HW-R-005 - Missbrauch - Aufarbeitung in der RKK - Teil 02

Treffen am 13.03.2010 - Diametrale Texte der Diözese Regensburg

Irritationen zwischen Chronologie, Laisierung und den Leitlinien

 

verfasst 2010 - eingestellt am 23.02.2013 - geändert am 28.03.2013 (Grund: Quellenangaben)

 

Liebe Leser, verehrte Christen und ein Hallo allen, die gegen den klerikalen Missbrauch kämpfen,

 

nachdem ich nach 30 Jahren wieder an meinen Geburtsort zurückgekehrt war, befasste ich mich vermehrt mit den regionalen Geschehnissen. An meinem Hauptwohnsitz in München war ich ehrenamtlich in unserer Pfarrei aktiv gewesen, so dass es für mich selbstverständlich gewesen war, mich auch hier mit kirchlichen Angelegenheiten zu beschäftigen. Bei Diskussionen kamen viele meiner neuen/alten Freunde immer wieder auf die Missbrauchsfälle in Viechtach und Riekofen, beide Ortschaften liegen in unserer Diözese, zu sprechen,die für sie noch lange nicht abgeschlossen waren. Meine unbedarften Kommentare zur Verteidigung, die ich gegen die vehementen Angriffe auf die Römisch-Katholische Kirche (RKK), auf den Bischof und auf die Diözese Regensburg, vorgebracht hatte, gingen bei meinen Bekannten wegen meiner Unkenntnisse meist in Hohngelächter unter. Daraufhin informierte ich mich eingehend mit den Geschehnissen, um den gleichen Kenntnisstand zu erreichen. In den Medien fand ich nur kirchenkritische Artikel und Kommentare zu diesem Fall. Keine einzige dieser Online-Gazetten enthielten stichhaltige, verwertbare Informationen, um die zum Teil äußerst massiven Vorwürfen meiner Gesprächspartner gegen die Regionalkirche entkräften zu können.

 

Beim Surfen stieß ich dann im Internetportal des Bistums Regensburg auf zwei Artikel, die den bedauerlichen Vorfall aus der Sicht des Ordinariats darstellten. Beim Vergleichen der beiden Berichte „Chronologie“ des Personalreferenten (Quelle: http://www.bistum-regensburg.de/borpage002700.asp) mit der „Laisierung“ des Generalvikars (Quelle: http://www.bistum-regensburg.de/borpage004969.asp) und mit den „Leitlinien“ der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vom 27.09.2002 (Quelle:http://www.dbk.de/presse/details/?presseid=379&cHash=25c3d7917557b74fe1b52430bb7912f0) traten aber einige gravierende Unstimmigkeiten auf, die ich selbst nicht nachvollziehen konnte. Dazu hätte ich die Mithilfe von kompetenter Seite der RKK benötigt.

 

Leider ist es mir bis heute versagt geblieben, eine Antwort vom Bischöflichen Ordinariat in Regensburg zu erhalten. Vermutlich waren meine eines kleinen Schäfchens aus der Herde des „Herrn“ bescheidenen Anfragen für Gottes Vertreter auf Erden viel zu nebensächlich gewesen, darauf überhaupt einzugehen. Trotzdem und gerade deshalb möchte ich hier die unbeantworteten Fragen aufzeigen, die uns, meine Freunde und mich, so sehr bedrücken, habe sich doch vor meinen „Schafsaugen“ bei meinen Hirten Vorgänge angespielt, die für diese Leitfiguren einer Organisation nicht haarsträubender hätten sein können. Dabei handelt es sich im Übrigen um eine Vereinigung von ganz ordinären Leuten, wie jeder einzelne von uns ebenso, mit all seinen Fehlern und Schwächen. Aber diese Erdensöhne behaupten von sich selbst so großspurig, auf unserer kleinen Welt die alleinigen elitären Vertreter des einzigen, allmächtigen, allwissenden und insbesondere „allgütigen“ Gottes des gesamten Universums zu sein.

 

Welche Meinung hat eigentlich dieses allwissende „Höhere Wesen“ von den schrecklichen Taten, von Habgier und Machtbesessenheit seiner angeblich von ihm selbst ausgesuchten Handlangern in den letzten 2.000 Jahren und in der Zukunft? Da täte einmal eine allgemein verständliche Offenbarung not, von ihm selber verfasst, die all diese für das Volk völlig unverständlichen Argumente und Belege seiner Vasallen in der Nachfolge Christi eindeutig und schlüssig erklären, die seit rund 1.700 Jahren, seit Konstantin den Großen, nahezu ausschließlich zur Erhaltung und Ausbau von Reichtum und Macht der RKK dienen. Aber er lässt lieber all diese schwerwiegenden, berechtigten Vorwürfe von seinen Sukzessoren verschleiern und aussitzen, lässt ablenken, einschüchtern/verfolgen (nicht mehr über die schreckliche Inquisition, nein, heute modern und zeitgemäß über das Landgericht Hamburg, natürlich mit unseren „gespendeten“ Kirchensteuergeldern) und wenn das nichts hilft, sollen seine Leute die RKK vom Täter zum Opfer erklären, wenn es sein muss, sogar mit plumpen Lügen. Zugegeben wird bei der RKK nur das, was absolut bewiesen ist! An einer Aufklärung der klerikalen Schandtaten vonseiten der RKK besteht grundsätzlich kein Interesse. Aber wieder zurück zu unserem Fall Riekofen, der genau die letzten drei Sätze so deutlich beschreibt:

 

Es ist anzunehmen, dass alle klerikalen Beteiligten die einzelnen Vorgänge des Missbrauchs in Riekofen noch längere Zeit in Erinnerung behalten werden müssen, da es nicht auszuschließen ist, dass die Medien diesen alten, von der RKK immer noch nicht abgeschlossenen Fall, kontinuierlich wieder hervorkramen werden. Für die Presse, die betroffenen Opfer in Viechtach und Riekofen und für die kritischen Kirchenangehörigen nicht nur in der Pfarrei Riekofen-Schönach, in der Diözese Regensburg, sonder auch in ganz Deutschland steht sowieso noch eine umfassende Entschuldigung der Verantwortlichen und die Wiedergutmachung bei den Opfern aus. Wir, meine Freunde und ich, wollen zudem wissen, wie der verhängnisvolle Wiedereinsatz des wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen vorbestraften Priesters als Gemeinde-Pfarrseelsorger in Riekofen, entgegen den für den Bereich der DBK gültigen Leitlinien, zustande gekommen ist und das Ergebnis auch aus dem Munde des damals verantwortlichen Bischofs hören, der es bis jetzt noch nicht für nötig gehalten hat, darauf explizit einzugehen.

 

Dieser Bischof wird sicherlich äußerst stichhaltige Gründe haben, warum er sich so unverdrossen in Schweigen hüllt! Das lässt aber auf einen sehr fragwürdigen Charakter des Verantwortlichen schließen, wenn er sich seiner Entscheidungen und Taten als „Gottesfürst“ nicht stellt. Nach Meinung der Kritiker hat es sich bei diesem tragischen Fall um eine voraussehbare und deshalb vermeidbare Wiederholungstat gehandelt. Bei strikter Anwendung der Leitlinien hätte ein nicht involvierter, ahnungsloser, neuer Bischof bestimmt keinen Fehler gemacht! Da hätte es weder Intelligenz noch Bildung gebraucht, nur den nötigen Menschenverstand! Ob der allerdings bei den Gottesmännern vorhanden ist, dürfte entsprechend der Geschichte des Christentums jedoch fraglich sein. Die nachstehenden Fragen enthalten auch die Argumente der Kritiker.

 

Fragenkomplex über die Bewährungszeit des klerikalen Sexualverbrechers

 

Warum hatte das Ordinariat den berechtigten Wunsch der Opferfamilie in Viechtach aus den Jahre 1999 abgelehnt, den Täter nicht mehr in die kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit einzusetzen - hatte sie doch genau das verhindern wollen, was später folgenschwer eingetreten ist? Genau dieser äußerst wichtige Passus wurde dann 2002 als absolute Präventivmaßnahme zum Schutz von Minderjährigen in die Leitlinien aufgenommen!

 

Warum hatten der Generalvikar und der Personalreferent, als Theologen doch Kenner der menschlichen Seele und Psyche, seinerzeit es zugelassen, dass sich der Kinderschänder während seiner Bewährung auch außerhalb des Altenheims in Sünching engagieren konnte?

 

Warum duldeten Personalreferent und Therapeut die liturgischen Aushilfstätigkeiten in den beiden Pfarreien, bei denen der Sexualstraftäter zwangsweise wieder mit Ministranten in Kontakt treten musste, er also gegen die Bewährungsauflagen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen verstieß?

 

Warum hielt sich der Therapeut, der offenbar als Bewährungshelfer fungierte, bewusst nicht an die Auflagen des Gerichts?

 

Fragenkomplex über den Wiedereinsatz als Pfarrseelsorger

 

In der Einführung der Leitlinien heißt es unter anderem: „Es ist uns Bischöfen als Verantwortliche für unsere Diözesen ein Anliegen, alles zu tun, um dem sexuellen Missbrauch Minderjähriger stärker entgegen zu wirken und Wiederholungstaten zu verhindern.“ Warum haben dann Bischof,Generalvikar und Personalreferent nach der Einführung der Leitlinien (2002) zwei Jahre später im Jahre 2004 entgegen diese, insbesondere entgegen die Nr. 12, gehandelt?

 

Woran erkennen die Verantwortlichen (Generalvikar in Presseveröffentlichungen!) in der Diözese Regensburg, dass die Leitlinien ausschließlich bei Pädophilie und Ephebophilie anzuwenden sind und nicht, eigentlich simpler Logik folgend, bei allen Straftaten mit sexuellen Missbrauch von Minderjährigen? (Quelle:http://www.bistum-regensburg.de/download/borMedia0532705.PDF)

 

Warum aber reagierte dann das Ordinariat 2007 „sofort“ mit Maßnahmen angeblich genau nach den Vorgaben dieser 3 Jahre zuvor verworfenen, nach Behauptungen des Generalvikars in diesem Fall angeblich nicht zuständigen Leitlinien, nachdem es über die erneute Verhaftung des Wiederholungstäters durch die Polizei erfahren hatte, wenn doch Pädophilie vom Therapeuten nicht diagnostiziert war? Liegt da nicht von einer einzelnen Person, dem Generalvikar, ein vehementer Widerspruch in den inkonsequenten Auslegungen der Leitlinien vor? Die Leitlinien, die zuvor angeblich nicht anwendbar waren, so die Argumente des Generalvikars, haben jetzt im Wiederholungsfall plötzlich ihre Berechtigung und Gültigkeit? Bei der von diesen Leuten in solch gehobenen Positionen zu erwartenden Intelligenz, Bildung und Wissen, sollten wir Glaubensbrüder schon etwas mehr logisches Denken und einen geradlinigen Weg der Führungsmannschaft erwarten können. Für dumm verkaufen lassen wir uns auf diese primitive Weise nun doch nicht! Wer von den engagierten kritischen Laien, die nicht alles glauben, was ihnen die katholische Aristokratie vorgegaukelt und diese Behauptungen kritisch hinterfragen, wird aus dieser Argumentationsfolge des Ordinariats Regensburg noch schlau.

 

Warum haben in diesem prekären Fall Bischof, Generalvikar und Personalreferent als hiesige Statthalter des „Pantokrators“ gänzlich versagt, nicht aber die Opferfamilien, Bevölkerung, Medien und die Polizei? Erst durch konkrete Hinweise von der Opferfamilie in Viechtach wurden die erneuten Verbrechen in Riekofen überhaupt aufgedeckt! Wie kläglich haben sich die Handlanger des Allmächtigen da verhalten! Aber ein Schuldeingeständnis ist von diesen abgehobenen Satrapen des „Weltenschöpfers“ wohl nicht zu erwarten. - Na, „wenn ich einmal der Herrgott wär', das erste wäre das: Ich nähme meine Allmacht her, zu ändern diese und das ...“ Das ist meine persönliche Meinung in Anlehnung an das alte deutsche Volkslied.

 

Wieso haben alle Verantwortlichen einschließlich der vom Ordinariat Regensburg bestellte Therapeut, trotz der Massierung ihres studierten Potentials, es zulassen können, dass es wieder zu massiven Kinderschändungen kommen konnte und warum haben sie dabei riskiert, die Würde und Integrität nicht nur der alten und neuen Opfer, sondern auch deren Familienangehörigen so tief zu verletzen, dass ihre Seelen zu Grunde gerichtet wurden (z.B. Vater des Opfers von Viechtach), obwohl die Leitlinien der DBK dazu geschaffen worden waren, gerade das alles zu verhindern? Wären die Leitlinien stur eingehalten worden, wäre es nicht zu einer Wiederholungstat gekommen! Zu diesem schwerwiegenden, alles entscheidenden Vorwurf ist aber vom verantwortlichen Bischof keine Stellungnahme zu bekommen. Dies ist zwar sehr bedauerlich und wirft das entsprechende Licht auf ihn und auf die Geschäftspraktiken der RKK, beweist aber die Richtigkeit unserer Argumentation.

 

Warum handeln die Verantwortlichen im Bischöflichen Ordinariat Regensburg bei der Betreuung der Opfer und ihrer Angehörigen nicht nach den angeblich so „hohen moralischen Ansprüchen“ der RKK und bei ihrem „selbstzerstörerischen“ Umgang mit den Kritikern nicht nach der „Goldenen Regel“? Die Goldene Regel, älter als die RKK selbst, ist sogar im gültigen „Katechismus der Katholischen Kirche“ von Josef Ratzinger manifestiert! Hat denn der damals verantwortliche Bischof nicht gemerkt, dass er mit seinem völlig unverständlichen Benehmen und in vielen Augen lächerlich vordergründigen, ja plumpen, aber kirchentypischen mittelalterlichen Argumentationsweise der RKK mehr schadet als hilft? Scheinbar gilt der Katechismus nur für die Schafe, nicht aber für ihre sakrosankten Hirten. Und warum hat ihn nicht einer seiner Kollegen, die DBK oder wenigstens sein direkter Vorgesetzter in der Hierarchie Gottes eingebremst - zum Wohle der gesamten RKK?

 

Das waren für uns zu Beginn der Aufdeckung von Missbrauchsfällen in der Diözese Regensburg die Grundsatzfragen. In den nächsten Beiträgen werde ich dabei auf die Einzelheiten eingehen.

 

Viele Grüße

Ihr HochWalt