KE-09 - Seekajak Prijon „Barracuda“ - Beladung und Dichtigkeit

 

verfasst 2012 - geändert am 05.01.2012

 

Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten bat um Informationen über das Beladen eines von ihm erworbenen Seekajaks Prijon „Barracuda“ aus zweiter Hand. Außerdem wollte er wissen, auf was er achten müsse, dass die Stauräume auch wirklich dicht sind.

 

Neben Informationen von anderen Forumsmitglidern gab ich ihm folgende Hinweise:

 

Gratuliere zu Deinem Prijon Barracuda. Da hast Du eine wahre Rennmaschine erworben, allerdings mit dem Nachteil der hohen Kippeligkeit. Siehe dazu meinen Beitrag KE-01 - "Mein Seekajak INUIT ATAQATIGIIT".

 

Zwei Punkte solltest Du bei Deinem Kajak noch berücksichtigen und überprüfen.

 

1 - Sind die Neopren-Lukendeckel unbeschädigt? Wenn dies der Fall ist und die Rundgummibänder noch fest am Neopren vernäht sind (auch das Lederband der Gummistöße hinten am Deckel), dann dürften auch die beiden Ladeluken dicht sein. Dass die Abschottungen unbeschädigt sind, ist allerdings Voraussetzung. Kommt auf den vorhergehenden Benutzer an, wie pfleglich er mit seinem Boot umgegangen ist. Trotzdem verstaue ich die feuchtigkeitsempfindliche Ausrüstung zusätzlich noch in einem wasserdichten Transportsack. Die Kunststoffdeckel, dienen nur dazu, dass das empfindliche Neopren nicht beschädigt oder bei einem Brecher nicht eingedrückt wird.

 

2 - Überprüfe, ob der Steuerruderbeschlag hinten dicht ist. Setze das Heck eine Zeit lang unter Wasser und belaste das Steuer, indem Du es unter Belastung hin und her bewegst. Bei mir ist da anfangs etwas Wasser hereingelaufen, weil die Schraube sich gelockert hatte. Nicht allzu viel sickerte herein, aber immerhin war der Boden nach einer Tagesfahrt sehr nass. Ich hatte dann die lange Schraube vor Ort mit Sekundenkleber eingestrichen, bevor ich sie festzog. Danach war der Beschlag absolut dicht. Anstatt Sekundenkleber kann man auch Silikon verwenden. Siehe dazu ebenfalls meinen Beitrag KE-01 - "Mein Seekajak INUIT ATAQATIGIIT". Tipp: Drehe die Schraube nicht ganz heraus! Du bekommst alleine die Mutter nicht mehr auf die Schraube, selbst mit einer Verlängerung nicht. Da muss man schon zu zweit sein. Mir hatte damals ein netter Grieche am Strand geholfen, den ich bat, den Kreuzschlitz-Schraubendreher zu drehen während ich versuchte, die Mutter - auf einem Zeltstab mit Klebeband befestigt - an das Schraubenende im Stauraum hinter die Gegenplatte zu halten und zu fixieren.

 

Für das Beladen eines Kajaks hat Dir mein „Vorschreiber“ eigentlich schon alles Grundlegende gesagt.

 

Von meiner Warte aus ist dies im Stauplan, in meinem Beitrag KP-07 - "Stauplan für eine Mittelmeer-Lang-Tour", beschrieben. Da bin ich auch auf den Trimm eines Kajaks eingegangen, ein nicht unwesentlicher Faktor, insbesondere bei Deinem Barracuda. Bei diesem Boot empfehle ich Dir grundsätzlich die schwere Ausrüstung (Konserven, Trinkwasser, usw.) nach unten und das leichte Equipment wie Kleidung, Schlafsack, Liegematte nach oben zu verstauen. Dadurch wird ein wenig die Kippeligkeit Deines „Rennboots“ verringert.

 

Wenn Du Deine normale Ausrüstung in den Stauluken unterbringst, wird Dein Kajak bei einer Kenterung bestimmt nicht untergehen, auch wenn die Sitzluke vollgelaufen ist.

 

Wenn Du noch weitere Fragen hast, kein Problem, nur zu!  

Eine ergänzende Frage des Forumsmitglieds der Outdoorseiten beschäftigte sich speziell mit der Abdichtung des Steuerbeschlags.

 

Ihm konnte ich mit folgendem Hinweis helfen:

 

Die Schraube am Heckbeschlag abzudichten, bereitet keine großen Schwierigkeiten. Vielleicht reicht schon das nochmalige Festziehen der Schraube. Schraube und Mutter bestehen aus Nirosta-Stahl, wenigstens bei mir. Da ist noch nichts eingerostet.

 

Eventuell könnte sich auch die obere Pop-Niete am Beschlag gelockert haben. Die habe ich sicherheitshalber gleich zu Beginn gegen eine Messingschraube ausgewechselt. Das Einfädeln war ein wenig schwierig. Mit einem dünnen Draht (Kupferdraht von einer Relaisspule), der genau in das Gewinde passte und einer Gummidichtung (aus einem alten Gummischlauch eines LKW-Reifens geschnitten) am Schraubenkopf, habe ich die Schraube bequem einfädeln und dann mit einer Scheibe und Mutter außen festdrehen können.

 

Wie ein User in seinem letzten Post schreibt, arbeitet das Material am Anfang noch etwas. Das ist wie das Nachziehen der Radmuttern beim Auto. Auch die Schrauben der Fußstützenleisten musste ich nocheinmal nachspannen, weil die Leisten zu quietschen begannen. Ich führte das Quietschen auf den Kunststoff zurück, der bei der großen Hitze im Mittelmeer weich und dadurch die Verschraubung locker geworden war. Es waren etwa eine viertel bis zu einer halben Umdrehung mit dem Kreuzschlitz- Schraubendreher. Danach war alles in Ordnung.

 

Nachtrag zum Kajak Barracuda: Mir ist gerade eingefallen, dass dieses Boot gar keinen Steuerbeschlag besitzt. Ich glaube, mich daran besinnen zu können, als ich vor Jahren bei Prijon in Rosenheim mir einmal den Barracuda angesehen habe. Da wird das Steuerruder direkt am Heck des Bootes mit einem Steckstift befestigt, weil der Kajak hinten einen geraden Steven hat (bringt mehr Länge und dadurch einen besseren Geradeauslauf). Diese Konstruktion müsste auf alle Fälle dicht sein! Schau Dir mal das Heck mit der Ruderbefestigung an, da ist nichts geschraubt. Ich bin gespannt, ob ich mit meiner Erinnerung richtig liege.

 

Im Gegensatz zu meinem „Vorschreiber“ ist die Sitzbefestigung bei meinem Kajak dicht. Ich habe den Sitz am Anfang einmal eingestellt, so dass die Spritzdecke nicht spannt und ohne viel Knicke am Kamin von mir benutzt werden kann, anschließend habe ich die Schenkelstützen an die Sitzeinstellung angepasst und die Verschraubungen festgezogen. Seit dieser einmaligen Prozedur habe ich am Sitz und an den Schenkelstützen nichts mehr verändert.

 

Wenn die beiden Neoprendeckel keine extremen Verschleißspuren aufweisen, dann sind sie auch dicht. Ein zusätzliches Tunen ist da nicht notwendig. Die Abdichtung erfolgt über den Formschluss vom Deckel mit dem Süllrand und nicht über den Spanngummi. Der zieht den Neopprendeckel nur fest um den Süllrand. Meine sind nach 9 Jahren und über 10.000 gefahrenen Kilometern immer noch dicht. Nur einmal warf ich einen Stein nach einer Ratte und traf einen der Neoprendeckel. Der Brocken war scharfkantig und schlug ein Loch in das weiche Material. Das flickte ich zuverlässig und einfach mit dem Mattenkleber, den ich immer im Reparaturkit dabei habe. Ich hasse selbstaufblasende Isomatten, denen ständig die Luft ausgeht.

Den Steinwurf auf die Ratte griff der Fragesteller auf und bemerkte süffisant, ihm sei jetzt ein Licht aufgegangen, denn er habe sich schon gewundert, wo ich die Verpflegung für 2-3 Wochen im Boot verstaue.

 

Dieser nette Seitenhieb animierte mich zu einem entsprechenden Kommentar:

 

Mmh, „rat on a spit“ (hobo's slang), übersetzt aus der neuhochdeutschen Outdoor-Sprech: Ratte am Spieß - schmeckt ähnlich wie Karnickel. Wenn man sie noch mit durchwachsenem Speck spickt und eine Fülle dazu kreiert, aus faschiertem Schlangenfleich, Innereiender selbigen Tiere, Möweneiern, Herbes de la Macchia und dann langsam über der Glut des Lagerfeuers grillt, dann ist das für uns „Survivalisten“ eine wahre Gaumenfreude, insbesondere wenn wir noch die nötige Menge an Hochprozentigem zur Verfügung haben.

 

Voraussetzung ist allerdings, man erwischt eines von diesen schmackhaften Viechern. Trotz zahlreicher Versuche war ich mit einem Stein nur ein einziges Mal erfolgreich. Getroffen habe ich aber nicht meinen anvisierten Braten, sondern meinen oben erwähnten Lukendeckel. Kannst' Dir ja vorstellen, wie ich mich da geärgert habe. Sicherheitshalber folgt jetzt ein „Smiley grins“, gepaart mit einem „Smiley Plafondblick“.  

Einem weiteren Diskussionsteilnehmer in dieser Angelegenheit gab ich zusätzlich zu den oben abgegebenen Bemerkungen noch folgende Antwort:

 

Danke für Deine Hinweise zur Beladung von Kajaks und zur Mängelbeseitigung bei Undichtigkeiten von PE-Booten. Meine Bemerkungen hierzu stehen in den vorausgegangenen Posts an den Fragesteller.

 

Das Befüllen der Stauräume ist natürlich individuell dem einzelnen überlassen. Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen. Meine Lager-Utensilien (Tarp, Unterlage, Isomatte usw.) lege ich ohne Verpackung in den hinteren Stauraum. Da habe ich zur Dichtigkeit meines Kajaks vollstes Vertrauen und bin seit der Abdichtung des Steuerbeschalgs nicht mehr enttäuscht worden. Wenn ich gelegentlich Feuchtigkeit in der Luke feststelle, konnte ich sie immer lokalisieren. Meist stammt sie von der Unterlage und vom Tarp, wenn ich sie in der Frühe im feuchten Zustand einlade.

 

Einmal ist eine Colaflasche ausgelaufen. Das ist eine ziemliche Sauerei gewesen, bis ich den Zuckersaft wieder von allen verschmutzten Sachen entfernt habe. Seit diesem Vorfall transportiere ich kohlensäurehaltige Getränke, insbesondere die amerikanische braune Pampe, in der Sitzluke. Die wische ich beim Ausbooten sowieso mit dem Schwamm aus, wenn der Kajak mit angehobenen Vorder-Steven am Strand liegt und das ganze Wasser hinter dem Sitz zusammengelaufen ist.

 

Wie Du geschrieben hast, haben sich auch bei mir die Mängel am neuen Boot gezeigt. In der Regel reicht aber ein Nachziehen der Verschraubungen aus.

 

Zu den Schäden an den Lukendeckeln kann ich leider nichts sagen, weil diese bei mir noch nicht aufgetreten sind. Lediglich die Lederverbindung an den Enden haben sich etwas gedehnt und werden von mir laufend beobachtet. Aber zur Zeit halten sie noch. Es ist aber gut zu wissen, dass der Ersatz nicht allzu teuer ist.

 

Die einzigen Ersatzbeschaffungen bei meinem Seekajak waren eine Spritzdecke und die Sitzlukenabdeckung. Beide wurden ein Opfer der Sonne. Die UV-Strahlung hat die Nylon-Beschichtung mürbe gemacht. Die mechanische Beanspruchungen beim Paddeln und Autotransport gaben  ihnen dann den Rest.

 

Übrigens, Deine Empfehlung, für unterwegs eine kleine Tube Silikon mitzunehmen, werde ich bei meinen zukünftigen Seekajak-Touren beherzigen.