| KT-13 - Seenotrettung auf dem Mittelmeer
verfasst 2012 - geändert am 07.03.2012
Ein Forumsmitglied der Outdoorsseiten hat einen Beitrag über die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer eingestellt, den er aus der Zeitschrift „Mare“ gelesen hat. Darin geht es um Flüchtlinge auf dem Meer und ob, wann und wie sie zu retten sind. Er meinte dazu: „Da der (Rettungs)Wert eines Menschen von seiner Herkunft abhängt, sollte man zumindest immer seinen Ausweis dabei haben. Es betrifft uns mit den kleinen Kajaks nicht direkt, aber hier Hinweise zur Seenotrettung.“
Er ergänzte den Beitrag mit einem Hinweis auf eine interessante Information von „Pro Asyl“ mit dem Titel: „Flüchtlinge in Seenot: handeln und helfen – Hinweise für Skipper und Crews“ (Quelle: http://www.proasyl.de/fileadmin/proasyl/fm_redakteure/Broschueren_pdf/Fluechtlinge_in_Seenot_-_Handeln_und_Helfen_11-06-03.pdf). Er zitiert daraus die Antwort auf die Frage: „Muss ich retten, obwohl es mich und meine Crew in Gefahr bringt?“
Zitat: „Nein. Im SRÜ und im Bergungsabkommen wird betont: Sie müssen nur zur Rettung schreiten, wenn sie »ohne ernste Gefährdung des Schiffes, der Besatzung oder der Fahrgäste dazu imstande« sind. So können insbesondere Sportboote zu klein sein, um eine große Menge an Personen aufzunehmen. Dennoch können und müssen Sie in diesem Fall handeln: Wenn Sie sich selbst außerstande sehen, zu helfen, müssen Sie dies nicht nur mit Begründung in Ihrem Logbuch festhalten, sondern vor allem dem zuständigen Seenotrettungsdienst Bericht erstatten, damit dieser zur Rettung schreiten kann ...“
Ihm antwortete ich mit folgenden Zeilen und Zusammenstellung
Mit Deinem Beitrag hast Du einen sehr wichtigen, aber auch emotionalen Punkt angesprochen: die Seenotrettung von „Flüchtlingen“. Den Artikel von Pro Asyl „Flüchtlinge in Seenot“ sollte jeder von uns, der sich im Mittelmeer aufhält, einmal durcharbeiten. Danke für den Link!
Wie Du richtig schreibst, betrifft uns die unmittelbare Seenotrettung mit den kleinen Kajaks nur indirekt. Wir Paddler werden kaum in der Lage sein, Schiffbrüchigen vor Ort zu helfen, das dürfte jedem von vornherein klar sein.
Aber jeder Kajaker ist trotzdem verpflichtet, unmittelbar Hilfe herbeizurufen – entweder sofort mit dem Handy noch auf See oder, wenn das Handy verpackt im Stauraum liegt, direkt nach dem Anlanden am nächstmöglichen Ufer, wenn dort Mobilfunk-Empfang vorhanden ist. Dabei ist es unerheblich welchen Status die Verunglückten haben. Ob es sich um Wirtschaftsflüchtlinge, Asylbewerber, echte Havaristen, sich auffischen lassende „Einwanderer aus Afrika“, leichtsinnige Touristen oder um sich selbst überschätzende Wassersportler handelt, die Rettung der Menschen steht zunächst absolut im Vordergrund!
Erst nach der Bergung der Menschen kann man darüber diskutieren, welcher Personenkreis hier einen Seenoteinsatz nötig gemacht hat. In dem Artikel in der Zeitschrift „Mare“, auf den Du Dich beziehst, scheint es um das Thema „Flüchtlinge auf dem Meer“ zu drehen und ob, wann und wie sie zu retten sind. Ich möchte hier keine politische Diskussion anzetteln, da befinden wir uns im falschen Forum. Es wäre besser, wenn sich da jeder von uns seine eigenen Gedanken darüber macht, wie es zu solchen Unfällen auf dem Meer kommen kann und worauf die Ursachen für diese Völkerwanderung zurückzuführen sind.
Allerdings hat sich der Flüchtlingsstrom jetzt vom klassischen Pilgerpfad zu den angeblichen Honigtöpfen Europas, von Tunesien aus die 130 km über das Meer nach Lampedusa, auf die türkisch-griechische Grenze verlagert, zunächst in die Ägäis. Nachdem aber die griechische Küstenwache rigoros diesen Fluchtweg unterbunden hat, rückt neuerdings der Evros, der Grenzfluss zwischen Griechenland und der Türkei in das Blickfeld der Schlepperorganisationen.
Zurück zu unseren Pflichten als Seekajaker, wenn wir eine Havarie auf See entdecken. Heute im Zeitalter von Handy und GPS-Empfänger ist es relativ leicht, einen gezielten Notruf abzusetzen. Dazu wurde der Europa-Notruf, auch als „Euro-Notruf“ bezeichnet, ins Leben gerufen. Wichtig dabei sind die richtigen Daten den Einsatzzentralen der Notdienste oder der Polizei zu übermitteln. Dabei empfehle ich nach den 6 W-Fragen für einen Bericht vorzugehen: „wer, wie, was, wann, wo, warum“.
Der Euro-Notruf ist die kostenlose, EU-weite Notrufnummer 112. Die Nummer des Euronotrufes gilt in allen Ländern der EU sowie in Kroatien und Montenegro. Einziges europäische Land am Mittelmeers, das zur Zeit noch nicht die Notrufnummer 112 realisiert hat, ist Albanien.
Neben dem Euro-Notruf sind die lokalen Notrufnummern meist weiterhin gültig. Für den geographisch-europäischen Teil des Mittelmeers habe ich einmal die lokalen Notrufnummern zusammengestellt:
Albanien Rettungsdienst 17 Polizei 19
Frankreich Rettungsdienst 15 Polizei 17
Griechenland Rettungsdienst 166 Polizei 100
Italien ]Rettungsdienst 118 Polizei 112
Kroatien Rettungsdienst 94 Polizei 92
Montenegro Rettungsdienst 94 Polizei 92
Slowenien Rettungsdienst 112 Polizei 113
Spanien Rettungsdienst 061 Polizei 091 Seenotrettung 902 202 202
Türkei Rettungsdienst 112 Polizei 155
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Notruf) |