KP-18 - Knotenanwendung - Meine Paddel-Sicherungsleine

 

verfasst 2013 - geändert am 08.06.2013

 

Heute möchte ich ein praktisches Anwendungsbeispiel für Knoten vorstellen: Meine auf allen Langfahrten erprobte Paddel-Sicherungsleine.

 

Die Leine besteht aus einer gewöhnlichen geflochtenen Kunstfaser-Schnur aus dem Baumarkt mit einem Durchmesser von 4 mm. Die Gesamtlänge der Schnur ist so bemessen, dass ich beim Paddeln die volle Bewegungsfreiheit in allen Richtungen habe, das heißt, ich kann mich mit den Armen über den Kopf nach hinten überstrecken.

 

Ich habe die Sicherungsleine in zwei Teilen konzipiert. Einmal die Verbindung vom Paddel bis zum Boot und zweitens die separate Befestigungsschnur am Boot selbst. Damit erreiche ich, dass ich die Paddel-Sicherungsleine in der Bootsmitte anbringen kann, ohne eine zusätzliche Verschraubung von einer Öse zu benötigen, mit einem weiteren Loch im Boot.

 

 

Bild 1: Die Gesamtkonfiguration meiner Paddel-Sicherungsleine: Das scheint zunächst etwas verwirrend, weil ich für das Photo alle Teile zusammengeschoben habe. Aber das Rätsel löst sich in den nächsten Bildern sehr schnell.

 

 

Bild 2: Detailansicht der lockeren Befestigung am Paddel: Wenn ich das Paddel in Pausen in das Wasser ablege, rutscht die Schlaufe, bei der abklingenden Fahrt, bis zum Paddelblatt und das Paddel legt sich meist neben den Kajak, mit der Länge der Sicherungsleine nach hinten versetzt. Durch diese Maßnahme verhindere ich weitgehendst ein Quertreiben des Paddels, das sich dann unter das Boot klemmt könnte, wenn die Sicherungsleine in der Mitte des Paddels unverrückbar fixiert ist. Nur so nebenbei: Der Wickel mit der hellen Schnur ist eine Griffverbreiterung für die linke, feste „Griffhand“. Mein Paddel ist 75 Grad nach links gedreht. Ich bin nämlich Linkshänder. Die geringere Drehung (unter 90 Grad) entlastet das linke Handgelenk wesentlich, wenn man bedenkt, dass ich bei meinen Langtouren nach 1.500 bis etwa 2.000 Kilometern Paddelstrecke auf dem Meer, rund 1 Million (1.000.000) Paddelschläge getätigt habe!

 

 

Bild 3: Hier ist die Schlaufe bereits weit auseinandergezogen worden, um das Paddel schnell vom Boot lösen, beziehungsweise um die geöffneten Schlinge über das Paddelblatt streifen zu können. Der Knoten besteht aus einem doppelten Überhandknoten mit einer Schlupfsicherung und einem Stopperknoten (im Vordergrund zu sehen), damit sich die Schlaufe nicht festzieht. Ausgeführt habe ich beide als einfache Überhandknoten. Genau beschrieben ist dieser Knoten in meinem Beitrag „Schlaufen und Schlingen“ im Bild 6, unten.

 

 

Bild 4: Die Befestigung am Seekajak: Eine Schnur ist locker über das Deck gespannt, mit einer kleinen Überhandschlaufe in der Mitte. Siehe dazu „Schlaufen und Schlingen, Bild 1.

 

 

Bild 5: Die lose Deckschnur ist mit einem halben Törn und zwei halben Schlägen an den Fittings der Rundumleine, links und rechts vor der Sitzluke des Kajaks befestigt. Erklärt ist das in meinem Beitrag „Festmacherknoten, Bild 4, hier in diesem Fall allerdings nur in einfacher Ausführung. Die Kopfseite des Knotens liegt dabei geschützt an der Bootshaut, damit er sich nicht durch Hängenbleiben oder Aufreiben lösen kann. Dadurch stelle ich eine gegen Scheuern doppelt abgesicherte Verbindung vom Kajak zur Paddel-Sicherungsleine her, die zugleich in der Bootsmitte angreift und das Paddeln nicht behindert.

 

 

Bild 6: Detailansicht der Überhandschlaufe in der Mitte des Seekajaks: In diese Schlaufe wird dann die Sicherungsleine geknüpft. - Würde ich die Sicherungsleine direkt an einen der Fittings festknoten, könnte mich die Paddelleine beim Paddeln stark behindern, weil sie eventuell, insbesondere aber bei höherem Wellengang, ständig im Wasser nachgezogen wird. In der kommerziellen High-Tech-Ausführung wird das mit einer Ringelschnur (ähnlich einer Telefon-Hörer-Schnur) gelöst. Das hat aber den Nachteil, dass man in der Bewegungsfreiheit sehr stark eingeschränkt ist, weil man gegen die Zugkraft (Federwirkung der Ringelschnur) arbeiten muss. Das passiert eigentlich regelmäßig und wirkt sich dann ärgerlicher aus, als wenn die Sicherungsleine manchmal ins Wasser rutscht.

 

 

Bild 7: Als letzte Maßnahme binde ich die eigentliche Sicherungsleine mit einem doppelten Schotstek an die Überhandschlaufe der Bootsbefestigungsschnur. Siehe dazu „Seilverbindungen", Bild 6, oben.

 

Mit dieser Ausführung meiner Sicherungsleine habe ich alle meine Seekajakreisen absolviert und bin eigentlich bestens damit gefahren. Natürlich gibt es auch andere teure professionelle Methoden mit allerlei zusätzlichem Schnickschnack (z.B.: die bereits oben erwähnte Ringelschnur, eine Paddelklemme, Einklick-Karabiner, ...), eine Paddel-Sicherung auszuführen. Die sehen zwar extravagant aus, ob sie allerdings das halten, was die Hersteller versprechen, bezweifle ich nach meinen Erfahrungen doch sehr stark. Ich habe mich für diese einfachen Art entschieden, weil sie am Kajak symmetrisch angebracht ist und ich das restliche Kabel vor mir auf der Spritzdecke einfach ablegen kann. Sie ist in meinen Augen sehr praktisch, zuverlässig, reparaturfreundlich, äußerst simpel und billig zugleich - also überhaupt nichts für High-Tech-Fetischisten und Anhänger von Neuheitenkatalogen der Outdoor-Ausrüster, mehr etwas für Nostalgiker, Minimalisten und prakitsche Menschen mit handwerklichem Geschick.

 

Meist ziehe ich die Leine noch doppelt, von meiner Seite aus, durch die Schlaufe der Spritzdecke und lege die so entstandene Bucht auf dem Spritzdeckenteller vor mir ab. Dann ist sie sauber aufgeräumt. Sie lässt sich bei Bedarf wieder leicht aus dieser Schlaufe herausziehen, beziehungsweise wird automatisch herausgezogen, wenn ich zum Beispiel bei einem sehr schweren Brecher hoch stützte, einen Duffek-Schlag durchführe oder seitlich wrigge.

 

Ich habe noch nicht erlebt, dass sich die Leine auf meinen Reisen einmal in sich verheddert hat oder ich mit ihr in irgendwelche Kalamitäten geraten bin.