| BG-07 - Normierte Entscheidungshilfe - Die 6 W-Fragen
verfasst 2011 - geändert am 30.11.2011
Will man einen Vorgang beschreiben, einen Bericht verfassen, eine Meldung absetzen oder einen Hinweis geben, sei es im Beruf oder im Privatleben dann geht man in der Regel unbewusst immer nach dem selben Schema vor. Hat man einen Punkt vergessen, meldet sich ganz bestimmt der Empfänger des Vorgangs oder des Berichts und fragt nach - oft eine peinliche Situation, weil man ja etwas vergessen hat, mitzuteilen.
Um diesen Fehler der Nachfrage von Haus aus zu vermeiden, wurde ein Merk-System entwickelt, damit man immer weiß, welche Informationen noch nicht angesprochen und aufgelistet sind. Dieses System ist relativ simpel. Man beantwortet einfache Fragen zu dem Thema und schreibt sie auf. Jeder Journalist, der einen Zeitungsartikel zu einem Ereignis verfasst, geht nach diesem Schema vor. Er beantwortet die banalen Fragewörter:
1 - wer 2 - wie 3 - was 4 - wann 5 - wo 6 - warum
Das sind die 6W-Fragen und der Schlüssel zum Erfolg für einen guten Bericht oder einer gelungenen Beschreibung, einer umfassenden Information, einer ansprechenden Einladung, einer exakten Meldung, eines genauen Hinweises und so fort. Die Reihe kann beliebig fortgesetzt werden.
Will zum Beispiel ein Reporter über einen Verkehrsunfall in den Medien berichten, arbeitet er die 6 W-Fragen systematisch ab:
1 - Wer ist an dem Unfall beteiligt? 2 - Wie ist der Unfall geschehen? 3 - Was ist bei dem Unfall passiert? 4 - Wann ist der Unfall eingetreten? 5 - Wo hat sich der Unfall ereignet? 6 - Warum ist der Unfall entstanden?
Im Prinzip könnte der Bericht/Meldung zum Beispiel folgendermaßen lauten:
Der betrunkene Bürgermeister hat gestern gegen 23.00 Uhr am Hauptplatz mit seinem Geländewagen die Glasfront des Eingangsportals vom Rathaus durchbrochen und das Foyer als Parkplatz benutzt.
Dieser banale Satz hat sämtliche W-Fragen beantwortet:
1 - Wer? - Bürgermeister, Geländewagen und Eingangsportal vom Rathaus 2 - Wie? - Ein schwers Auto rammte den Rathauseingang, bleibt in der Eingangshalle stehen 3 - Was? - Rathauseingang zerstört, vermutlich Auto schwer beschädigt, Fahrer scheinbar unverletzt 4 - Wann? - Gestern gegen 23.00 Uhr 5 - Wo? - Hauptplatz, Rathaus, Foyer 6 - Warum? - Das Stadtoberhaupt war betrunken Auto gefahren und es liegt Absicht vor
Für einen Zeitungsbericht würde diese auf den Punkt gebrachte militärische Kurzform einer Meldung natürlich nicht ausreichen. Da müsste der Journalist schon ein wenig mehr zu Papier oder auf den Bildschirm bringen, um bei seinen Lesern gut anzukommen. Insbesondere auf die 6. W-Fragen nach dem „Warum“ wird in der Regel umfangreich eingegangen, oft auch spekuliert. Man muss nur mal eine Zeitung unter diesen Gesichtspunkten durchforsten, um auf diese Gesetzmäßigkeiten zu stoßen. Natürlich wird man die Fragen in einem Bericht nicht immer nach dem selben Schema von Nr. 1 bis Nr. 6 beantworten, sonder in einem eleganten Schreibstil verstecken. Sonst wäre ja eine Zeitung sehr langweilig. Und gerade der Schreibstil in Verbindung mit einer genauen Recherche mittels der 6 W-Fragen beeinflusst die Qualität einer Zeitung.
Aber es soll ja nur das Prinzip der 6 W-Fragen aufgezeigt werden.
Beim Militär gibt es tatsächlich bei den Außenposten Meldeformulare, in denen diese 6 W-Fragen mit Stichpunkten beantwortet werden müssen, die dann von einem Meldegänger zum Gefechtsstand gebracht und dort ausgewertet werden.
Im zivilen Bereich und bei den Medien wird man bei einem Bericht oder bei einer Vorgangsbeschreibung natürlich einen wesentlich ausführlicheren Text bevorzugen, als beim Militär. Wenn man sich aber einmal mit dieser Materie befasst und bewusst ein paar Mal diese Methode angewendet hat, wird man auch in Zukunft weiter so routiniert vorgehen.
Wenn man zum Beispiel einen Notruf bei einem Bergunfall, bei einem Bootsunglück, bei einem Verkehrsunfall usw. per Handy absetzt, werden die Einsatzkräfte der Rettungsleitstelle genau nach diesen Kriterien fragen und die 6 W-Fragen beantworten lassen.
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