| BP-08 - Fußlenzpumpe - Betrieb über Fußsteueranlage (eigene Idee)
verfasst 2012 - geändert am 12.02.2012
Im Allgemeinen werden mechanische Lenz-Pumpen seit jeher mit den Händen, den Füßen und seit einigen Jahren sogar mit den Schenkeln direkt bewegt. Alle drei Arten schränken aber im Betrieb mehr oder weniger das Paddeln, insbesondere das Stabilisieren des Kajaks bei einem Sturm und hohen Wellen ein - vom schlechten zu besseren: Hand - Fuß - Schenkel. Das Ergebnis ist in keinem Fall befriedigend, wenn auch die Schenkelpumpe eine vielversprechende Variante darstellt.
Unabhängig davon wäre eine elektrische Pumpe natürlich die angenehmste Alternative. Sie vermeidet alle die negativen Eigenschaften der mechanischen Lenzpumpen! Wenn nicht da das Problem mit der Zuverlässigkeit der elektrischen Anlage in einem Seekajak wäre, insbesondere auf einer Langtour, wenn keine Steckdose für das Batterieladegerät zur Verfügung steht und ein bewölkter Himmel den Solarmodul auslacht. Über die weiteren Nachteile (Gewicht, Volumen, Korrosion, Isolation, Entladung usw.) brauche ich wohl nicht weiter referieren, die dürften allgemein bekannt sein. Deshalb werde ich die elektrische Pumpe nicht in meine Problemlösung mit einbeziehen. Ich sehe eine elektrische Pumpe in der jetzigen Zeit eher nur als ein bequemes zusätzliches Hilfsmittel an, ähnlich wie bei den GPS-Geräten. Aus Sicherheitsgründen würde ich aber trotzdem eine separate (lose) Handlenzpumpe mitnehmen.
Um alle die systembezogenen Kehrseiten der auf dem Markt befindlichen Lenzpumpen für einen Kajak aufzuheben und die einzelnen Vorteile in einer neuen Pumpenart zu vereinen, habe ich folgenden Überlegungen in einer Problemanalyse angestellt:
1 - Wer? Beteiligt am Pumpen ist der Paddlern selbst, der Kajak (abgeschottet), die mechanische Pumpe, die Fußsteueranlage, die Abdichtung der Sitzluke (Spritzdecke) und natürlich das in die Sitzluke eingedrungene Wasser.
2 - Wie? Die Pumpe ist vom Paddler zu betreiben. Das vorhandene Wasser in der Sitzluke soll bei geschlossener Spritzdecke aus dem Kajak befördert werden. Dabei sind die Hände zum Paddeln und bei Sturm zum Stützen freizuhalten und die Beine sollen möglichst das Paddeln durch das Fußsteuer unterstützen, damit hohe Wellen und Brecher rechtzeitig in dem richtigen Winkel angeschnitten werden können. Die Ausführung hat grundsätzlich nach meinem bewährten „e-z-b-Verfahren“ zu erfolgen (e-z-b = einfach-zuverlässig-billig).
3 -Was? Die Lenzpumpe muss auf irgend eine Weise vom Paddler selbst mechanisch bedient werden können, ohne dass Hände und Füße auf unnötige Weise dafür zusätzlich zur Hilfe genommen werden müssen. Sie soll ohne Aufbau- und Vorbereitungsarbeiten sofort einsatzbereit sein. Außerdem ist anzustreben, dass der Raum in der Sitzluke nicht unnötig verbaut wird, um die Beinfreiheit (Langfahrten!) nicht einzuschränken und das Ein- und Aussteigen nicht zu erschweren, insbesondere bei einem Wiedereinstieg nach einer Kenterung bei Sturm und hohen Wellen.
4 - Wann? Unmittelbar nach dem Wassereinbruch muss die Pumpe ihre Tätigkeit aufnehmen. Spätestens nach dem Schließen der Spritzdecke hat das Abpumpen zu beginnen. Ein in der Sitzluke mit Wasser fast vollgelaufener Kajak entwickelt in schwerer See eine unberechenbare Dynamik, weil durch die Wellenbewegung das Wasser im Boot ständig den Schwerpunkt verändert und es zu unerwarteten ruckartigen, nicht abschätzbaren Bewegungen des Kajaks kommen kann, die der Paddler zusätzlich zum Wellengang ausgleichen muss.
5 - Wo? Das Lenzen ist im Wasser durchzuführen, insbesondere bei Sturm und bei jedem Wellengang. Mit vollgelaufenem Kajak bei Sturm einen unbekannten Strand anzulaufen, erhöht das Risiko einer schweren Havarie, insbesondere an steil abfallenden Stränden, an denen schwere Brandungsbrecher (Dumper) zu erwarten sind.
6 - Warum? Die Sicherheit, das Boot bei Sturm und hohen Wellen stabilisieren und ein Kentern vermeiden zu können, hat absoluten Vorrang vor einem schnellen Auspumpen. Man muss bei der Planung einer Lenzpumpe grundsätzlich von dem schlimmsten Fall, einer vollgelaufenen Sitzluke ausgehen, insbesondere bei Solotouren. Das Risiko während des Auspumpens erneut zu kentern, muss durch Paddelstütze absolut vermieden werden. Zum Stabilisieren des Kajaks während eines Sturms sind Hände und Füße unbedingt freizuhalten!
Nachdem ich mir mit den 6 W-Fragen über das Problem im Klaren war und die Rahmenbedingungen gesetzt hatte, begann ich mit der eigentlichen Problemlösung.
Ich erinnerte mich dabei an die Tatsache, dass ich mich beim kräftigen Paddeln (meist wenn ich einem dicken Pott oder einer Schnellfähre im Wege war und ich aus seinem/ihrem direkten Kurs schleunigst herauspaddeln musste) mit einen Fuß gegen das Ruderpedal stemmte. Ich hatte mir das parallele Stemmen angewöhnt: Zog ich mit der rechten Hand das Paddel kräftig durch das Wasser, drückte auch mein rechter Fuß gegen das Pedal - bei der linken Zughand natürlich mit dem linken Fuß. Dadurch entstand am Ruderblatt eine ständige Hin-und-Her-Bewegung, die in der Jollensegler-Sprache auch „wriggen“ genannt wird und im Wettkampf verboten ist, weil sie zu einer zusätzlichen regelwidrigen Vorwärtsbewegung führt. (Nur für die Perfektionisten von Euch: Um mit dem Kajak einen exakt geraden Kurs zu paddeln, muss beim rechten Paddelzug während des Stemmens auch das rechte Steuerpedal leicht getreten werden, damit die Gierbewegung des Bootes durch das Paddel nach links mit dem Steuerschlag nach rechts ausgeglichen wird. Bei hohen Wellen und Brechern wird das diagonale Stemmen mit hoher Paddelstütze und Ankanten des Bootes gegen die Wellen bevorzugt - wäre aber in einem eigenen Beitrag zu beschreiben.)
Das Steuerseil legt dabei einen Weg von rund 30 mm zurück. Die maximal mögliche Strecke müsste an dem jeweiligen Boot und der eingesetzten Steueranlage genau ermittelt werden. Das Steuerseil übt in beiden Richtungen einen Zug aus, weil beide Pedale über das Steuer am Heck gekoppelt sind.
Diesen permanenten Zug an den Steuerseilen in der Hin-und-Her-Bewegung möchte ich nun zusätzlich zum Pumpen ausnützen! Allerdings ist diese Version nur bei Kajaks mit einer Fußsteueranlage möglich. In Deutschland dürfte dies aber die Mehrheit der Paddler betreffen.
Die nötige zusätzliche Kraft für die Betätigung der Lenzpumpe ist durch die Beinarbeit (größte Kraftentfaltung beim Menschen) auf alle Fälle vorhanden und die Paddel- und Steuereigenschaften würde kaum behindert. Im Extremfall, bei einem abrupten Richtungswechsel (Ansteuern eines Brechers), wird das Pumpen dann automatisch unterbrochen. Damit wären alle Vorgaben und Wünsche, die in den sechs W-Fragen dargestellt sind, weitgehendst erfüllt!
Einziger Nachteil ist, dass die Pumpe bei jeder Steuerbewegung mitarbeitet, auch im „Ruhezustand“. Ist in der Sitzluke kein Wasser vorhanden, was ja der Normalfall sein sollte, läuft die Pumpe praktisch im Leerlauf und zieht nur Luft, die aber das Steuern kaum behindert, weil sie, wie eine Luftpumpe im Leerlauf, schneller durch die Ventile und Schläuche der Pumpe strömt als Wasser. Bei wenig Wasser, wenn man zu bequem ist, das Restwasser mit einem Schwamm aufzuwischen oder wenn die „ekelhaften“ Wellen, die manchmal über das Deck rollen, dies nicht zulassen, „rotzt“ die Pumpe leise vor sich hin. Das mag vielleicht einen akustisch sensiblen Menschen stören, der Funktion des Pumpens tut dies aber keinen Abbruch und mir ehrlich gesagt auch nicht (im Gegensatz zu meinen Kindern, die beide Musik studiert haben). Wenn der Ansaugstutzen an die tiefste Stelle im Kajak gelegt wird, können auch diese für manchen Paddler unangenehmen Geräusche großteils vermieden werden. Alternativ wäre eine Entkopplung der Pumpe vom Steuerseil, zum Beispiel mit Hilfe einer Klammer oder eines Knoten, eine Option, die aber im Ernstfall zur Inbetriebnahme einen zusätzlichen Handgriff benötigt. Unter Umständen muss dafür sogar die Spritzdecke geöffnet werden, was zu einem weiteren Wassereintritt und einem weiteren Gefahrenpotential führen kann. Außerdem entsteht dadurch eine zusätzliche Fehlerquelle, die dem Einfachheits- und Zuverlässigkeits-Prinzip entgegensteht.
Persönlich halte ich so eine Option für übertrieben, denn bei überkommendem Wasser (Brecher) ist der Druck so groß, dass über den Spritzdeckenkamin immer wieder Wasser in den Kajak läuft, selbst wenn die Schwimmweste und der Paddelanorak den Kamin zusätzlich abdichtet. Mir ist das Wasser schon durch den Kapuzenausschnitt direkt am Körper hinunter in die Sitzluke geronnen. Da war ich sehr froh, dass ich meine Fußlenzpumpe ohne einen zusätzlichen Handgriff sofort in Betrieb nehmen konnte.
Ich halte die Idee, über die Steuerseile eine Lenzpumpe zu bedienen, als eine sehr praktikable Lösung, weil man in ein bereits bestehendes, optimal funktionierendes System, eine zusätzliche Nutzung integriert.
Die Frage ist eigentlich nur, wie man eine Pumpe, in der Regel eine Handpumpe ohne Rückholfeder (daher leichter zu bedienen) in das Steuerseil-System einbinden kann. Dazu möchte ich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, an den folgenden zwei Optionen meine Idee verdeutlichen und zur Diskussion bereitstellen:
1 - Fest eingebaute handelsübliche Handpumpe mit senkrecht stehendem Pumpenhebel (ca. 60 Euro)
Der Einbau erfolgt in der Sitzluke am Kajakboden an der vorderen Schottwand und zwar so, dass der Pumpenhebel nach oben steht und sich parallel zur Schottwand bewegt. Im gleichen Abstand vom Pumpenhebel zur Schottwand wird eine Umlenkrolle an beiden Kajakseiten (eventuell in Verbindung mit der Pumpenbefestigung) montiert und über die Rollen ein zusätzliches Seil von einem Steuerpedalen über den Pumpenhebel zum anderen Pedal gespannt (geschlossenes System). Der Pumpenhebel steckt dabei sehr locker in einem Metallring, an dem auf beiden Seiten die Seile befestigt sind, damit der Radius, den das Stangenende beim Pumpen beschreibt, vom gerade gespannten Seil ausgeglichen wird.
2 - Lose Handlenzpumpe (ca. 15 bis 30 Euro)
Die Steuerseile verlaufen von den Pedalen bis zum Beginn der Plastikröhren, in denen sie ab dem Sitz durch den hinteren Stauraum bis zum Auslass auf Deck geführt werden, nahezu parallel zur Bordwand - zumindest bei der Anordnung der Prijonpedale. Wenn man jetzt eine einfache kleine, lose Handpumpe (z.B. mit einem Hub von 350 bis 550 mm, entspricht rund 0,3 bis 0,5 l/Hub - der Pumpenhub muss aber länger sein, als der maximale Weg des Steuerseils) an der Bordwand und parallel zum Steuerseil befestigt, kann man das Steuerseil direkt an dem Pumpenhebel anbringen, was aber zu einem ständigen Pumpen bei jeder Pedalbewegung führt. Der Auslass könnte ohne zusätzlichem Schlauch seitlich direkt durch die Bordwand geführt und professionell (Flansch, Kajakers „Spezialmittel“: Silikon usw.) abgedichtet werden. Allerdings ist beim Einbau darauf zu achten, dass die Pumpe den Oberschenkel bei der Schenkelstütze nicht behindert. Aber die Montage der Pumpe ist ja grundsätzlich von der Kajakform und der Anordnung des Sitzes, der Pedale und der Schenkelstützen abhängig. Nach Möglichkeit würde ich die Platzierung neben dem Sitz unmittelbar oben am Süllrand bevorzugen, weil die Pumpe dort am wenigsten stört. Der Ansaugstutzen könnte dann unter oder neben dem Sitz verschwinden. Alternativ wäre eine zweite Pumpe (insgesamt dann etwa 30 Euro Materialkosten) auf der anderen Seite, aus Symmetriegründen und der höheren Effizient wegen, natürlich eine zusätzliche, interessante Option.
In dieser ersten Vorstellung möchte ich nicht näher auf weitere Lösungsansätze eingehen und besondere Erklärungen abgeben, weil dies nur zu einer Unübersichtlichkeit führen würde. Wegen der Einfachheit und dem großen Bekanntheitsgrad einer Fußsteueranlage bei (deutschen!?) Paddlern habe ich vorerst auf bildliche Darstellungen verzichtet. Mir ging es heute ausschließlich darum, um die Wirkungsweise meiner Idee mit ein paar Anwendungen, erklären zu können. Ich bin überzeugt, dass da noch genügend Potential vorhanden ist und weitere Möglichkeiten aufgedeckt werden. Vielleicht gelingt es, dieses Prinzip in eine sinnvolle, einfache, wirksame und kostengünstige Anwendung, entsprechend meinem „e-z-b-Prinzip“ (siehe oben), umzusetzen.
PS: Hinweise zur Nutzung meiner Tipps und Tricks
Ich habe diese Problemlösung nur durchgeführt, weil von Seiten einiger Forumsmitglieder der Outdoorseiten allgemeine Fragen zu Lenzpumpen und deren Einsatz gestellt worden sind und dadurch mein Interesse geweckt worden ist. In meinem alten Kajak habe ich bereits seit Anbeginn eine gut funktionierende Fußlenzpumpe eingebaut, sicherlich mit den typischen Nachteilen, aber ich werde sie nicht mehr abändern. Vielleicht in einem neuen Kajak könnte ich mir vorstellen, ein MYOG-Projekt daraus zu machen.
Wenn andere Forumsmitglieder der Outdoorseiten meine Anregungen aufgreifen und meinen Einfall weiterentwickeln wollen, nur zu - aber lasst die anderen User daran teilhaben und macht kein profitbringendes Geschäft daraus.
Siehe dazu auch den Abschnitt: „Hinweise zur Nutzung meiner Ideen" unter dem Kapitel Urheberrecht im Abschnitt Wissenswertes.
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