| KE-13 - Informationen über Lenzpumpen
verfasst 2012 - geändert am 04.02.2012
Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten wollte sich eine Fußlenzpumpe in seinen neuen Seekajak einbauen lassen. Ein einschlägiger Seekajakfahrer hatte ihm aber empfohlen, eine Handlenzpumpe für seinen Seekajak zu besitzen und zu benutzen, anstatt einer eingebauten Fußlenzpumpe. Begründung hierfür war, dass man mit den Füßen nicht so effizient pumpen würde, da diese von der Bewegung her schneller ermüden. Das Forumsmitglied war jetzt irritiert und bat die fachkundigen User um ihre Meinungen.
Dem Forumsmitglied konnte ich dabei von meinen eigenen Erfahrungen über Fußlenzpumpen nachstehendes berichten:
Über Hand- oder elektrische Lenzpumpen kann ich Dir leider keine Auskunft geben, weil ich dazu keine Erfahrungen habe.
Wie Du schreibst, ist in meinem Seekajak einen Fußlenzpumpe (die englische Henderson Chimp aus dem Jahre 2002) eingebaut. Eine zusätzliche Handpumpe besitze ich aber nicht. Es sei denn, ich bezeichne meine Schwämme, die ich zum Auswischen benutze, wenn wenig Wasser im Boot verblieben ist, weil die Fußlenzpumpe ja nicht alles absaugen kann, als „Handlenzpumpe“. Für diese letzten Millimeter Wasser im Kajak ist bei mir immer der Schwamm zuständig.
Über Lenzpumpen, speziell über Fußlenzpumpen habe ich einiges in folgenden Posts geschrieben:
- Beitrag KT-05 - "Meine Meinung zum Eskimotieren" - ab Absatz 10 - Beitrag BP-14 - "Bilder von meiner eingebauten Fußlenzpumpe in einen Prijon KODIAK" - Beitrag KE-03 - "Qualitätsanspruch an das Paddel-Equipment" unter 5 - Sonstige Kajakausrüstung - Beitrag KP-07 - "Stauplan für eine Mittelmeer-Lang-Tour" unter 3 - Sitzluke
In den einzelnen Absätzen habe ich erklärt, warum ich mich für eine Fußlenzpumpe entschieden und wie ich sie in meinen Kajak eingebaut habe.
Soviel ich weiß, gibt es fest montierte Handlenzpumpen, zumeist auf englischen Seekajaks, die sich auf einer Seite hinter dem Sitz befinden. Meines Erachtens haben diese Pumpen einen gravierenden Nachteil, weil die bedienenden Hand am Pumpenhebel beim Stabilisieren am Paddel fehlt. Einen weiteren Nachteil sehe ich in der Größe der Pumpe. Ich vermute, es handelt sich um die selbe Pumpe, wie bei einer Fußlenzpumpe, vielleicht sind sie sogar identisch. Das heißt, sie schafft nur 0,1 l pro Hubbewegung. Bei einem Sturm dauertet es wesentlich länger, um den Kajak leerzupumpen, weil man immer wieder das Paddel fassen muss, um den Kajak gegen die Wellen aufrecht halten zu können. Außerdem finde ich das Pumpen immer mit der selben Hand hinter der Sitzluke als unbequem und sehr ermüdend. Aber da werden Dir die Besitzer solcher Pumpen mehr sagen können.
Die separate Handlenzpumpe die in der Sitzluke verstaut oder in eine spezielle Decktasche gesteckt wird, hat nach meiner Ansicht den Nachteil, dass sie mit beiden Händen bedient werden muss (Die eine hält, die andere pumpt.). Außerdem muss sie irgendwie durch die Spritzdecke geführt werden. Bei einem Sturm kann das bei einem Seekajak auf Solotour zu fatalen Folgen führen. Ob der Vorteil der größeren Leistung die oben erwähnten Nachteile aufwiegt, möchte ich bezweifeln. Vielleicht könnte sich der Seekajakfahrer, der Dir die Handlenzpumpe empfohlen hat, dazu einmal äußern. Es kann ja sein, dass ich da ein wichtiges Argument übersehen habe.
Ich persönlich halte diese Art von Pumpen nur für ruhiges Wasser geeignet, zum Beispiel beim Üben des Aus- und Wieder-Einsteigens und der Kenterrolle, um das unvermeidlich einsickernde Wasser wieder auspumpen zu können.
In einem offenen Boot, wie bei einem Kanadier, bietet diese Art von Handlenzpumpen die einzige Alternative mit einem großen Vorteil, weil sie eine höhere Pumpleistung aufweist als eine festeingebaute Hand- oder Fußlenzpumpe – wenn ich mich nicht irre. Auch bei einem Zweierkajak ist der Einsatz dieser separaten Handlenzpumpe möglich, indem ein Kajaker das Boot mit dem Paddel stabilisiert, während der andere die Pumpe bedient. Zwei Forumsmitglieder der Outdoorseiten wiesen darauf hin, dass bei Faltbooten in der Regel nur eine separate Handlenzpumpe eingesetzt werden kann. Einer empfahl bei Einerkajaks, die Boote zu einem Päckchen zu legen, um sich beim Auspumpen gegenseitig zu helfen.
Diesen Forumsmitgliedern antwortete ich zusammen, weil sie nahezu die selben Argumente anführten:
Die beiden haben völlig recht, wenn sie sagen, dass bei einem Falter nur die separate Handlenzpumpe sinnvoll eingesetzt werden kann. Den Vorschlag von Dirk, sich gegenseitig zu unterstützen und sich ins Päckchen zu legen, halte ich bis zu einer gewissen Wellenhöhe für sehr sinnvoll. Bei höheren Wellen, insbesondere bei Brechern (ab 6 Beaufort), ist es meines Erachtens aber sicherer, die hohen Wellen alleine abzureiten, weil sich die Boote bei brechenden Wellen gegenseitig behindern. Man kann nicht den idealen Winkel zu Wellenfront einhalten, wenn man fest „zusammenhängt“.
Die Begründung des Seekajakfahrers, der die Handlenzpumpe empfohlen hat, dass man mit den Füßen nicht so effizient pumpen würde, da diese schneller von der Bewegung ermüden, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn die Fußlenzpumpe richtig eingebaut ist, das heißt: mittig im Fußraum und in genauer Abstimmung mit der Beinlänges des Paddlers, kann ich abwechselnd mit beiden Füßen die Pumpe bedienen und mit dem Paddel gleichzeitig den Kajak stabilisieren. Ich habe bei meinen Kenterungen und Wiedereinstiegen und dem anschließenden Auspumpen noch nie Schwierigkeiten mit ermüdeten Füßen bekommen. Wurde ein Bein schlapp, wechselte ich einfach auf das andere.
Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass bei der Verwendung einer anderen Fußsteueranlage, als die von Prijon bevorzugte, kein mittiger Einbau der Fußlenzpumpe möglich ist. Wenn die Steuerpedale zum Beispiel mit einer Längsschiene mittig angeordnet sind, muss die Fußlenzpumpe an einer Seite montiert werden. Deshalb kann nur ein Fuß zum Einsatz kommen, der dann natürlich schneller ermüdet. Aber ich kenne mich mit den Steueranlagen bei anderen Kajaks nicht aus, so dass ich hier nur Vermutungen anstellen kann.
Die seitliche Anbringung der Steuerpedale ist eben der große Vorteil bei den Prijonbooten. Dadurch konnte ich meine Fußlenzpumpe in die für mich optimale Position bringen. Bei einem neuen Kajak würde ich die Fußlenzpumpe wieder in der gleichen Weise einbauen. Lediglich der Auslassstutzen käme genau über die Pumpe, damit der Verbindungsschlauch so kurz wie nur möglich ausfällt.
Weil der Kajak ja ausschließlich von mir selbst gefahren wird, kann ich die Steueranlage und die Fußlenzpumpe auch fest montieren, weil ich ja keine zusätzlichen Einstellmöglichkeiten benötige. Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten schreibt, dass bei dem von ihm benutzten Seekajak von Lettmann die Fußlenzpumpe auf einer „Zölzerschiene“ ebenfalls mittig angebracht ist und weist darauf hin, dass die Effektivität einer Handlenzpumpe gegenüber einer Fußlenzpumpe höher ist. Außerdem möchte ich den Wortlaut des Forumsmitglieds in seiner abschließenden Beurteilung wörtlich zitieren: „Wenn man solopaddelt ist es sicher wichtiger sich zu stabilisieren, als komplett leer gepumpt zu sein. Wenn man zu mehreren ist, kann man sich sowieso vielseitiger helfen. Da kann ich mir außerdem eine Handlenzpumpe ausleihen.“
Ihm antwortete ich mit folgender Stellungnahme:
Die Firma Lettmann hat die mittige Anbringung der Fußlenzpumpe meines Erachtens sehr gut gelöst und sie mit der Anpassung der Steueranlage an verschiedene Beinlängen kombiniert. Ideal ist diese Anordnung bei Vereins-Kajaks, die von mehreren Personen benutzt werden.
Es ist auch absolut richtig, dass Handlenzpumpen eine höhere Förderkapazität erreichen als Fußlenzpumpen und wegen der fehlenden Rückholfeder auch leicher zu bedienen sind. Die Leistung beträgt ungefähr den Faktor 3 (Fußlenzpumpe 0,1 l/Hub, Handlenzpumpe 0,3 l/Hub).
Interessant sind aber die Werbeaussagen der Marketingabteilungen der Pumpenhersteller. Sie geben mehrheitlich die Pumpenleistung in Liter pro Minute (l/min) an. Da kommen natürlich Traumzahlen zustande: 45 - 94 l/min oder 70 l/min sind genannte Werte, die ich in den Werbeanzeigen im Internet gefunden habe. Wie die Werbestrategen zu diesen Spitzenwerten gekommen sind, werden wir wohl nie erfahren.
Wenn man die konkreten Zahlen zugrunde legt, mit 0,3 l/Hub, des einfachen Rechnens nehme ich einmal 0,35 l/Hub - dann müsste ein Paddler, wenn er 70 l/min fördern will, 200 Pumpbewegungen pro Minute durchführen, jeweils von Anschlag zu Anschlag der Pumpe. Das ist eine Pumpbewegung in 0,3 Sekunden! Das schafft nicht einmal ein durchtrainierter Superathlet eine Minute lang, geschweige Seekajaker, wie wir es sind.
Solch einfache Rechnungen entlarven immer wieder die Werbesprüche dieser dubiosen Marketing-Abteilungen. Ich warne permanent davor, alles für bare Münze zu nehmen, was von diesen „Fachleuten“ angepriesen wird und fordere grundsätzlich, den eigenen vernünftigen Menschenverstand einzuschalten, damit man nicht auf diese „extrem wohlwollenden“ Angaben hereinfällt, die unter Umständen sogar das Leben gefährden können oder Rettungseinsätze erforderlich machen.
Wenn man wirklich Seekajaking betreiben will, sollte man aus Sicherheitsgründen, insbesondere beim Solopaddeln, lieber eine Fußlenzpumpe einbauen und eine geringere Förder-Leistung in Kauf nehmen, als dass man das Risiko eingeht, wegen der Bedienung der Handlenzpumpe ohne Paddelstütze immer wieder zu kentern. Selbst wenn man die Rolle perfekt beherrscht, ab einem bestimmten Zeitpunkt hat man einfach nicht mehr die Kraft in einem Sturm immer wieder hochzudrehen.
Abgesehen davon: Wo legt man das Paddel griffbereit bei hohem Wellengang ab, damit man es im Falle einer weiteren Kenterung sofort greifen kann und wie sichert man dabei die Handlenzpumpe, damit sie nicht beim Hochrollen behindert? Das Forumsmitglied schreibt: „Wenn man solopaddelt ist es sicher wichtiger sich zu stabilisieren als komplett leer gepumpt zu sein ...“ Ich glaube, dieser sinnvollen, pragmatischen Einstellung brauche ich nichts mehr hinzufügen!
Ich möchte noch auf einen interessanten Bericht von Udo Beier, dem „DKV-Referenten für Küstenkanuwandern“ hinweisen. In dem Beitrag „Risiko Küstenkanuwandern II, Analyse eines Seenotfalls vor Baltrum (Ostfriesland)“ (http://www.kanu.de/nuke/downloads/Seenotfallanalyse-II.pdf) beschreibt Udo exakt die Probleme der Verwendung von Handlenzpumpen im Päckchenverbund bei höheren Wellen, auf die ich bereits anfangs in diesem Beitrag hingewiesen habe.
Allerdings ist es bei dieser Aktion nicht ohne den Einsatz des Seenotrettungsdienstes abgegangen. Vielleicht hätte man das verhindern können, wenn eine Fußlenzpumpe eingebaut gewesen wäre und der Paddler die Hände freigehabt hätte, seinen Kajak mit dem Paddel zu stabilisieren. Ich möchte aber hier keine Grundsatzdiskussion über den Einsatz von Seenotrettungsdiensten auslösen, der immer wieder durch mangelhafte Ausrüstung, wenig Wissen und geringe Erfahrung von leichtsinnigen Wassersportlern jedweder Couleur wie eine Selbstverständlichkeit in Anspruch genommen wird. Ein weiterer User der Outdoorseiten weist auf eine neue Art der Lenzpumpe hin, die mit Schenkeldruck funktionieren soll.
Hierzu fiel mein Kommentar folgendermaßen aus:
Das Forumsnitglied gab einen sehr interessanten Hinweis auf eine Pumpenvariante, die Schenkelpumpe, die sicherlich wert ist, zu diskutieren. Allerdings dürfte es dabei noch an den einschlägigen Erfahrungen mangeln, um die wahren Vorteile dieser Pumpe zu ergründen. Trotzdem halte ich diese Art von Pumpe besser, als eine Handpumpe, weil die Hände frei sind zum Stabilisieren des Kajaks bei hohen Wellen. So wie ich das an den Fotos erkennen kann, ist es auch möglich, beim Pumpen gleichzeitig das Fußsteuer zu bedienen, ein nicht zu übersehender Vorteil. Allerdings müsste unten am Fuß (Spann, Gelenk) eine Art Gegenlager vorhanden sein, damit man eine besserer Kraftübertragung auf die Schenkel hat, sonst kann man nur mit dem Gewicht der Füße arbeiten und nicht die Muskelkraft einsetzen. Das ist aber nur meine Überlegungen auf die Schnelle. Ich habe diese Art von Pumpe noch nicht gekannt. Meine alte Fußlenzpumpe ist immer noch funktionstüchtig und ich gedenke nicht, sie in der nächsten Zeit auszutauschen. Deshalb mein Desinteresse an Neuerungen im Pumpenbereich. Ich werde mich aber über diese Art von Pumpe weiter informieren. Bei einem neuen Kajak wäre diese Pumpe sicherlich in Betracht zu ziehen, eine Option für interessierte User. - Danke für die Information! In einem weiteren Beitrag setzte ich mich gezielt mit dem Thema „Schenkelpumpe“ auseinander:
Zu der Schenkelpumpe im Allgemeinen: Ich habe mir einmal die Beiträge im Seekajakforum durchgelesen. Unser Forumsmirglied hat recht! Es wurden normale Fußlenzpumpen (Henderson Chimp) am Boden eingebaut und mit beiden Schenkeln oder Kniekehlen bedient. Die von mir erwähnte Pumpe, die unter dem Sitz eingebaut ist, scheint aber eine elektrische Pumpe zu sein. Man kann es nicht genau erkennen. Leider funktioniert der Link jetzt nicht mehr.
Gut, wenn man keine Probleme mit dem Einsteigen hat, einige User vom Seekajakforum sehen darin den größten Nachteil, kann ich mir vorstellen, dass der Einbau als Schenkelpumpe sicherlich seine Vorteile bringt, insbesondere die gleichzeitige Nutzung der Fußsteueranlage, so dass man während des Pumpens auch weiterpaddeln kann. Bei Sturm eine nicht zu unterschätzender Vorteil, um die Wellen im entsprechende „Idealwinkel“ anschneiden und abreiten zu können.
In meinem Fall mit der langen Sitzluke beim „Prijon Kodiak“ würde eine Schenkelpumpe wohl kaum das Einsteigen behindern. Im Prinzip gleite ich zuerst bequem in den Sitz und ziehe dann erst die Beine in die Sitzluke hinein (nicht elegant, aber praktisch). Ob die Pumpe die Beine beim Paddeln und Steuern behindern, kann ich nicht beurteilen. Hier müsste man diejenigen befragen, die diese Art von Pumpe bereits eingebaut und Erfahrungen gesammelt haben. Sicherlich schränkt sie den Stauraum in der Sitzluke ein. Der schnelle Griff zur Getränkeflasche oder zu einem wasserdichten Tagesbeutel mit Photoapparat, Handy, Fernglas usw. wird bestimmt erschwert.
Ich könnte mir gut vorstellen eine leichtere Doppelpumpe direkt vor oder sogar in den (dann etwas verlängerten) Sitz, für jeden Schenkel eine eigene, zu installieren und im Bedarfsfall so abwechselnd mit dem grundsätzlich entstehenden Gegendruck der Beine, diagonal zur Paddelführung der Arme, die Pumpen mit der Paddelfrequenz (ca. im Sekundenschlag) zu bedienen. Dadurch könnten auch die Federkräfte für die Rückstellung und des gleichzeitigen Ansauges des Wassers in die Pumpe durch das doppelte Zeitintervall verringert werden, was zu einer Erleichterung der Bedienung führen könnte.
Alternativ wäre auch eine mittig angebrachte herkömmliche Pumpe mit zwei gegenüberliegenden Bedienhebeln, für jeden Schenkel einen, eine weitere Möglichkeit, abwechselnd unter Ausnutzung des oben erwähnten, sowieso vorhandenen Gegendrucks beim Paddeln, kräftesparend zu pumpen. Allerdings wäre in diesem Fall die Pumpe in Höhe der Kniekehlen der bessere Einbauort wegen des größeren Hebelwegs, was wiederum den Stauraum und die Beinfreiheit in der Sitzluke einschränkt.
Ich bin aber der Meinung, da muss ein jeder seine eigenen Prioritäten setzen. In meinem Fall, werde ich meinen Fußpumpeneinbau nicht zu Gunsten einer Schenkelpumpe abändern. Vielleicht wäre es aber eine Option bei einem neuen Boot.
Wenn man seinen Gedanken freien Lauf lässt, werden bestimmt noch viel sinnvollere Lösungen zutage gefördert. Es könnte ja auch sein, dass die Industrie diese Option aufgreift und sie perfektioniert. |