BG-18 - Grundkenntnisse des Soloreisens - Allgemeinwissen

 

verfasst 2013 - geändert am 20.01.2013

 

Viele setzen Allgemeinbildung mit dem Schulwissen gleich. Dem ist aber nicht so! Die Schule vermittelt nur die Grundlagen des Wissens. Nach der Schule beginnt aber erst die eigentliche Ausrichtung, Erarbeitung und Intensivierung der Allgemeinbildung - und das ausschließlich in eigener Regie.

 

Je nachdem, mit wie viel Wissen sich der einzelne zufrieden gibt, entstehen die Schichten in der menschlichen Gesellschaft: vom Hilfsarbeiter (Ungelernter oder Beschäftigter im Niedriglohnsektor - mit heute gewollt steigender Tendenz) über den Mittelstand (früher das Gros der denkenden Deutschen und Stütze der Gesellschaft - mit heute gewollt fallender Tendenz) bis hinauf zu den wenigen „Studierten“ und „Mächtigen“ vom Land- und Geld-Adel, die permanent versuchen, die Gesellschaft so zu steuern, dass sie, die Führungselite, unter sich bleibt (siehe Amerika). Aber, der Wissenstand kann sich im laufe des Lebens ändern. Ein Hauptschüler, der sich mit dem Gelernten nicht zufrieden gibt, kann auf dem zweiten Bildungsweg oder durch Eigeninitiative ebenso zu einem breiten Wissen gelangen, wie es ein Abiturient auf dem direkten Weg wohl kaum erreichen kann, weil ihm dazu noch die nötige Erfahrung fehlt. Es hängt an jedem einzelnen, was er aus sich selber macht. Je breiter das Wissen und die Bildung ausgerichtet sind, desto leichter kommt man auch selbst, mit eigener Kraft, durchs Leben, desto schwieriger wird es, über's Ohr gehauen zu werden, desto weniger fällt man auf dubiose Werbeversprechungen herein, die mit immer neuen Produkten die Wirtschaft in Gang halten und so den Konsum fördern. Parallel zur Allgemeinbildung und zum Wissen entwickelt sich auch das logische Denken und der vernünftige Menschenverstand - Grundvoraussetzungen für uns Outdoor-Freaks, um sich draußen erfolgreich behaupten zu können ... und ein Dorn im Auge der deutschen Machtelite!

 

Es gibt zwei Arten von Wissen: Katalog- und Präsent-Wissen.

 

Das Katalogwissen ist auf einem Datenträger (Buch, Bibliothek, elektronische Medien, Internet usw.) abgespeichert und ich weiß, wo ich dieses Wissen abrufen kann. Beispiel: Früher war der Datenträger in der Regel das klassische Buch, meist in der Form von Enzyklopädien, Lexika, Fachbücher, wissenschaftliche Magazine usw. Im elektronischen Zeitalter reicht in Prinzip ein PC und ein Internetanschluss. Mit einer Suchmaschine finde ich dann im weltweiten Netz jede nur erdenkliche Information zu einem bestimmten Thema. Wenn ich will, ebenso viele positive, wie auch negative Kommentare. Jetzt ist der eigene Geist gefragt, die für sich wichtige Entscheidung zu treffen: Welche der vorgefundenen Aussagen ist richtig? Hier gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Während ich von einer Redaktion bearbeiten Enzyklopädie zumindest mit dem Forschungsstand bis zur Veröffentlichung erwarten kann, dass die Angaben und Daten einigermaßen richtig sind, sind die Inhalte und Einzelheiten im Internet völlig ungesichert. Jeder kann seine Meinung einstellen und behaupten, sie wäre die einzige Wahrheit. Und wie beim Marketing, fallen viele auf den „verzapften Mist“ herein, geben ihn, mit den eigenen, oft wieder unzulänglichen Deutungen versehen, weiter und sorgen so dafür, dass im Internet mehr falsche „Fakten“ und Halbwahrheiten zu finden sind, als gut recherchierte und fundierte Daten.

 

Selbst Wikipedia, die größte Internet-Enzyklopädie ist davon nicht gefeit. Wenn ein Wissenschaftler sein neuestes Forschungsergebnis bei Wikipedia einstellt, wissenschaftlich korrekt, allerdings in einem Stil geschrieben, den kein normaler Bürger mehr versteht, stürzen sich innerhalb von wenigen Tagen die Besserwisser und Hobby-Redakteure auf den Artikel, zerpflücken ihn, schreiben ihn um, um ihn verständlicher hinüberzubringen und ... verfälschen ihn, meist unwissentlich und bestimmt unabsichtlich, so stark, dass von der wahren Aussage des Wissenschaftlers kaum noch was übrig geblieben ist. Also Vorsicht vor diesen pseudowissenschaftlichen Umdeutungen bei Wikipedia! Als Erstinformation, um sich langsam in ein Thema einarbeiten zu können, reicht Wikipedia aber aus. - Sollte ich falsch liegen, bitte korrigiert mich!

 

Das Präsentwissen liegt auf dem eigenen menschlichen Datenträger, dem Gehirn, im Langzeit- und im Kurzzeit-Gedächtnis. Im Prinzip werden als Präsentwissen all die Daten angesehen, die der Mensch ständig parat (präsent) haben muss. Nun, meist ist es das Schulwissen der Hauptfächer und das, was man sich aus eigenem Interesse, beruflicher Pflicht und lebenswichtiger Notwendigkeit selbst erarbeitet hat. Auch hier ist Vorsicht angesagt! Benutzt man ständig einen Taschenrechner, wird man bald das Einmaleins vergessen haben, und es nicht mehr unmittelbar abrufen können, was man als Kind so mühsam sich hat eintrichtern müssen. Das Gehirn ist in einem permanenten Lern- und Erfahrungsprozess und fordert dazu auf, seine Speicherdaten ständig zu erneuern und zu wiederholen, damit sie nicht verloren gehen. Im Laufe seines Lebens wird der Mensch auch sein Präsentwissen verlagern und umgestalten, je nachdem, wo und wie er seine Prioritäten in dem jeweiligen Lebensabschnitt setzt.

 

Wenn ich mich mit dem Seekajak nach einer längeren Unterbrechung wieder auf eine Großfahrt begebe, muss ich mir vor Antritt der Fahrt auch erneut all die Dinge ins Gedächtnis zurückholen, die zwischen den Touren langsam aus dem Speichermedium Gehirn entschwunden sind. Das geht relativ schnell, weil man im Prinzip nur sein Langzeitgedächtnis wieder aktivieren und sein Register neu ordnen muss. Gehe ich in diesen Fällen meine alten Unterlagen durch: Tagebuch, Etmalzusammenstellungen, Orts- und Kursberechnungen usw., ist es meist der Aha-Effekt (Ach, so war das gleich wieder!), der mir signalisiert, wenn ich die einzelnen Vorgänge ins Gedächtnis zurückgerufen habe.

 

Meine Quellen für das Präsent- und Katalogwissen

 

Nun, ich besitze keinen Fernseher und ich muss zugestehen, mir geht er auch nicht ab. Dazu sind mir die einschlägigen, gängigen, privaten Programme zu minderwertig. Als ich noch berufstätig gewesen bin und ich regelmäßigen Zugang zu unserem Fernseher in München gehabt habe oder wenn ich heute gerade in München verweile, schaue ich mir meist die Sender: arte, 3sat, BRalpha, Phönix, die Dritten Programme an. Dann erst folgen die beiden deutschen öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssender, die deutschsprachigen ausländischen Staatssender (Österreich, Schweiz, meist via 3sat) und das war's auch schon. Das in breiten Bevölkerungsschichten allerseits so beliebte „Private Entertainment“ schalten meine Frau und ich äußerst selten ein (meist nur die nostalgischen Filme), weil wir auf diesem Low-Level-Niveau sowieso nicht mitdiskutieren wollen und wir uns der staatlich geförderten Volksverdummung permanent widersetzen (siehe oben über die Führung der Massen).

 

In der Holledau habe ich mir eine kleine Bibliothek unter'm Dach eingerichtet mit rund 3.000 Bänden und zusätzlichen wissenschaftlichen Magazinen (Geo, Spektrum, Unterrichtsblätter usw.), die langsam, aber stetig wächst. Bücher, speziell das Sammeln von Fachbücher, Ratgeber, ist ein weiteres Hobby, das meine Allgemeinbildung abrundet und mir hilft, das notwendige spezielle Fach- und erweiterte Wissen für das Leben zu erarbeiten.

 

Die aktuellen Informationen erhalte ich heute aus dem Internet und aus dem Radio. Eines meiner ersten Anschaffungen, nachdem ich in das Berufsleben eingetreten bin, ist Meyers Enzyklopädisches Lexikon in 27 Bänden, zusätzlich noch Atlanten und Ergänzugsbände, gewesen (steht in München). Diese Masse an Wissen habe ich dann antiquarisch mit der Brockhaus Enzyklopädie mit 23 Bänden ergänzt (steht in der Holledau). Mit insgesamt über 50 Büchern habe ich ein kompaktes Wissen, zumindest bis zu ihrer Veröffentlichung (Stand: ca. 1975) und eine breite Palette an Informationen zur Verfügung, auf die ich immer wieder gerne zurückgreife, trotz Internet. Die elektronische Informationsbeschaffung kommt dann zu Hause bei dem neuesten Wissen zum Einsatz, das noch nicht in der Basisliteratur enthalten ist. Auf unseren Reisen im Wohnmobil haben meine Frau und ich den dreibändigen Meyers dabei gehabt und im „Schlaglochspion“ begleitet mich das einbändige Meyers Lexikon.

 

Na ja, irgend wann einmal werde ich mir auch einen mobilen Internetzugang anschaffen und dann hoffen, dass ich auf meinen Seekajakreisen in den steilen, schönen und einsamen Buchten auch einen Empfang habe, wenn ich ihn einmal dringend brauche. Letztendlich ist das aber reiner Luxus, so wie ich mein uraltes GPS-Gerät für die Standortbestimmung benutze.

 

Für mich ist es auch wichtig, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen. Auf diese Weise entdecke ich viel mehr und meist auch viel Besseres, als in einem neuen Ausrüstungskatalog, der ja permanent versucht, Altes gegen Neues auszutauschen, damit die Konjunktur floriert und der Gewinn maximiert werden kann. In der Firmenphilosophie wird das dann schwülstig „Erhaltung der heimischen Arbeitsplätze“ genannt. Erst nach hartnäckiger Nachfrage geben die Firmenbosse dann doch zu, ebenfalls in der „Dritten Welt“, oft durch Kinderarbeit, produzieren zu lassen. Aber sie bestehen darauf, dass die Firmen-Labels grundsätzlich hier in Deutschland angebracht werden. (Smiley: „Lächeln“) Zudem hat man durch ständiges Beobachten und durch das anschließende Verstehen des Gesehenen oft die Möglichkeit, das Gelernte in seinem privaten Bereich, insbesondere im Outdoorbereich, anzuwenden. Das fördert zumindest die Phantasie und man kann Lösungen für ein Problem erarbeiten, auf die man sonst nicht gekommen wäre. Ich selbst halte dabei Ausschau, nach immer simpleren Methoden, mit denen ich eine Anwendung vereinfachen und verkürzen, einen Ausrüstungsgegenstand in seiner Einsetzbarkeit verbessern und Reparaturen leichter durchführen kann.

 

Bezogen auf unsere Outdoorreisen sollte die Allgemeinbildung insbesondere in den Bereichen der Technik (z.B.: Reparatur) und der Anwendungen (z.B.: Navigation ohne elektronische Hilfen), die man unterwegs einsetzt, intensiviert werden. Insbesondere aber das Wissen über Geographie, Geschichte, Flora und Fauna, Ökonomie und Ökologie der Länder, durch die man reist und über die Ethnologie, Zivilisation, Kultur und Religion der Bevölkerung, der man begegnet, sollten erweitert werden. Wenn man das gewissenhaft durchführt, hat man schon bei der Vorbereitung sein erstes Erfolgserlebnis, weil man bei diesem Studium auf Informationen stößt, die einem zuvor kaum bekannt waren. Wer nicht gerade den reinen sportlichen Aspekt einer Outdoor-Tour als das Nonplusultra ansieht, erhält in Verbindung mit dem Erlebten bei der Durchführung auch einen gewaltigen Schub an wertvollem Wissen für sein ganzes weitere Leben, wesentlich mehr, als es je eine Schule vermitteln kann. Das wird einem jedoch nicht gegeben, das muss man sich schon selbst erarbeiten.

 

Bei manchen Forumsmitgliedern der Outdorseiten kann man sehr gut erkennen, dass sie über eine äußerst breite Allgemeinbildung verfügen. Ihre Beiträge sind vielseitig, fundiert, logisch aufgebaut und gehen dabei so ins Detail, das sich dieses Phänomen nur damit erklären lässt, dass eine hohe Erfahrung, ein eigenes Interesse und ein selbst erarbeitetes Fachwissen in diesem Sektor vorhanden sein muss. Diese, meiner Meinung, wahren „Cracks“ können sich im Survivalfall auch dann noch helfen, wenn sie wirklich alle Ausrüstung verloren haben. Sie haben auch vermutlich nie einen Survival-Kurs absolviert! Es ist sehr wohltuend, von solchen eindrucksvollen, individuellen Menschen zu lesen, sie eventuell sogar näher kennenzulernen, die sich vom Mainstream abheben, noch selbständig denken können und eine eigene Meinung bevorzugen, die man nachvollziehen und auch absolut akzeptieren kann, wenn sie einmal von der eigenen abweicht. Da bin ich wirklich begierig darauf, von ihnen noch etwas beigebracht zu bekommen.

 

Logisches Denken und der gesunde Menschenverstand

 

Einen wichtigen Punkt möchte ich noch ansprechen! Allgemeinbildung ersetzt nicht die gewonnene Erfahrung, die der Mensch während seines ganzen Lebens immer mehr vervollkommnet. Beides läuft parallel nebeneinander!

 

In Verbindung mit dem Allgemeinwissen wird auch das logische Denken gefördert und parallel dazu mit der wachsenden Erfahrung der gesunde Menschenverstand. Auf den Punkt gebracht: Je mehr ich weiß, desto leichter gelingt es mir, die Zusammenhänge zu erkennen und je mehr Erfahrung ich mir angeeignet habe, desto weniger - so hoffe ich wenigstens - entscheidende Fehler werde ich machen oder dubiosen Marketingstrategen auf dem Leim gehen.

 

Zumindest habe ich in meinen Leben noch nie etwas auf Pump gekauft und mein verwendetes Equipment ist zwar praktisch, auf mich genau abgestimmt, aber noch nie extraordinär gewesen. Neid und Habgier anstacheln, Basisstrategien des heutigen Marketings, haben mich schon immer relativ kalt gelassen. So mancher Klinkenputzer, auch Mitarbeiter im Außendienst genannt, zum Beispiel von Versicherungen und Banken, hat durch mich bestimmt einige Erfahrungen sammeln können ... als ich ihn einfach wieder vor die Tür gesetzt gehabt habe.

 

Ich habe noch nie absichtlich ein größeres Auto besessen als der Nachbar oder der Kollege, also bei mir keinen Neid aufkommen lassen und bei einer Kapitalanlage, die heute eine Rendite von mehr als 4 Prozent verspricht, klingeln bei mir die Alarmglocken, weil da nur die primitive Habgier, ein außerordentliches Schnäppchen zu machen, angefacht werden soll.

 

Ein Beispiel aus meiner Reise-Praxis: Bei meinem Motorhome, dem Schlaglochspion, kostet mir der zurückgelegte Kilometer ziemlich genau 0,19 Euro bei einem Durchschnittsverbrauch von 5,2 l/100km (laut meiner Gesamtkosten-Statistik zur Zeit exakt: 19,06 Cent bei 0,05206 l/km). Jeder kann jetzt abschätzen, ob es sich wirtschaftlich lohnt, extra zu einer 5 km weiter entfernten Tankstelle zu fahren und dort meinen Tank mit maximal 38 Litern (maximale Tankgröße) zu befüllen, bei dem das Benzin nicht 1,539 sondern nur 1,489 Euro kostet. Im Prinzip ist das eine Textaufgabe der 4. Klasse Grundschule, die ein jeder Erwachsener im Kopf lösen können müsste. Es ist unheimlich interessant gewesen, zu welchen unterschiedlichen Ergebnissen und Begründungen man da gekommen ist.

 

Ich verdanke meinen Eltern sehr viel. Sie haben mir die Grundlagen des Lebens, des Denkens und der Haushaltsführung beigebracht und mir gelehrt, meinen Verstand zu benutzen, alles kritisch zu hinterfragen und dann erst eine Entscheidung zu treffen. Sie haben mich auch in ihre Tradition eingeführt und mir schon sehr früh das gezeigt, was man heute unter Selbständigkeit und autarkem Leben versteht, nicht angewiesen zu sein auf Staat, Sozialverbände und Hilfe von Außenstehenden.

 

Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“, war meiner Eltern Vermächtnis an mich. Daran halte ich mich grundsätzlich, wenn auch das Bodenpersonal des Himmels mit mir so seine liebe Not hat. Denn ich glaube nur an das, was ich nachvollziehen kann. Alles Weitere ist für mich irrational, selbst wenn andere von der „Wahrheit im Glauben“ sprechen, so der Slogan von den Marketingstrategen der Statthalter des Allmächtigen. (Smiley: „Zwinkern“)

 

PS: In diesem Artikel habe ich versucht, meine persönlichen Erfahrungen mit der Allgemeinbildung zu Papier zu bringen und aufzuzeigen, dass man das Leben und das „Überleben“ um so leichter bestehen kann, je breiter das Wissen des einzelnen ausgelegt ist. Vielleicht ist auch angekommen, dass mit einem umfassenden Wissen die Manipulation nicht so leicht vonstattengeht und unsere „Führungsriege“ versucht, dies durch „panem et circenses“,durch „Brot und Spiele“, modern durch „Soziale Hängematte und Primitiv-Entertainment“ in den Griff zu bekommen. Wenn man bei diesem Beitrag bereits seinen vernünftigen Menschenverstand walten lässt, auch den kritischen, dann habe ich zumindest schon das Tor zum besseren Verständnis und zur eigenen Meinungsbildung aufgestoßen. (Smiley:„Lächeln“)