BG-15 - Kleine Ergänzung zu NLT und über die Schonung der Natur

 

verfasst 2012 - geändert am 18.12.2012

 

Die kontroversen Diskussionen über „Leave No Trace“ bei den Outdoorseiten zeigen, dass es immer noch einige Naturfreunde gibt, die es mit der Schonung unserer Lebensgrundlage nicht so genau nehmen. In diesem Beitrag habe ich versucht, diesen Mangel anhand des Müllproblems zu Hause und auf meinen Mittelmeer-Reisen zu beschreiben und einige weitere Untugenden aufzuzeigen:

 

Ergänzend zu meinen Ausführungen zu „Leave No Trace“ (LNT) möchte ich noch einige kleine Anmerkungen zur Müllvermeidung im Allgemeinen und beim Seekajaking im Speziellen beitragen, mit leichter Ironie, ein wenig frotzelnd, auf die Problematik der heutigen Naturverbundenheit hinweisen und noch einmal auf meine persönlichen Beweggründe eingehen, warum ich Spuren in der Natur grundsätzlich vermeide.

 

Beim Einkaufen und Ergänzen meiner Lebensmittelvorräte für die Seekajak-Tour entsorge ich die Umverpackung entweder direkt im Laden ober in einem Abfallkorb am Strand, wenn ich meine erstanden Lebensmittel in den Kajak verstaut habe (z.B.: Hülle der 6er-Packs von Mineralwasser, Schachtel, wenn das Lebensmittel nochmals mit Folie oder in einem Beutel eingepackt ist oder wenn ich eigene Gefäße verwende, wie z.B.: bei Hartkäse und Wurst usw.). Lediglich die Plastiktüten nehme ich mit, soweit sie vom Transport nicht schon löchrig geworden sind. Sie dienen in der Regel als Abfalltüten für meinen Restmüll, der sich unterwegs so ansammelt. Dieser wird bei jedem Landgang in einem Hafen in den Abfallcontainer entsorgt. Wenn für verschieden Materialien eigene Behälter aufgestellt sind, gesehen zum Beispiel in Kroatien, trenne ich natürlich vorher den Abfall.

 

Apropos Restmüll:

 

Bei mir zu Hause in der Holledau verwende ich keine Restmülltonne mehr! Da hat es zwar mit der Gemeinde einen kleinen verbalen „Schlagabtausch“ gegeben, aber meine Erklärungen und die Erkenntnisse aus der Praxis haben dann doch gezeigt, dass meine Argumente richtig gewesen sind. Warum lehne ich eine Restmülltonne ab?

 

Durch das Duale System Deutschland bezahle ich bereits meine Entsorgung der Verpackung beim Einkauf der Ware. Das heißt, für alle Umhüllungen, die den „Grünen Punkt“ tragen, ist meine Entsorgungsgebühr bereits entrichtet. Wenn ich diesen vom Staat verordneten Sachverhalt als gegeben ansehe, dürfen für den größten Teil meines Mülls zusätzliche finanzielle Aufwendungen nicht verlangt werden. Also kommt alles, was den „Grünen Punkt“ aufgedruckt hat, in den „Gelben Sack“ oder in die „Gelbe Tonne“. Dasselbe gilt auch für die pfandpflichtigen Getränkeflaschen und -dosen. Auch die werden grundsätzlich zurückgegeben.

 

Was bleibt nun übrig?

 

Abfälle, die verrotten, kommen immer auf den Kompost im Garten! Eine kostenpflichtige, stinkende Bio-Tonne benutze ich nicht. Das praktiziere ich schon seit über 30 Jahren. Wenn man das C/N-Verhältnis einigermaßen beachtet und beim Aufsetzten des Komposthaufens einhält, läuft die Rotte, einmal in Gang gekommen, ohne chemische Zusätze und völlig geruchsfrei ab. Seit 30 Jahren benötige ich auch keinen künstlichen Dünger mehr für den Garten und die Bäume, Sträucher und das Gras wachsen trotzdem überdurchschnittlich gut. Ich bevorzuge einen Naturgarten, in dem sich meine Enkel wohlfühlen und herumtoben dürfen und keinen geschleckten Kunstgarten mit Fußballrasen, nur für das Auge angelegt, der nicht betreten werden darf.

 

Metall, das nicht zum „Grünen Punkt“ gehört, bringe ich einmal im Jahr zum Schrotthändler.

 

Bauschutt, wenn er überhaupt einmal anfällt, wird in der Bauschutt-Deponie des Landkreises (Allerdings ist diese gebührenpflichtig.) abgeladen.

 

Elektrische und sonstige Geräte, die nicht mehr zum reparieren sind, schlachte ich für meine Bedürfnisse aus und der Rest kommt in den Wertstoffhof. Oft entstehen aus diesem hochwertigen „Abfall“ Ausrüstungesgegenstände für meine Touren.

 

Auch Papier wird bei uns kostenlos eingesammelt. Glas werfe ich sortiert in den Glascontainer.

 

Holzabfälle aus dem Garten (vom Baumfällen oder Heckenschnitt) werden entweder kompostiert oder verheizt. Die Holzasche (Kaliträger) wird unter den Sträuchern am Zaun auf über 120 Meter Länge während der Heizperiode gleichmäßig verteilt.

 

Kleiner Hinweis: Daxen, die sich nach dem Fällen der Nadelbäume nicht mehr lohnen, als Brennholz hergerichtet zu werden, kommen am Zaun entlang als Bodendecker zum Einsatz, um das Unkraut zu unterdrücken. Nach rund 1 bis 2 Jahren wird der ganze Nadel/Rinden-Mulch umgesetzt und die restlichen dickeren, noch nicht verrotteten, aber von Rinde und Nadeln befreite Äste und Zweige mit dem Handbeil „ausgeästet“ und auf Ofenbreite abgelängt und anschließend zum Trocknen nochmals aufgestapelt. Nach einer angemessenen Trocknungszeit verbrenne ich auch diese Holzabfälle im Ofen, überwiegend als Anzündholz.

 

Bleibt letztendlich der Restmüll! Den sammle ich in einer kleinen Plastiktüte mit rund 10 Liter Inhalt, die erst nach rund vier Monaten gefüllt ist und entsorge sie dann in der Regel in der meist nur bis zur Hälfte vollen Abfalltonne in unserer Wohnung in München. Wenn ich einmal nach München fahre, nehme ich die Abfalltüte einfach mit. In dieser Tüte befindet sich auch das Toilettenpapier, das ich nicht mehr hinunterspüle, sondern nach der Manier der Griechen extra entsorge, weil mein Abfluss vor längerer Zeit bei Bauarbeiten defekt geworden ist und sich sonst der Kanal mit dem Toilettenpapier relativ schnell verstopft. (Ein Betonteil des 60 Jahre alten Abflussrohres hat sich an einer Fuge um die Hälfte abgesenkt. Das konnte man auf dem Video der Kanalreinigung genau erkennen.) Auch im privaten Bereich ist es manchmal angebracht, aus Kostengründen einen „Mülltransfer“ durchzuführen. Warum zweimal Abfallgebühren bezahlen, wenn man nicht einmal eine einzige Restabfalltonne voll ausnutzen kann? Im kommunalen, öffentlichen Sektor denkt man ja ebenso wirtschaftlich und verteilt Material auf verschiedene Lagerplätze insbesondere dann, wenn dabei keine Transportkosten anfallen.

 

Persönlich sehe ich das als einen weiteren kleinen Schritt, weg von der, von Industrie und Handel geförderten und manipulierten Überfluss- und Wegwerf-Gesellschaft, deren Ablehnung bei mir zwar bereits mit der Ökobewegung eingesetzt hat, aber mit meinem Leben draußen und meinen Seekajak-Solotouren erst so richtig in Schwung gekommen ist. Die immer mehr zugemüllten Buchten des Mittelmeers haben dabei den Ausschlag gegeben! Manchmal musste ich direkt durch die angespülten Plastikflaschen hindurchpaddeln, um zum Beispiel in Griechenland (Golf von Volos im Jahre 2006 und Kroatien in einer Bucht auf der Insel Premuda, 2010) überhaupt an den Strand zu gelangen. Dieser Plastikflaschen-, Verpackungs- und Einkaufstüten-Müll stammt aber weniger von den Einheimischen, sondern meist von den Touristen, Bootssportlern und Strandurlaubern. Da ist es kein Wunder, dass auch die Mittelmeer-Anrainerstaaten, so wie die skandinavischen Länder, bereits Betretungs-, Lager- und Nutzungs-Verbote erlassen haben. Mein erklärtes Ziel ist, an dem Erhalt der Natur mitzuwirken, damit auch zukünftige Generationen noch etwas von Flora und Fauna und der Schönheit auf dieser Erde genießen können.

 

Wenn sich auch einige Pseudo-Outdoor-Freaks nicht überzeugen lassen und meinen: „Nach mir die Sintflut!“ oder „Die Natur schafft das schon!“ und man sie an ihren hinterlassenen Spuren in der Natur bequem verfolgen und sofort erkennen kann, wird das „Nachspionieren“ meiner Fährte wohl kaum irgendjemanden gelingen. Das ist ja für mich gerade das reizvolle an „LNT“, unerkannt, wie ein Phantom durch die Natur zu streifen, alles das zu beobachten, was anderen verborgen bleibt, selber nicht gesehen zu werden, trotzdem aber alles zu registrieren und dabei niemanden zu stören. Auf Euböa in Griechenland hat sich 2006 gegen Mitternacht einmal ein Pärchen, 17 Schritte neben meinem Lager (Ich hab's am nächsten Tag nachgemessen.), zum Techtelmechtel niedergelassen und haben mich die ganze Zeit nicht bemerkt. Na ja, vielleicht waren sie mit sich so beschäftigt, dass sie auf ihre Umgebung nicht sonderlich geachtet haben. Das bezeichne ich für mich persönlich als das wirkliche, echte „Leave No Trace“ und das ist das eigentliche Outdoorleben, schon seit meiner Kindheit. Zum besseren Verständnis: Nicht den Voyeurismus habe ich jetzt gemeint, sondern das „LNT“ und das „Unsichtbarbleiben“ im Gelände. (Smiley: „Schuldloses Lächeln“)

 

Was andere über meine Naturverbundenheit denken, ist mir ehrlich gesagt, völlig gleichgültig, selbst wenn sie mich als Spinner abqualifizieren und das alles für völlig überzogen halten. Ich habe mich für diesen einfachen, sauberen Weg bei meinen Seekajakreisen und im Allgemeinen für das Leben draußen ohne große High-Tech und ohne hinterlassene Spuren entschieden und werde ihn auch weiterhin konsequent verfolgen. Für mich ist die Schonung der Natur als Lebensraum eine Selbstverständlichkeit! Dazu benötige ich weder kontroverse Diskussionen über „LNT“ noch scheinwissenschaftliche Belehrungen und höhnische Besserwisserei von Mieze-, Fjäll- und sonstigen Katzen! (Smiley: „Zwinkern“) Ich kann mein persönliches Zutun für den Schutz der Natur ohne weiteres, zu jeder Zeit und auch überall vertreten und verantworten. Lieber mehr für den Naturerhalt eintreten als zu wenig! Schaden wird’s auf keinen Fall! Hoffentlich können die ach so „leidenschaftlichen“ Kritiker von „LNT“ mit ihrem eigenen Beitrag zum Naturschutz ein besseres Resultat erzielen und mit ihrer Methode mehr verantwortungslose Outdoor-Freaks ansprechen und überzeugen. Für Flora und Fauna wäre dies auf alle Fälle ein wahrer Gewinn! Ich würde mich darüber sehr freuen.

 

(Ironie an) Im krassen Gegensatz zu den LNT-Anhängern und zu mir, stehen oft die „zivilisierten“ Outdoor-Gruppen aus der Stadt und Ballungszentren, meist angeführt von einem selbsternannten Survival-Guru, die sich bei mannshohen Lagerfeuern am Tag durch stinkenden Rauch und in der Nacht durch den hellen, züngelnden Feuerschein und „brandgefährlichen“ Funkenflug meilenweit zu erkennen geben, lärmend die Tiere aus ihren angestammten Ruhe- und Rückzugsräumen verscheuchen, sinnlos Bäume für Lagerfeuer und Unterschlupf fällen, die zuvor mühevoll gepflanzt und gepflegt worden sind und, in teurem, schockfarbenem „Plastikmüll“ (Sie nennen diese Art von Anziehsachen, so glaube ich, „Funktionskleidung“.) herumlaufen, sich durch die Gegend hetzen lassen und meinen, nach einem dieser Wochenseminare bereits zu den Bushcraft-Cracks zu gehören. Natürlich weiß ich, dass die Leser der Outdoorseiten nicht zu diesen Möchtegern-Outdoor-Spezialisten gehören und absolut nicht zu denjenigen, die jede neue Sportart begierig aufgreifen, um mit dieser im allgemeinen Trend liegenden neuen Leidenschaft Freund, Freundin und Stammtischbrüder beeindrucken und zeigen wollen, dass sie am absoluten Geschehen der Zeit teilhaben. Dabei ist eigentlich gerade diese Lobby der Mainstream-Aktivisten mit äußerster Vorsicht zu genießen. Das gilt nicht nur für den Outdoor-Bereich! Die Beiträge von Bushcraft und Survival in den Sendungen der privaten Fernsehanstalten sprechen ausschließlich nur die zum Pantoffelkino neigenden, geschafften und müde von der Arbeit heimgekehrten Mitbürger an, die sich im „Dschungelcamp“ von ihrem stressigen Tagesablauf bei Knabberein und ein, zwei, drei ... Halben Bier der Illusion eines kernigen Abenteurers hingeben und sich, bestimmt berechtigterweise, eigentlich nur von der Maloche erholen wollen, bis sie im Fernsehsessel oder auf der Couch in der optimal auf 21,64 Grad Celsius aufgeheizten Wohnstube (Der Wert wurde vor Jahren einmal empirisch in einer Studie ermittelt.) mit einem zufriedenen Lächeln genüsslich und entspannt einschlafen, während in der Glotze das Lagerfeuer so schön einlullend flackert und die auf Brust und Bauch schwitzenden und am Buckel frierenden „Outdoorler“, die mit selbstgebrühtem, wohlschmeckendem Brennesseltee und einem bekömmlichen, proteinreichen Snack aus gerösteten Maden, Würmern und Käfern versuchen, gute Mine zum bösen Spiel zu machen und tapfer in die Kamera lächeln ... Die Ehefrau hat hinterher dann die größte Mühe, ihren in das Dschungelcamp entschwebten Gatten von dort wieder herauszuholen und ihn ins Bett zu verfrachten. Achtung: Sicherheitssmileys: „Zwinkern“ und Plafondblick“! (Ironie aus)

 

Natürlich verwende ich auch „Plastikmüll“, wenn er sich als geeignet und zuverlässig erwiesen hat, wie zum Beispiel meinen PE-Kajak. Aber der ist mittlerweile über 10 Jahre alt, hat mir über eine Strecke von mehr als 11.000 Kilometern treu gedient und wird auch noch eine Weile herhalten. Dasselbe gilt auch für meine Schwimmweste, meinen Anorak (Allerdings ist auf die atmungsaktive Membrane im Salzwasser kein Verlass!) und mein leichtes Paddel aus Karbon. Nur die Spritzdecke wurde einmal in den 10 Jahren ausgetauscht, weil sie durch den ständigen Gebrauch verschlissen war.

 

Ach ja, mein Tarp, aka Baumarktplane zu 5 Euro, dient neuerdings als Abdeckung für das Brennholz. Ab 2013 verwende ich aus meinem Fundus wieder mein altes Tarp, das ich einmal vor über 40 Jahren (Damals kamen gerade die leichten „Plastik-Zeltstoffe“ auf den Markt.) selbst genäht habe, mit einer Größe von 3 x 3 Metern und einem Gewicht von 560 Gramm. Also bin ich dem heutigen modernen Trend bereits 40 Jahre voraus gewesen. (Smiley: „Lächeln“) Für das Seekajaking heute mit robustem Gestänge, Abspannschnüren und stabilen Heringen ergänzt, komme ich auf rund 1,5 Kilogramm. Ich habe es deshalb noch nicht verwendet, weil ich erst mit einer billigen Plane ausprobieren wollte, ob sich ein Tarp für das Seekajaking im Mittelmeer überhaupt eignet. Jetzt weiß ich: Es hat die Probe auf drei Langtouren von insgesamt über 8.000 Kilometern in einem Zeitraum von zusammen rund einem dreiviertel Jahr souverän bestanden!

 

Ich kann allerdings heute guten Gewissens behaupten, mich nicht dem Diktat der Outdoorindustrie zu unterwerfen und nicht immer das „modernste“ Equipment haben zu müssen. Solange ich meine vorhandene Ausrüstung noch verwenden und bei Schäden reparieren kann, kaufe ich mir doch nichts Neues. Das sehe ich als Verschwendung an und als zum Fenster hinausgeworfenes Geld. Das regelmäßige Studieren der einschlägigen Ausrüstungskataloge (Meisterwerke des Marketings in Manipulation und Verführung) mit ihren oft dubiosen Werbeaussagen habe ich mir schon vor langer Zeit abgewöhnt.