KT-14 - Ein kleiner Ausflug zu den paddelbaren Mehrrumpfbooten

 

verfasst 2012 - geändert am 15.04.2012

 

Ein Forumsmitglied von den Outdoorseiten wollte wissen, ob es nicht sicherer wäre, an den Kajak/Kanadier Ausleger anzubringen und was ich davon halte.

 

Ihm konnte ich nur meine Einschätzung übermitteln, weil ich bei Auslegerbooten keine praktische Erfahrung habe:

 

... je breiter das Boot ist, umso weniger besteht die Gefahr zu kentern. Diese alte Weisheit wird wissenschaftlich mit Anfangsstabilität bezeichnet.

 

Wenn man einen Schwimmer seitlich anbringt, wie bei den poynesischen Booten fährt man ein Ausleger-Kanu, in typisch deutscher Manier nennt man es auch neuhochdeutsch „Outrigger-Kanu“ oder einfach nur „Outrigger“ (so wie heute ordinäre Wanderstöcke unbedingt „Trekking-Poles“ heißen müssen).

 

Noch stabiler wird ein Boot mit jeweils einem Ausleger auf jeder Seite. Als klassische Vorbilder gelten die Kanus aus Indonesien und den Philippinen. So viel ich weiß, hat sich diese Anordnung der Schwimmer beim Paddeln in Europa bis jetzt noch nicht durchgesetzt. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. In Segelsport nennt man diese Bootsform mit einem Hauptrumpf und zwei seitlichen Auslegern „Trimaran“.

 

„Katamarane“ hingegen sind zwei parallel angeordnete Hauptrümpfe, die mit einer Brücke starr verbunden sind. Mit dieser Art von Booten wurde von den Polynesiern fast der gesamte pazifische Raum besiedelt. Sie können sowohl gesegelt, als auch gepaddelt  oder sogar kombiniert fortbewegt werden.

 

„Mehrrumpfboote“, es ist die Sammelbezeichnung der drei oben erwähnten Bootstypen, werden überwiegend in sportlichen Disziplinen eingesetzt, insbesondere die Outrigger verzeichnen zu Zeit einen enormen Aufschwung. Mit Längen von 7 m und einer Bootsbreite von nur 35 cm werden mit dem Steckpaddel sehr hohe Geschwindigkeiten erzielt. Bequem für eine Langfahrt sind diese Rennmaschinen aber bestimmt nicht.

 

Als Paddel-Wanderboote haben sich Mehrrumpfboote in Europa nicht oder noch nicht durchgesetzt. Hier hält man mehr an der Tradition fest: an Kanadier und Kajak. In „Down Under“ und Neuseeland ist man da schon wesentlich weiter. Dort werden Outrigger, mit einem oder zwei Auslegern, meist kombiniert mit Segel, auch zum Fischen und für Wanderfahrten an der Küste verwendet.

 

Über Vor- und Nachteile von Auslegern an Booten kann ich eigentlich nicht viel sagen, weil mir die Erfahrung fehlt – eben nur meine bescheidene Meinung aus dem Angelesenen äußern.

 

Auslegerboote sind sehr kippstabil, das ist keine Frage. Auf gerader Strecke lassen sie sich auch recht gut mit dem Steckpaddel fahren. Bei einem Doppelpaddel müssen der/die Ausleger relativ weit vom Bootsrumpf angebracht werden, damit man genügend Platz für die unterschiedlichen Paddeltechniken zur Verfügung hat. Dadurch wird das gesamte Boot noch breiter und für Richtungswechsel unhandlicher. Ein Auslegerboot in einer Strömung (Fluss, Gezeiten ...) zu dirigieren setzt meines Erachtens eine sehr hohe Kraftanstrengung des Paddlers voraus. Was auf einem Zahmgewässer schon einen Mehraufwand an Körpereinsatz bedeutet, wird auf einer Wanderfahrt bei Sturm, Brandung, Strömung, Seitenwind zu einem nahezu unmöglichen Unterfangen. Außerdem wird das Material, z.B. in erhöhter Brandung, extrem strapaziert und kann unweigerlich zu Bruch führen, wenn man in einen Dumper (Brandungsbrecher an steil abfallendem Ufer) gerät. Außerdem ist die Handhabung beim Transport an Land (Aus-/Einbooten, Umtragen, am Lagerplatz, längere Strecken mit dem Bootswagen usw.) sehr umständlich.

 

Ohne Ausleger lässt sich ein Kajak auch im beladenen Zustand noch recht gut lenken, insbesondere, wenn man ein Fußsteuer benutzt. Bei meinem Containerschiff verwende ich sowieso schon seit Anbeginn das große Steuerblatt der Zweierboote. Außerdem liegt mein vollgestopfter Seekajak auf meinen Langfahrten von Haus aus schon sehr schwer und sicher im Wasser, so dass ich einen Ausleger zur Stabilisierung nicht benötige.

 

Mehr kann ich zu Deiner Frage leider nicht beisteuern. Vielleicht kann ein Outrigger-Fan weitere Vor- und Nachteilen aufzählen.