BR-04 - Porridge, das Original aus Schottland

 

verfasst 2013 - geändert am 18.11.2013

 

Abschließend möchte ich noch eine überaus einfache Variante von meinen Getreide-Rezepten vorstellen: den „Schottischen Porridge“ oder auf deutsch schlicht: „Haferbrei“ - herzhaft oder süß.

 

Ursprünglich war der Porridge ein Arbeiteressen der Highlands und wurde nicht nur zum Frühstück, sondern zu jeder Tageszeit eingenommen, auch mittags und abends - ähnlich dem steirischen Sterz, der aber mit Weizengrieß zubereitet wird (siehe Link weiter unten). Wer jetzt die Nase rümpft und gemeinhin meint: „Haferschleimsuppe!?“ Der hat ihn nur noch nicht probiert.

 

Ernährungsphysiologisch soll der Porridge sehr gesund sein! Hafer zählt nämlich zu den wertvollsten Getreidesorten - wegen seines hohen Eiweiß- und Ballaststoffgehalts sowie an seinen Mineralstoffen und Vitaminen. Haferbrei wirkt sich positiv auf den Darm aus. Das weiß jeder Patient, der sich einmal einer Darmoperation unterziehen und nahezu jedes Kind, das zu Hause wegen Magenweh einmal krank im Bett liegen hat müssen, jedenfalls in meiner Jugend. Weil in diesen Krankheitsfällen die Haferschleimsuppe überhaupt nicht gewürzt und angereichert wird, hat sich dieses Negativimage herausgebildet. Die in dem Getreide enthaltenen Ballaststoffe regulieren aber die Verdauung und bilden im Magen angeblich eine Schutzschicht, die den sauren Magensaft von der Schleimhaut fernhält. Die Ballaststoffen dämpfen auch den Hunger und halten den Blutzucker- und Cholesterinspiegel in der Waage.

 

Mein Vater hat das Rezept für den süßen Porridge aus der Gefangenschaft bei den Engländern mitgebracht und ich habe die herzhafte Art auf meinen Motorradreisen durch Finnland kennen und lieben gelernt.

 

Die Zubereitung funktioniert so simpel wie schnell, dass sie eigentlich ein jeder anwenden kann. Ideal für das Leben draußen! Porridge kann sowohl süß als auch herzhaft gekocht werden. Bei der Verwendung von Kochern mit mitgeführtem Heizmaterial (Gas, Spiritus, Benzin, Petroleum) spart diese schnelle Zubereitung obendrein Brennstoff.

 

Das Grundrezept

 

Im Prinzip mischt man für den Porridge Haferflocken 1:4 mit Wasser. Das ist eigentlich alles, was man über das Gericht wissen muss. In der Regel wird daraus ein Brei. Bei mehr Wasser, entsprechend weniger Getreide, erhalte ich eine Suppe und bei weniger Wasser, entsprechend mehr Getreide, gelange ich dann zu einem Schmarrn/Sterz.

 

Zutaten für 2 Portionen oder für 1 Portion, wenn man Hunger verspürt

 

100 g feine Haferflocken

400 ml Wasser

Priese Salz

 

Zubereitung

 

Die Haferflocken zusammen mit dem Wasser in einen Topf geben und eine Priese Salz hinzufügen. Das Ganze kurz aufkochen und dann weiterköcheln lassen, bis der Brei diese typische, leicht zähe Konsistenz bekommen hat. Ständig gut umrühren, damit er sich nicht anlegt. Kochzeit: ca. 10 Minuten, Verbrauch mit meinem Dosen-Spirituskocher mit erhöhter Auslaufsicherheit ca. 20 ml Spiritus (in der Küche, unter Laborbedingungen).

 

 

Bild 1: Der Porridge für das Grundrezept ist in der Kochschüssel angesetzt: Haferflocken, Wasser, Salz, mehr ist nicht erforderlich.

 

 

Bild 2 : Mein auslaufsicherer Spiritusbrenner mit einem selbst gebauten, angepassten Topfständer in voller Aktion.

 

 

Bild 3: Nach knappen 10 Minuten ist der Porridge fertig. In diesem Urzustand schmeckt das Gerichte, na ja - nach Krankenhaus! Eine Weiterverarbeitung sollte man ihm daher unbedingt angedeihen lassen ...

 

 

Bild 4: ... zur süßen Variante, mit selbst eingelegten Weichselkirschen, überstreut mit Zucker und Zimt.

 

 

Bild 5: ... oder zur deftigen Speise mit einer sehr klein geschnittenen Zwiebel, Karotte und abgeschmeckt mit Kümmel, Knoblauch, Paprika, Pfeffer, Salz und Schnittlauch.

 

Variationen

 

Zu dem oben vorgestellten Grundrezept kann man alle selbst bevorzugten Zutaten hinzufügen:

 

- Zur süßen Art schneide ich vergleichsweise Obst, Nüsse und dergleichen klein und verrühre alles mit Zucker (Ahornsirup, Honig, Marmelade usw.) und Zimt mit dem heißen Porridge. Wenn man auf Tour eine Reibe mitgenommen hat, kann man alles noch feiner raspeln, was dem Geschmack zugute kommt. Milch, wenn man sie auf der Wanderschaft dabei hat, anstelle des Wassers, verfeinert natürlich die süße Variante.

 

- Die herzhafte Version, mit zum Beispiel Gemüse, habe ich bereits in meinem vorangegangenen Beitrag beschrieben - siehe dazu meinen Beitrag BR-01 - „Mein Outdoor-Grundrezept für eine deftige Mahlzeit“. Sie schließt den Kreis zu meinen anderen Kreationen mit Getreiderezepten. Nur das Anrösten entfällt in diesem speziellen Fall, was dann allerdings zu einem etwas höheren Einsatz von Gewürzen führt. Man muss es einfach ausprobieren! Porridge macht noch weniger Arbeit und erleichtert auch das unbeliebte Topfreinigen. Bei dieser Art kann das Gemüse gleich zu Beginn zugegeben werden. Dann wird es etwas weicher. Ich bevorzuge mehr Rohkostgemüse, das auch ungekocht verwendet werden kann. Raspeln vereinfacht dabei das Kleinschneiden. Auch in diesem Fall ist die Palette der Zutaten weitgespannt. Zum Gemüse kann man auch noch klein gewürfelten Räucherspeck, oder pikante Wurst hinzufügen, damit das Ganze noch an Geschmack gewinnt.

 

Anwendungsbeispiel für einen süßen Obst-Marmelade-Porridge

 

Zutaten

 

100 g Haferflocken

400 ml Wasser

Priese Salz

Himbeermarmelade

1 Apfel klein geschnitten/geraspelt (Es waren die letzten Äpfel, die noch am Baum im Garten hingen.)

Zimt

 

Zubereitung

 

Den Porridge, wie oben beschrieben, zubereiten. Einen Apfel klein schneiden und mit der Marmelade in den Porridge einrühren, Zimt darüberstreuen - fertig. Den klein geschnittenen Apfel, kann man auch gleich zu Beginn des Kochvorgangs in den Topf geben. Wer es noch gehaltvoller haben möchte, garniert das Ganze zum Schluss noch mit Butterflöckchen (sofern Butter auf Tour überhaupt mitgenommen wird).

 

Als Outdoor-Getränk eignet sich zum süßen Porridge am besten Cowboykaffee.

 

 

Bild 6: Der süße Porridge ist angerichtet. Auch hier kann man je nach Geschmack, die vorhandenen Nahrungsmitteln beliebig variieren und ergänzen (zum Beispiel mit Nüssen, Rosinen usw.).

 

 

Bild 7: Der süße Porridge in Großaufnahme - In diesem Fall habe ich die Apfelstückchen gleich mitgekocht. Es ist Geschmackssache, ob man Obst warm oder kalt genießen möchte. Als Marmelade-Ersatz ist natürlich auch Zucker und seine „Ableger“ möglich.

 

Anwendungsbeispiel für einen herzhaften Gemüse-Porridge

 

Zutaten

 

100 g Haferflocken

 1/2 l Wasser

Priese Salz, alternativ einen Brühwürfel

70 g Zwiebeln

70 g Karotten

70 g Räucherspeck

Kräuter (Petersilie, Schnittlauch)

Gewürze (Kümmel, Knoblauch, Pfeffer, Paprika, Curry)

 

Zubereitung

 

Das Rohkostgemüse und den Räucherspeck sehr klein würfeln. Alles in einen Topf geben und aufkochen lassen. Weiterköcheln bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist - fertig. Weil ich ein wenig mehr Wasser nehme und mehr Masse kochen muss, dauert das Köcheln ca. 10 bis 15 Minuten. Vorsicht beim Würzen! Tipp: Anfangs spärlich mit den scharfen Zutaten umgehen. Lieber hinterher nachwürzen.

 

Als Getränk eignet sich zum deftigen Porridge frisch gebrühter Kräuter- oder Früchte-Tee oder auch gut gekühlter Hopfentee, das bayerische Nationalgetränk und Grundnahrungsmittel.

 

 

Bild 8: Der herzhafte Porrige ist zum Servieren bereit. Ich verwende beim „schnellen“ Kochen (Porridge, angeröstete Hafer-/Grieß-Suppe) mit dem Spiritusbrenner ausschließlich Rohkostgemüse, weil es nicht lange garen muss. Das spart Brennmaterial (siehe auch oben).

 

 

Bild 9: Der herzhafte Gemüse-Porridge in Großaufnahme. Hier hat alles zusammen nach dem Aufkochen noch 15 Minuten weitergeköchelt. Weil ich Rohkostgemüse, Wurst und gegebenenfalls Räucherspeck verwende, könnte ich mir auch das zusätzliche Köcheln getrost ersparen. Aufkochen würde ohne weiteres ausreichen. Das Gemüse ist dann noch, nach chinesischer Art, bissfest.

 

Fazit

 

Jede Region hat ihre Getreidearten als Grundnahrungsmittel: Asien den Reis, Amerika den Mais, Afrika die Hirse, Europa den Weizen und den Hafer, Bayern die Gerste und ... den Hopfen. Mit diesen uralten Grundnahrungsmitteln werden von den Einheimischen traditionell vorzügliche und einfach zubereitete Gerichte gezaubert.

 

Man braucht eigentlich keine Fertigprodukte aus der modernen „chemischen“ Lebensmittelproduktion. Gedörrte Nahrungsmittel sind zwar sehr praktisch, benötigen aber rund die selbe Zubreitungszeit wie zum Beispiel der oben erwähnte Porridge. Allerdings nimmt das Dörren zuvor mehrere Stunden in Anspruch und der Energieverbrauch ist bei den elektrischen Dörrapparaten auch dementsprechend hoch.

 

Persönlich sehe ich in den vorgestellten Rezepten eine sinnvolle Alternative zu der modernen Instant-Outdoorkost, die zur Zeit auf den Markt geschmissen wird. Verwendet man für Suppen, Breie, Eintöpfe frische regionale Lebensmittel, gewinnt man zugleich an Geschmack der Speisen hinzu. Mitzunehmen sind dann eigentlich nur die Grundnahrungsmittel: Weizengrieß, Weizenmehl, Haferflocken, eventuell noch Brühwürfel und die entsprechenden Gewürze. Das habe ich bereits in meiner frühen Jugend auf Wanderschaft so praktiziert. Vom Transport (Gewicht und Volumen) her kann Porridge und Co. ohne weiteres auch heute noch mit den angebotenen Retorten-Produkten der Supermärkte konkurrieren und geschmacklich übertreffen frisch zubereitete Speisen bei weitem Designer-Food und essbare Labor-Kreationen. Mit ein wenig Überlegung/Erfahrung dauert die Zubereitung auch nicht länger als die von der Industrie so hochgelobte, aber extrem teure „Expeditionsnahrung“, weil man das Wasser dazu ja auch kochen und das Ganze dann Quellen lassen muss. 

 

Warum greifen wir Outdoor-Freaks nicht auf die altbekannten, wohlschmeckenden leicht und schnell zuzubereitenden Gerichte der Landarbeiter, Holzfäller, Bauern, Jäger und Fischer aus früheren Zeiten zurück. Den legendären Hobo-Ofen benutzen wir doch heute ebenfalls, weil er sich als überaus praktisch erwiesen hat! Stattdessen verfangen wir uns in den Marketingnetzen der modernen Abzocker in der florierenden Lebensmittelproduktion mit deren Halbfertig- und Fertig-Produkten, von denen man nicht einmal weiß, was und wie da alles verarbeitet wird? Siehe dazu die aktuellen Lebensmittelskandale - Beispiel: überteuerte Tintenfischringe, hergestellt aus Enddärmen von Schweinen (siehe “hier“) - wohl bekomm's!

 

Welche Ausrüstung und Lebensmittel bei den einzelnen Outdooraktivitäten mitgenommen und eingesetzt werden sollen, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich vertrete hier nur meine persönliche Meinung und möchte mit meinen Vorschlägen und Ideen zu eigenen kreativen Inspirationen anregen.