BP-18 - Utraleichter Druckgaskocher (Trangia-Prinzip)


verfasst 2016 - geändert am 06.07.2016


Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, stelle ich hier meinen ultraleichten Druckgaskocher vor, der nach dem Trangia-Prinzip arbeitet, einer Kombination aus Open Flame Alcohol Stove und Open Jet Stove. Bei diesem Projekt ist es mir darum gegangen, die zur Zeit aktuellen Kocher dieser Sorte, seien sie käuflich oder in Eigenproduktion gebastelt, bei nahezu gleichbleibender Leistung wesentlich zu vereinfachen, insbesondere bei der Herstellung und die Kosten dabei gegen Null zu fahren.


Folgenden Bedingungen haben bei der Realisierung meines Druckgaskocher Pate gestanden:

- so leicht wie möglich

- stabil genug, um Transportschäden zu vermeiden (Bei den Low-Pressure-Side-Burner-Alcohol-Stoves mittels Deodosen kommt es sehr leicht zu Verbiegungen und Quetschungen.)

- maximale Kostenreduzierung, nach Möglichkeit gegen Null

- minimaler Aufwand bei der Realisierung

- integrierter Topfständer

- Verwendung für eine Person (Soloreisender)


Um die oben genannten Bedingungen erfüllen zu können, greife ich auf Abfall- und Rest-Material zurück. Dabei habe ich zwei Alubüchsen aus meinem Fundus herausgesucht, die eng zusammenpassen. Als Topfständer verwende ich ein Überbleibsel von einem geschweißten Hasendraht. Mehr Material ist für die Realisierung dieses Projekts nicht nötig gewesen.


Für diese Demonstration habe ich einen Druckgaskocher mit nach außen gebogenen Auflagedrähten gebaut, damit ich größere Töpfe und Pfannen daraufstellen kann, um Vergleiche von verschiedenen Kochern bei der Speisenzubereitung anstellen zu können.



Bild 1: Die Bestandteile meines Druckgaskochers: Als Außenschale dient eine Aludose eines Brotaufstrichs und als Innenschale die Aludose eines Katzenfutters. Sie passen so ineinander, dass zwischen den Dosen ein Spalt von ca. 1,5 Millimeter verbleibt. Der Topfständer wird aus geschweißtem Hasendraht hergestellt - hier bereits auf das erforderliche Maß ausgeschnitten.

 


Bild 2: In die Aludose der Innenschale werden am unteren Rand 5 Löcher gebohrt, damit der Spiritus auch in die größere Dose fließen kann. Ich habe bei einem neueren Modell sehr kleine Löcher (3 mm Durchmesser) gewählt, damit der Spiritus zwischen der Innen- und Außenschale bis zum Schluss verdampfen und Druck aufbauen kann. Minimalisten stechen mit einem Messer oder einem Nagel einfach die Löcher in die Aludose, Ultralight-Freaks schneiden dann noch den Boden heraus und lassen nur den Rand stehen. Alternativen dazu gibt es genügend.



Bild 3: Mit einer Kneifzange wird aus dem Hasendraht (Drahtstärke: ca. 1,4 mm, Maschenweite: 18 mm) der Topfständer herausgezwickt und mit einer Flachzange die oberen Draht-Enden nach innen (10 Felder) für kleinere oder nach außen (11 Felder) für größere Kochgefäße gebogen. Dabei ist darauf zu achten, dass der untere Längsdraht außen liegt. Er dient als Auflage auf dem Rand der Außendose. Vorsicht beim Bearbeiten der Drähte, weil die Schweißpunkte sehr leicht aufbrechen. Deshalb habe ich die Enden des obereren Längsdrahtes umgebogen, damit dort eine höhere Stabilität entsteht.



Bild 4: Der Topfständer wird so rund geformt, dass er eng um den oberen Rand der Innendose zu liegen kommt. Die senkrecht stehenden Drähte diene zur Zentrierung der Innendose zur Außenschale, damit ein gleichmäßiger Spalt entsteht. Wer den Topfständer leichter haben will, verkürzt die unteren Enden, denn sie müssen nur über die Dosenränder ragen.

 


Bild 5: Nun wird der Topfständer mit der Innendose in die Außenschale gesteckt. Dabei liegt der äußere untere Längsdraht auf dem Rand der großen Dose auf. Dadurch kann der Topfständer nicht weiter in die Außendose rutschen.



Bild 6: Die Innendose wird nach unten gedrückt. Dadurch bekommt das ganze Gebilde seinen Halt und gewährleistet den gleichmäßigen Abstand. Der Kocher ist eigentlich fertig für seinen ersten Einsatz. Der Zeitaufwand für die Herstellung ist sehr gering, etwa 6 Minuten, wobei ich für den Topfständer rund 5 Minuten aufgewendet habe. Wer exakter arbeiten möchte, benötigt natürlich mehr Zeit.


Beim ersten Kochversuch ist die Innendose durch der Druck am Boden beim Kochen des Spiritus nach oben gerutscht und der Topfständer hat sich bei Belastung (Abkratzen des angebrannten Kochguts mit den Pfannenschaber) in die Außendose gedrückt. - Achtung: Brandgefahr beim Umkippen des Dosenkochers, weil er nicht auslaufsicher ist! Ich habe deshalb eine Sicherung eingebaut, die die Innendose unten hält, indem ich einige Drähte des Topfständers nach innen gebogen habe, die dann in die zusätzlich gebohrten Löcher der Innendose einrasten. Dabei habe ich die Höhe der Löcher so gewählt, dass sie gleichzeitig als Markierung der Füllhöhe (100 ml) des Brennmaterials dienen. Wenn der Boden herausgeschnitten ist, kann keine Dampfblase entstehen, die die Innendose hochhebt.

 


Bild 7: Das Flammbild des Kochers bei einer Edelstahlschüssel von 1,0 Liter Volumen. Anstelle der Flammen aus den Düsen, wie bei den käuflichen Exemplaren und vielen Nachbauten üblich, benutze ich bei diesem Kocher einen gleichmäßigen Schlitz der nur durch die Zentrierdrähte des Topfständers unterbrochen wird, die die Innendose auf gleichmäßigen Abstand von ca. 1,5 mm zur Außenschale halten. Dabei entsteht ein einheitlicher Flammenring. Die Austrittsfläche des Schlitzes ist ungefähr genau so groß, wie die Summe der Düsenöffnungen beim größeren Originalbrenner.


Der Einsatzbereich ist sehr vielfältig, von Getränkedosen (0,33 l bis 1,0 l Inhalt), über Edelstahlschüssel (1,0 l Inhalt) bis hin zu Konservendosen (0,4 l und 0,8 l Inhalt) und Pfannen, kann alles zum Kochen verwendet werden. Als Grenze für diesen Kocher würde ich Behälter mit maximal 1,0 l Fassungsvermögen empfehlen.



Bild 8: Meines Erachtens die beste „Ultralight-Kombination“ für eine Solotour: Druckgaskocher mit nach innen liegenden Auflagedrähten (0,1 l, 28 g), unten links, mit einer Alu-Konserven-Dose (0,42 l, 19 g - ideale Füllhöhe bis zum oberen Ring: 350 ml) als Topf, oben links, eventuell noch mit zusätzlichem Deckel (3 g), unten rechts. Der Kocher passt in die Alu-Konserven-Dose.


Alternativ kann auch eine Edelstahltasse mit 0,5 l Inhalt, oben rechts, benutzt werden, Allerdings schlägt diese mit 80 g zu Buche, also nichts für Ultralight-Enthusiasten; das ist für sie schon „ultraheavy“. (Smiley: „Lächeln“)

 


Bild 9: Wenn man sich als Minimierer den Luxus leistet, eine Edelstahltasse mitzunehmen, kann man alles ineinanderstecken: Kocher in die Alu-Konserven-Dose und diese in die Edelstahltasse, Deckel auf die Alu-Konserven-Dose und das Transportvolumen ist minimiert.


Technische Daten des Kochers:


- Außendurchmesser mit kleinem Topfständer (Drähte nach innen gebogen): 75 mm

- Außendurchmesser mit großem Topfständer (Drähte nach außen gebogen): 102 mm

- Höhe: 40 mm

- Höhe mit Topfständer: 60 mm

- Masse: 28 g

- Fassungsvermögen an Spiritus: ca. 100 ml

- Brenndauer bei 100 ml Spiritus mit einer Edelstahlschüssel: 50 min

Kochversuch: bei Wassertemperatur von 13 Grad Celsius, Umgebungstemperatur von ca. 20 Grad Celsius unter Idealbedingungen (Küche)

- 1,0 Liter Wasser kocht in Edelstahlschüssel mit Deckel) in 14 min

- 1,0 Liter Wasser kocht in Edelstahlschüssel ohne Deckel) in 18 min

- 0,5 Liter Wasser kocht in Konservendose mit Deckel) in 6 min

- 0,5 Liter Wasser kocht in Konservendose ohne Deckel) in 8 min


Fazit:


Dieser Kocher in ultraleichter Ausführung ist eine hervorragende Alternative zu den teuren käuflichen Exemplaren. Er ist hinreichend robust, sodass er beim Transport nicht zusätzlich geschützt werden muss, was das Gesamtgewicht merklich reduziert.


Der Kocher, die Alu-Konserven-Dose mit 0,4 l Inhalt (effektiv 0,35 l Inhalt) und mit Deckel haben eine Masse von zusammen knappe 50 g. Hierzu muss ich jedoch anmerken: 0,33 ml Brennspiritus wiegen in einer einfachen Plastikflasche (Bruchgefahr und Verlust durch Diffusion) 290 g, in einer robusten Plastikflasche 305 g und in einer Alu-Sicherheitsflasche 370 g! (Smiley: „Zwinkern“) Damit kann man dann rund 3 Stunden kochen.


Meinen Vers d'rauf:


Die in Bild 07 erwähnte Edelstahlschüssel mit 1,0 l Inhalt wiegt ohne Deckel 150 g. Mein steckbarer Feuerkorb (Siehe Beitrag: „BP-16 - Steckbarer Taschen-Feuerkorb“, klicke: “hier“) bringt ein Gewicht von 80 g auf die Waage. Zusammen sind das dann 230 g gegenüber 370 g beim Spirituskocher einschließlich transportgesichertem Brennmaterial für rund 3 Stunden. Zumindest in unseren Regionen findet man ausreichend trockenes Holz für stundenlanges Kochen, und es muss nicht mitgeschleppt werden. Im Hinblick auf „ultralight“ ist nicht das alleinige Gewicht des Kochers ausschlaggebend, sondern zusätzlich auch die Masse des Brennmaterials! Gegenüber Benzin, Spiritus, Petroleum oder Kartuschengas, das darüber hinaus alles in Sicherheitsbehältern mitgeführt werden muss, ist ein „Rucksack-Wanderer“ mit meinem steckbaren Feuerkorb als Holz-Kocher und der großen, stabilen Edelstahlschüssel (Topf und Pfanne zugleich) klar im Vorteil. (Smiley: Lächeln)

Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten stellte seinen Eigenbau vor und bemerkte, dass auch bei ihm die Innendose unter dem Gasdruck hochrutschte. Er hatte den Mangel behoben, indem er den Rand mit zusätzlichem Aluklebeband abdichtete.


Ihm widmete ich folgende Zeilen:


... es tut mir leid, dass ich erst jetzt auf Deinen Beitrag antworten kann. Zur Zeit bin ich auf mehreren „Baustellen“ ziemlich ausgelastet.


Also vielen Dank für Deine Informationen zu Deinem Druckgaskocher. Ich finde ihn sehr interessant, weil ich diese Bauart und die simple Methode der Abdichtung noch nicht gekannt habe. Wenn ich zum Einkaufen gehe, dann schaue ich ebenfalls, ob man die Behältnisse der einzelnen Lebensmittel nicht für andere Outdoor- oder Survival-Zwecke verwenden kann, insbesondere zum Kocherbau für Holz und Spiritus oder für den Transport unterwegs und zum Aufbewahren für zu Hause usw.


Das Hochdrücken der Innendose habe ich bei einer weiteren Version verhindert, indem ich dem Boden der Innendose herausgeschnitten habe. Somit kann keine Dampfblase entstehen, die die Innendose hebt. Diese Variante habe ich bereits im letzten Beitrag angedeutet.


Hier einige Bilder von diesem Modell mit ausführlicher Beschreibung.



Bild 1: Die drei Einzelteile meines Druckgaskochers nach dem Trangia-Prinzip: Außendose, Innendose, Topfständer (von links nach rechts). Die Masse liegt jetzt bei 26 g. Der Topfständer ist abnehmbar. Durch die offene Bauweise lässt er sich etwas aufbiegen oder zusammendrücken. Das erleichtert den Auf- und Abbau und auch den Transport (siehe unten, ab Bild 4)

 


Bild 2: Der Kocher halb zusammengesteckt ...



Bild 3: ... und hier zum Kochen bereit

 


Bild 4: Zum Transport drehe ich den Topfständer einfach um und schiebt ihn von unten über die Innendose.



Bild 5: Beide Teile passen dann in die Außendose, bei minimalem Volumen. Außerdem ist da noch Platz für die Zündhölzer; na ja bei etwas angepasster Zündholzschachtel (zwei Ecken eindellen) oder lose mit den beiden Reibflächen zusammengebunden. Alte Fernmelder, die „Senioren“ dieser Berufssparte, kennen da noch spezielle Knoten zum Abbinden von Kabelbäumen, die sich auf- und zuziehen lassen. (Smiley: „Lächeln“)

 


Bild 6: Wer möchte, kann das Ganze noch mit dem Deckel der Brotaufstrich-Dose sichern (Mehrgewicht: 4 g - insgesamt kommen dann 30 g zustande.). Da wackelt und klappert nichts mehr, und die Zündhölzer sind wasserdicht verpackt.


Soweit der momentane Stand über die Optimierung meines Druckgaskochers.