| BG-14 - Mein Beitrag zu „Leave No Trace“ und wie ich es verwirkliche
verfasst 2012 - geändert am 12.12.2012
Im Prinzip ist es ein ähnlicher Beitrag wie der vorangegangene, abgestimmt aber auf die Outdoorseiten und auf das Seekajaking im Mittelmeer bezogen. Praktisch gesehen, stellt nachstehender Text eine Zusammenfassung meines bereits Geschriebenen aus früheren Beiträgen zu diesem Thema dar:
Ein neues Event ist wieder einmal über den großen Teich zu uns herübergeschwappt. „Leave No Trace“ heißt es, abgekürzt „LNT“und bedeutet „Hinterlass' keine Spuren“. Als ich diesen Begriff zum ersten Mal gelesen habe, habe ich mich gefragt, was das eigentlich bei uns in Deutschland soll. Jeder, der einmal in einer Jugendgruppe Mitglied gewesen ist und sich mit der Natur beschäftigt hat, jeder der seinen Wehrdienst abgeleistet hat und eigentlich jeder vernünftige Mensch, der noch seine sechs Sinne aktivieren kann und über ein einigermaßen funktionierendes Gehirn verfügt, weiß doch, dass er in der Natur keine oder, soweit es möglich ist, nur kleine Spuren hinterlassen soll!
Was heißt das konkret, wenn ich eine Seejakak-Tour im Mittelmeer unternehme? In Stichworten zusammengefasst, so wie ich es seit Beginn meiner Paddelreisen mache, im Prinzip eigentlich nur:
1 - Müll Absolut keinen Müll hinterlassen, alles mitnehmen, was nicht verrottet. Das mache ich auch, wenn sich in einer Bucht genügend Schwemmmüll, meist aus Plastik, angesammelt hat. So kann ich wenigstens mit gutem Gewissen behaupten, meinen persönlichen Beitrag zum Umweltschutz geleistet zu haben. Entsorgt wird der Abfall beim nächsten Landgang in den dafür vorgesehenen Müllcontainern.
2 - Lagerfeuer Wenn ein Lagerfeuer in der mediterranen Hitze überhaupt erforderlich ist, habe ich nur ein kleines Grubenfeuer zum Kochen direkt am Strand in den Sand/Kies gegraben, das bei der Abreise wieder zugeschüttet worden ist. Neuerdings nehme ich einen kleinen Hobo mit und vermeide so den Schaufeleinsatz oder die schwarzen Brandflecken in der Natur. Verwendet wird ausschließlich fingerdickes Totholz, das sich noch mit der Hand brechen lässt. Als Solopaddler benötige ich kein Feuer für die Seele. Da reicht mir das Beobachten des Sternenhimmels. Nur als kleiner Hinweis am Rande: Auf meinen Touren durch das sommerliche Skandinavien habe ich noch nie ein offenes Feuer angezündet, auch wenn die Skandinavier selbst da keine Hemmungen haben. Zum Wärmen und Schlafen im hohen Norden schlüpfe ich in einen entsprechend angepassten Schlafsack auf einer dicken Liegematte und benötige kein Lagerfeuer, das nur eine Seite meines Körpers aufheizt.
3 - Lagerplatz Das Lager in einer Bucht schlage ich möglichst auf Kies, Sand oder Felsplatten auf, aber nicht auf dem spärlichen Gras, soweit es überhaupt vorhanden ist. Ein Zelt ist im sommerlichen Mittelmeer kaum nötig. In der Regel genügt eine Plane.
4 - Hygiene Für die Hygiene reicht im Süden meist das Baden im Meer aus - Haarshampoo, Seife schäumt im Salzwasser kaum und man müsste auf spezielle Meerwasserseifen ausweichen, benutze ich nur, wenn es absolut notwendig ist. Wenn man alleine unterwegs paddelt, riecht man sich nicht oder man hat sich an seinen eigenen Gestank gewöhnt. Aber wehe, wenn man dann unter Leute zum Einkaufen oder an die Strandbar geht oder mit einer Gruppe unterwegs ist. Da ist es besser, vor der Rückkehr in die Zivilisation oder bei „Gesellschaftsfahrten“ öfter als nur einmal am Tag in das Wasser zu springen.
Anstelle mit Toilettenpapier reinige ich mich mit Meerwasser. Feste Stoffwechselprodukte verschwinden in der Hitze durch Bakterien, Kleinstlebewesen, Insekten, kotfressende Tieren unheimlich schnell. Nach eigenen Beobachtungen sind die Rückstände nach einem oder zwei Tagen meist nicht mehr vorhanden. Trotzdem suche ich mir ein geeignetes einsames Plätzchen weit abseits des Strandes und der Trampelpfade, irgendwo in der Macchia. Ist das nicht möglich, ist vergraben angesagt.
5 - Sonnenschutz Als Sonnenschutz verwende ich unterwegs ausschließlich Kleidung, den natürlichen Schatten der Buchten oder des Tarps. Chemische Sonnenschutzmittel habe ich noch nie benutzt, deshalb ist auch kein Eintrag in den Boden oder in das Wasser erfolgt und ich habe daher den Naturschutz auf diese Weise seit jeher gefördert.
6 - An- und Abreise (gehört nicht direkt zu LNT, aber allgemein zum Umweltschutz) Die An- und Abreise mit dem Auto (München - Grado/Venedig) ist zur Zeit noch die günstigste (ökonomisch/ökologisch) und auch meist die einzige Möglichkeit, einen festen Kajak ans Mittelmeer zu transportieren und auch wieder zurück. Von Venedig aus geht es dann, wenn nötig, mit der Fähre zu meinem Tourenziel (meist Igoumenitsa oder Patras in Griechenland) weiter. Flugreisen, um irgendwo auf der Welt ein paar Wochen Urlaub zu machen, lehne ich wegen der Vergeudung von Ressourcen (Kerosin) ab. Das ist auch der Grund, warum ich Europa für meine Outdoor-Aktivitäten primär auswähle. Für Wandertouren bevorzuge ich überwiegend meine nächste Umgebung in der Holledau. Da komme ich ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurecht.
Das alles habe ich seit Beginn meiner Seekajak-Touren im Mittelmeer so praktiziert und auch schon einmal früher hier beschrieben und ist heute nur komprimiert worden. Für mich ist es eigentlich unerklärlich, dass man eine absolute Notwendigkeit, wie keine/kleine Spuren in der Natur zu hinterlassen, bei uns in Deutschland überhaupt diskutieren muss. Sind wir schon so weit heruntergekommen, dass wir wirklich nur noch von der Hand in den Mund oder von heute auf morgen leben, den Verstand ausschalten und nicht mehr nach vorne, in die Zukunft unserer Kinder und Enkel, blicken?
Was andere Outdoor-Enthusiasten für Einstellungen zur Umwelt haben, wie sie ihr Leben draußen gestalten, die Natur schützen oder es für einen Blödsinn halten, all diese Diskussionen über das Für und Wider von „Leave No Trace“ sehe ich für mich seit über 50 Jahren als abgehakt an. Unabhängig davon halte ich an meiner ursprünglichen Überzeugung fest und versuche grundsätzlich, selber keine oder nur kleine Spuren in der Natur zu hinterlassen. Aufgrund meiner Fährte wird man mich wohl nicht finden, auch nicht im deutschen Wald. Weil ich Umwelt- und Naturschutz für eine Selbstverständlichkeiten ansehe, werde ich mich bei diesen Diskussionen über „LNT“ nicht beteiligen. |