ist für mich neu. Da ichTrinksysteme nicht benutze, habe ich mich mit den unterschiedlichen Typen auch nicht näher befasst und mir natürlich mein „Vorurteil“ aus den Erfahrungen mit meinen alten Wassersäcken gebildet. So bleibt bei den modernen Trinksystemen eigentlich zum Reinigen jetzt nur mehr der Schlauch und das Mundstück als Problem übrig. Ob man nun mechanische (Schlauchbürste) oder chemische (Reinigungstablette) Mittel benutzt, bleibt jedem selber überlassen. Wer die Umwelt nicht mit Chemie belasten will, muss halt rubbeln.

 

Übrigens, der Tipp mit dem feuchten Lappen über dem Wasserbehälter auf Deck ist hervorragend. Kühlt ausgezeichnet und auf Binnengewässern überhaupt kein Problem! Auf dem Meer sollte man ein separates Tuch verwenden, weil es wie mein Paddel-T-Shirt spätestens am Nachmittag salzverkrustet sein wird. Wenn man ein stark saugendes altes Handtuchüber den Sack legt und es unter die Rundumleine klemmt, saugt es sich ständig mit Wasser voll (Dochtprinzip) und man muss nicht immer selber nachfeuchten. Es muss nicht einmal ständig ins Wasser hängen,weil es bei jedem „Ankanten“ oder Wellenschlag von selber feucht wird.

 

Bei uns in der Holledau haben wir ein sehr kalkhaltiges Wasser. Wenn das Wasser längere Zeit in einem Tank, Ballon, Sack/Beutel, Flasche lagert, setzt sich der Kalk als zäher Schleim ab. Alleine miit Ausspülen kommt man da nicht mehr weiter und man muss ebenfalls Chemie oder Mechanik einsetzten. Das ist auch ein weitere Grund (zumindest bei Touren in meiner Heimat), warum ich lieber PET-Flaschen (Kajak, Moped, Rucksack) oder die 5-Liter-Ballons (Camper) zum „Wechseln“ verwende.