BP-04 - Meine Outdoor-Unterkünfte von 1960 bis heute

 

verfasst 2011 - geändert am 24.11.2011

 

In meiner Lehrzeit, Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, erwarb ich mir mein erstes Zelt. Es war ein Zweimannzelt aus Baumwolle ( sehr leichtes ägyptisches Makko) 200 cm x 120 cm Grundfläche, vorne 110 cm und hinten 40 cm hoch, Form: Hauszelt, Gewicht ca. 2,4 kg. Für eine Person ideal. Mit dem war ich rund 5 Jahre unterwegs, meist mit dem Kajak auf einheimischen Gewässern. Mein Schwager hatte das Zelt noch auf Motorradtreffen und an Baggerweihern benutzt, bis es nach knapp 50 Jahren, 2010 (!) endgültig seinen Geist aufgab.

 

Das nächste Zelt, Ende der 1960er Jahre, bestand aus stabilerer Baumwolle im Stil der Einmann-Späherzelte beim Militär und war selbst genäht. 200 cm x 100 cm, 100 cm hoch, Form: Nurdach-Zelt (Hundehütte), Gewicht ca. 2,1 kg. Es begleitete mich auf meinen Wanderungen und auch im Kajak. Es konnte mit zwei Zeltstäben aufgestellt oder zwischen zwei Bäume mit dann stabfreiem Eingang aufgehängt werden.

 

Zwei Tarps hatte ich mir geschneidert. Das erste aus extrem leichter Baumwolle, Anfang der 1970er Jahre, 3 m x 3 m, Gewicht ca. 1,5 kg, das zweite wenig später aus Polyesterstoff (Damals kamen diese Leichtstoffe gerade auf den Markt.) einseitig beschichtet, ebenfalls 3 m x 3 m, Gewicht ca. 1 kg. Diese beiden Planen benutzte ich auf meinen Wanderungen, wenn ich nur mit Hängematte und Schlafsack in der Holledau und im Naturpark Altmühltal unterwegs war.

 

Auf meinen Reisen durch Europa verwendete ich aber folgendes Equipment:

 

 

Bild 01: Es waren die Mücken, die mich zu einem Zeltkauf zwangen. Zuvor war ich mit dem Moped nur  mit einer Hängematte und einem Biwaksack mit zwei Goretex-Streifen oben neben dem Reißverschluss unterwegs.1997 war das Material noch sehr teuer. Die damaligen Biwaksäcke waren weniger zum Liegen und mehr zum Sitzen konstruiert, damit man einen Regensturm im Gebirge abwettern konnte. Das erste „Zelt“ auf diesen Touren war eine „Dackelgarage“ von Gossamer. Hier auf meinem ersten Moped-Trip, 1997 durch die Iberische Halbinsel: offen, nur als Mückenschutz in Nordportugal vor einem aufgelassenen Hopfengarten ...

 

 

Bild 02: ... und im selben Jahr in Frankreich bei Dijon mit Überdach, weil Regen zu erwarten war. Dieses Zelt war nur zum Liegen und als Biwaksack-Ersatz konzipiert. Allerdings war klar, dass man auf Komfort, das war für mich zunächst Sitzhöhe, verzichten musste. Das ärgerte mich, wenn man bei Regen für längere Zeit in dem Zelt ausharren wollte.

 

 

Bild 03: Ein Jahr später, 1998, tourte ich mit dem Motorrad zum ersten Mal durch Skandinavien. Ich hatte mich an mein altes Spitz-Zelt erinnert und es wieder aufgemöbelt. Das hatte ich Anfang der 1970er Jahre gekauft, als damals gerade die ersten Polyesterstoffe herausgekommen waren. Angeregt durch Herbert Rittlingers Buch „Die neue Schule des Kanusports“, in dem er ein Spitz-Zelt mit Baumwollstoff von Klepper (noch ohne Überdach) beschrieben hatte, wollte ich ebenfalls so ein Spitz-Zelt besitzen, aber mit modernen Materialien. Dieses Zelt, früher mit meiner Frau auf Fahrradtouren und Autoreisen häufig benutzt, verwende ich gelegentlich noch heute, mehrfach abgeändert und instandgesetzt, aber immer noch einsatzfähig. Einziger Nachteil sind die vielen Abspannpunkte, die einen Aufbau auf harten, felsigen Boden erschweren. Dieses Bild entstand nördlich vom Polarkreis in Norwegen. Der Boden war hier zum Aufbauen allerdings ideal!

 

 

Bild 04: Das Spitz-Zelt im braunen Zeltsack und auf dem Motorrad verpackt, hier auf einem Parkplatz an der Nordkalotte in Norwegen, unweit von Ifjord entfernt gegen Mitternacht im Juli. Ich füllte gerade vom Reservekanister Benzin in den Tank. Ich hatte 1998 einen Reservekanister mit 20 l dabei, weil in den damaligen Reisebeschreibungen vor der geringe Tankstellendichte in Nordnorwegen gewarnt worden war. Dafür kam ich mit meinem Kleinkraftrad mit insgesamt 34 l Benzin (14 l fasste der Tank und 20 l der Reservekanister) rund 1.300 km weit. Heute allerdings führe ich nur mehr einen Kanister mit 2 l Benzin im Topcase als Reserve mit!

 

 

Bild 05: Mein nächstes Zelt war dann 2001 ein Zwei-Personen-Iglu aus einem Kaufhaus! Damals wurde das Land von diesen Billigzelten überschwemmt. Aber, es hatte seine Versprechungen gehalten. Es war schnell und einfach aufzustellen (Das Innenzelt aus leichterem Baumwollmischgewebe wurde nur mit Klammern an das Gestänge geklickt und konnte auch ohne Außenzelt benutzt werden.) und kam auch ohne Abspannungen aus, was insbesondere auf Felsen, Bootsstegen usw. von Vorteil war. Dieses Zelt diente mir nach ein paar Änderungen und zusätzlichen Abspannungen auf meinen Fahrten mit dem Kajak und Motorrad als Unterkunft und ich muss zugestehen, dass ich nichts Negatives über diese Zelt sagen kann. Trotz täglichem Auf- und Abbau hat es an insgesamt rund 250 Tagen innerhalb von 3 Jahren treu seinen Dienst versehen. - Was will man mehr, für damals 90 DM. Nur einmal 2003 bei einem extremen Sturm am Gargano in Italien war das Glasfiber-Gestänge gebrochen. Aber mit Paketklebeband konnte ich das Gestänge reparieren und das gleiche Gestänge hielt noch während der gesamten Tour. Hier steht der Iglu 2003 in einer griechischen Bucht im Ionischen Meer mit bereits instandgesetztem Gestänge.

 

 

Bild 06: Das Einbogen-Zelt von Nordisc war eine weitere Errungenschaft. Allerdings diente es nur als Zusatz-Zelt, weil ich bei meinen Seekajaktouren ab 2004 in der Regel mit einem Tarp unterwegs war und es nur bei längeren Aufenthalten aufgestellt hatte: z.B.: 2004 auf dem Campingplatz in der Nähe von Grado nach meinem 5000-Kilometer-Tripp zu den Olympischen Spielen nach Athen. Ich hatte einige Tage Zeit bis mich meine Familie mit dem Auto abholen konnte und stellte neben dem Tarp auch das Zelt auf.

 

 

Bild 07: Seit 2004 lebte ich auf meinen Seekajak-Reisen im Mittelmeer unter einem Tarp. Hier, 2010 in Kroatien (Insel Unije) mit einer Baumarkt-Plane 2 m x 3 m für 5 Euro. Eigentlich wollte ich mit dieser einfachen Plane nur Erfahrungen bei heftigem Wind und Regen sammeln und testen, ob ein Tarp für meine Seekajaktouren eingesetzt werden kann. Diese Billigplane hatte ich 2004 zu meiner Olympiareise erstanden und auf zwei weiteren Seekajakreisen (2006, 2010) verwendet. Obwohl ich zwar die Plane etliche Male repariert hatte (Ösen mit Klebeband verstärkt, mit Firstschnur versehen und Steinschlaglöcher abgeklebt), war ich mit dieser Version einer Unterkunft vollauf zufrieden. Bei Sturm und Regen kürzte ich einfach das Gestänge, spannte die Plane ohne Zwischenraum eng anliegend um den Kajak und war dann von den Unbillen der Witterung völlig sicher, weil sich dadurch die Windangriffsfläche verringert hat und von der Wetterseite dicht war.

 

 

Bild 08: 2011 kam ein größeres Tarp zum Einsatz, weil wir zu zweit unterwegs waren. 3 m x 4 m reichten aber auch hier völlig aus. Bei zwei Booten, wenn es der Lagerplatz (Dalmatien, Insel Dugi Otok, Nordwest-Küste) erlaubte, war es möglich, die Plane zwischen den beiden Booten aufzuspannen. Dadurch mussten nur die Firstleine im Kiesboden verankert werden. Auf dem Bild ist der Hering (Baustahl, 6 mm Durchmesser, 40 cm lang) mit Steinen zusätzlich gesichert. Eine Neuerung habe ich aber eingeführt: Früher habe ich das Tarp am First direkt an den Ösen abgespannt und bei starkem Wind das Ausreißen dieser Ösen riskiert. Jetzt spanne ich eine Reepschnur von Gestänge zu Gestänge und lege dann das Tarp lose, ohne Spannung darauf. Dadurch werden die Zugkräfte auf die Ösen verringert und das Material geschont. Durch die vielen seitlichen Abspannungen werden die Ösen auf dem Gestänge gehalten, sodass sie sich beim Aufblähen nicht aushaken.

 

 

Bild 09: Allerdings ging es auch  mit nur einem Kajak (Dalmatien, Insel Mali Sikavac) und unter Umständen auch ohne Kajak als Abspannhilfe. Ein Tarp ist vielseitig aufzubauen und hat den Vorteil, sich nahezu jedem Gelände anzupassen. Siehe auch die Lagerplatzbilder in den Berichten KL-05 - Übernachtngsplätze zu Beginn der Seekajak-Tour 2010 und KL-06 - Lagerplatzbilder von der Seekajak-Tour 2011 in Dalmatien. - Bei meinen nächsten Soloreisen werde ich aber auf meine alten Tarps zurückgreifen, weil ich jetzt genügend Erfahrungen mit dem Umgang mit Planen gesammelt habe und sie wegen der größeren Fläche (3 m x 3 m anstatt 2 m x 3 m) doch bequemer sind. Beim Einsatz eines Tarps nehme ich aber auf meinen Solo-Seekajakreisen immer ein leichtes Zelt mit (z.B. Einbogenzelt oder das Gossamer). Bei einer Mückenplage in der Abend- und Morgen-Dämmerung ist man sehr froh, wenn man in eine moskitodichte Unterkunft ausweichen kann, mag sie auch noch so klein und unkomfortabel sein. Das kommt aber bei den ständigen leichten Brisen am Mittelmeer relativ selten vor.

 

 

Bild 10: Für mich die idealste Übernachtungsart auf Seekajak-Reisen stellt das Lager ohne Überdach dar. Bei dieser Option blieben sowohl Zelt, als auch das Tarp im Stauraum des Kajaks. Diese Art zu übernachten gefällt mir besonders gut, minimiert es doch den Auf- und Abbau des Lagers erheblich. Rund 2/3 der Übernachtungen in der Ägäis konnte ich im Sommer so durchführen. Diese kleine romantische Bucht liegt an der Südküste von Kreta ziemlich weit im Westen, an der ich 2003 entlanggepaddelt bin.

 

 

Bild 11: Zu guter Letzt gibt es bei mir noch eine weitere Version der Unterkunft: mein Motorhome. Es reicht für mich völlig aus, ist pflegeleicht und billig im Unterhalt - und ich habe schon ganz Westeuropa mit diesem Gefährt bereist. 2008 war ich mit ihm auf dem Balkan. Auf diesem Bild steht es am Ende eines geschotterten Bergwegs auf der Halbinsel Lutraki-Perachora hoch über dem Golf von Korinthos in Griechenland.