HW-R-001 - Wie die Religionen entstanden sind

 

verfasst 2012 - geändert am 03.10.2012

 

Liebe Leser, verehrte Christen und ein Hallo allen, die das Denken noch nicht verlernt haben, 

 

als ich vor über 55 Jahren im Religionsunterricht von der Erschaffung der Welt durch ein höheres Wesen gehört habe, habe ich noch daran geglaubt. Wenig später dann in einem Internat, dem ein Geistlicher vorgestanden hatte, kamen mir die ersten Zweifel und ich hatte mich gefragt, wie eigentlich so eine Religion wie zum Beispiel die Römisch-Katholische Kirche (RKK), zu der ich per Taufe ohne mein eigenes Zutun rekrutiert worden bin, mit ihren rigorosen Methoden der Mitgliederbeeinflussung und extremen Auswüchsen entstanden sein könnte.

 

Darüber möchte ich jetzt kurz referieren und meine eigene Theorie und Meinung vorstellen:

 

 

Bild 01: Das Gotteshaus von Sevilla ist die größte gotische Kathedrale der Welt. Etwa 20 Tonnen Gold sollen in dem Altar verbaut sein, das aus Amerika eingeführt worden ist. Sich angeeignet hat die RKK das Edelmetall angeblich als Lohn von den Indios, weil die spanischen Missionare sie zum wahren Glauben bekehrt haben (soweit meine etwas provozierende Darstellung über die späteren Rechtfertigungen der Verfechter der wahren Lehre und Nächstenliebe von Jesus Christus über ihrem Wüten in Mittelamerika), aber auch aus den Minen Amerikas in denen eben diese Ureinwohner das Gold für die Spanier und die RKK als Sklavenarbeiter unter menschenverachtenden Bedingungen haben fördern müssen. Wenn man sich mit der Geschichte der spanischen Eroberung Amerikas näher befasst, wird man begreifen, dass dieses Gold, das die RKK bekommen hat, auch „Blutgeld“ genannt wird. Soviel zur Bescheidenheit meiner Kirche in Sachen Geld. 

 

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Dieser Satz aus dem Johannesevangelium (Johannes 1,1) hat mir von Beginn an zu denken gegeben. Bereits in den ersten Jahren auf dem Gymnasium habe ich mir überlegt gehabt, ob nicht all diese Religionen, die fast so alt sind wie die Menschengeschichte selbst, mit dem Beginn der menschlichen Kommunikation, der Sprache einhergegangen sind? Entstanden in genau in der Zeit, nachdem man Begriffe gebildet, Sätze formuliert, Fragen gestellt und die untersten beiden Stufen der Bedürfnispyramide bereits erklommen hat?

 

Am Beginn der Menschheit und der Sozialität hat man nur die Grundbedürfnisse (Trinken, Essen, Schlafen, Sexualität) und die Sicherheitsbedürfnisse (materielle Sicherheit, Lebenssicherheit usw.) befriedigen können. Hier beginnt meines Erachtens bereits die einfache Verständigung der Menschen untereinander, die in Familien und Sippen gelebt haben. In dieser Zeit, vor rund 170.000 Jahren, steht auch die Wiege des Homo sapiens sapiens, des modernen Menschen und mit den Anfängen der Artikulation als Bewusstseinsbildner die Unterscheidung zu allen anderen Lebewesen.

 

Bereits in der nächsten, dritten Stufe der Bedürfnispyramide in der es um die sozialen Belange wie Liebe, Kommunikation, Partnerschaft, Freundschaft und Gruppenzugehörigkeit geht, und man sich in größeren Gemeinschaften als der Familie und Sippe zusammengefunden hat, stellt sich zwangsweise die Frage nach bestimmten Regeln und Normen, die solch ein Zusammenleben ermöglichen. Denn, wenn in einer Gemeinschaft mehrere unterschiedliche Menschen zusammenleben, muss zunächst ein allgemein gültiges Recht für diese Gruppe geschaffen werden. Das wird ja bereits im Tierreich, in einem Rudel, einer Herde, Rotte usw. auf einfachste Weise praktiziert, ist von den Primaten übernommen und verfeinert worden und durch Abkoppelung des reinen Instinkts angepasst, auf die ersten Menschen übergegangen - eine wissenschaftlich nachgewiesene, über Jahrtausende andauernde Entwicklung. Das Naturrecht ist der Teil des menschlichen Naturgesetzes, der sich auf das gemeinschaftliche Leben bezieht.

 

In dieser Zeit müssen die ersten Regeln, eigentlich aus dem Tierreich übernommen und dann weiter ausgearbeitet, für ein menschliches Zusammenleben verbal definiert und mündlich überliefert worden sein, die für diese ersten „Gemeinschafts-Menschen“ wichtig gewesen sind. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass hier der Teil der 10 Gebote geschaffen worden ist, der sich auf die Gemeinschaft bezieht und die Grundvoraussetzungen eines humanen Lebens bildet, also die Gebote 4 bis 10. Diese sieben Gesetzte finden sich in den Verfassungen aller moderner Staaten in abgewandelten, verschärften und erweiterten Formen wieder.

 

Erst als man die Regeln in den Anfängen für ein „gerechtes“ Miteinander geschaffen, die Gemeinschaft nach innen und außen abgesichert hat und die Sprachentwicklung weiter vorangetrieben worden ist, hat sich der Mensch auch zusätzlich kulturell engagieren (Totenkulte, Höhlenzeichnungen usw.) und sich dabei fragen können: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Genau hier sehe ich auch die Geburtsstunde der Religionen liegen, aber keineswegs früher.

 

Jetzt kam die Spiritualität mit ins Spiel, weil man keine vernünftige Antwort auf diese konkreten Fragen gefunden hatte. Alles was man sich nicht erklären konnte, schob man in das Mystische - in allen Gemeinschaften auf dieser Welt! Je nach Region und Lebensbedingungen entstanden so die verschiedenen Vorstellungen von der Erschaffung der Welt und vom Woher und Wohin des Menschen.  

 

Natürlich erreichte jeder, der eine einigermaßen plausible, damals einleuchtende Antwort auf diese konkreten Fragen geben konnte, in der Gemeinschaft eine höhere soziale Stellung, war angesehen und wurde mächtig. Schnell lernten diese selbst ernannten Weisen, alles nicht Erklärbare auf ein höheres Wesen, vulgo: Gott, und auf die Magie (Blendwerk, Zauber, Wunder) zu verschieben und sich selbst als deren Vermittler zu präsentieren. Diese simplen Erklärungen auf die brennenden Fragen, die Installation von Himmel und Hölle für das Gute und Böse in der Welt und der Gruppenzwang reichten aus, die einfachen Menschen unter Kontrolle zu halten und für die eigenen Ziele zu manipulieren. Zum Teil geschieht das auch heute noch, wenn man die rasante Entwicklung der Religionen bei der ungebildeten Bevölkerung in der dritten Welt mit ihren katastrophalen menschenverschleißenden Machtkämpfen betrachtet. Exemplarisch für diese Radikalität und die leichte Manipulation der ahnungslosen Massen steht heute der fundamentalistische Islam im Brennpunkt des Geschehens. 

 

Beispiele für diesen Personenkreis sind Seher oder Propheten, Priester und Bischöfe, Orden mit Mönchen und Nonnen, Druiden, Magier, Medizinmänner oder Schamanen. Daraus kristallisierten sich in den meisten Religionen eine Riege von Vertretern der einzelnen Götter, die ihre Religion überliefern, lehren, ihre Rituale ausführen und zwischen Mensch und Gottheit vermitteln. Der Status dieser Personen ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie können zum Beispiel als Priesterkaste innerhalb einer formellen Organisation tätig oder als Prophet unabhängig sein, bezahlt oder unentgeltlich agieren und heute sogar wieder an der Macht partizipieren, immer noch dem Reichtum frönen, sich erneut der alten Prunksucht hingeben und sich der Elite in der heutigen Gesellschaft zugehörig fühlen.

 

Ein unbedeutendes aber sehr typisches Beispiel wie die Vertreter Gottes in meiner RKK in ihrem Einflussbereich öffentlich auftreten: 

 

Link zum entsprechenden Bild auf der Website des Bischöflichen Ordinariats Regensburg: http://www.bistum-regensburg.de/media/borMedia0559201.JPG - Wegen des Urheberrechts hier nur der Link und nicht das Bild! Ich möchte der Diözese Regensburg nicht die Gelegenheit geben, mich mit Kirchensteuergeldern gerichtlich abmahnen zu müssen, was sie ja ohne Rücksicht auf Erfolg bis zur letzten gerichtlichen Instanz auch permanent präferiert, anstatt ihren eigentlichen Aufgaben in der Seelsorge (z.B.: die gerechte Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in ihrem Bistum) nachzukommen. 

 

Das Bild zeigt sehr eindrucksvoll in voller Montur: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gerhard Ludwig Müller, Bischof emeritus von Regensburg, Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Präfekt der Glaubenskongregation. So beginnt des ehemaligen Bischofs Lebenslauf mit einem Titel-Reigen in großen Lettern und in magenta, der vom Bischöflichen Ordinariat in Regensburg herausgegeben worden ist. - Stand 03.10.2012. Allerdings hat der Verantwortliche der Website Bistum Regensburg, Prälat Michael Fuchs, da noch die Erhebung zum Erzbischof vergessen. Das erinnert mich irgendwie an Jesus, der nach Markus 10,21 zu einem reichen Mann, der zunächst sein Jünger werden wollte, gesagt haben soll: „Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!“ Also, wie ist das nun in der RKK mit dem Jesus-Wort über Demut und Anspruchslosigkeit bei seinen direkten, angeblich von ihm selbst auserwählten Untergebenen? 

 

In der nächsten Stufe der Bedürfnispyramide, in der es um die soziale Anerkennung (Geltung, Macht, Einfluss und Selbstachtung) ging, wurde das Staatswesen zunächst in entsprechenden hierarchischen Strukturen geschaffen. Dabei gab es Anfangs sicherlich nur ein einziges Machtgefüge (Theokratie), in dem sich staatliches und religiöses Machtstreben in einer Person oder Gruppe vereinigt hatten. Bei der RKK setzte sich das im Kirchenstaat und in Deutschland bei den Fürstbischöfen sogar bis zur Säkularisierung (1803) fort. Der letzte Fürstbischof in Deutschland, Karl Theodor von Dalberg, konnte sich im Großherzogtum Frankfurt noch bis 1813 halten. Hier erkennt man sehr deutlich, dass die RKK in Deutschland mehr an Macht und Reichtum interessiert ist, als an ihren ureigenen Aufgaben, die ihr Jesus Christus aufgetragen hat.

 

Allmählich formten sich aber Königreiche unter einem mehr oder weniger weltlichen Führer. Als einer der ersten uns überlieferten Gesetzestexte war der „Codex Hammurapi“ aus dem 18. Jahrhundert v.Chr. anzusehen. In einem Prolog wurde dabei die göttliche Legitimation des Herrschers darlegt, der dadurch vermutlich seinen Machtanspruch zusätzlich festigen wollte. 

 

Mit dem „Abfall von Gott“ trennten sich die beiden Komplexe, die Religionen verloren an Einfluss und wurden meist in parallel verlaufende Machtblöcke aufgesplittet, so, wie sie zur Zeit Jesu existiert hatten. Dabei hatte sich der weltliche Bereich mehr um die Politik nach außen und Gesetzgebung nach innen gekümmert, während die Religion überwiegend auf die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen der Bevölkerung Einfluss genommen hatte. Dabei kam es allerdings unweigerlich zu Überschneidungen aber auch zu Zwisten, sogar zu Religionskriegen, so wie es die Historiker in unzähligen Fakten zum Nachlesen aufgeschrieben hatten.

 

Im Falle des „Alten Testaments“ stellten die Religionsfürsten die Gottes-Regeln meines Erachtens einfach den allgemeinen Lebens-Regeln voran und wurden dann über Generationen nur mündlich überliefert. Die Einzelquellen und -traditionen des Alten Testaments wurden wohl erst in der Zeit der Könige (ab 1.000 v.Chr.), insbesondere aber in der Zeit des Exils (587 v.Chr.) literarisch zu größeren Einheiten verbunden. Eine zusammenhängende Aufzeichnung war als „Heilige Schrift des Judentums“ ungefähr 180 Jahren vor Christus entstanden.

 

Dass die 10 Gebote alleine von Gott geoffenbart worden sind, wie es in den Heiligen Schriften steht, ist in meinem Augen legendär. Ich kann einfach nicht verstehen, dass die RKK in der heutigen Zeit immer noch verbreitet, die Lebensregeln seinen ausschließlich christlichen, ja göttlichen Ursprungs und dabei die stetige Entwicklung des Menschen in der Evolution völlig ignorieren. Nur weil die Vorstellungskraft der Urmenschen nicht ausgereicht hat, muss man doch heute nicht mehr die damaligen einfachen Erklärungen über die Erschaffung der Welt und des Menschen vertreten und aufrecht erhalten, selbst wenn man die Genesis früher als unumstößlich bewertet hat. Wenn man die Geschichte der Menschheit verfolgt und den vernünftigen Menschenverstand walten lässt, erkennt man sofort die Unwahrheit dieser selbstherrlichen Manifestation.

 

Soweit meine persönliche vereinfachte Vorstellung und vielleicht zu simplen, quellenlosen, für besonders Gottesfürchtige bestimmt naiven Erklärungen über die Entstehung von Religionen. Ich will hier nur zum Nachdenken anregen und keine wissenschaftliche Abhandlung oder Doktorarbeit verfassen.

 

Sicherlich wird die Wissenschaft in der Zukunft weitere Details klären können, an die wir heute noch ohne Beweis glauben müssen, nach dem alten, seit dem Beginn der Heiligen Schrift sich immer wieder bewahrheitenden Sprichwort: „Dort, wo die Wissenschaft an ihre heutigen Grenzen stößt, beginnt der Glaube.“

 

Allerdings wird es für die althergebrachen Religionen immer schwieriger, sich mit ihren mythischen Vorstellungen weiterhin zu behaupten. Ich bin der Meinung, dass sich Gottes Bevollmächtigte langsam Gedanken machen müssen, ihre zwar versteinerten, aber unwahren Dogmen von einem festen in einen wandelbaren Status überzuführen. Das wird aber für die Inhaber der „absoluten Wahrheit“ nicht ohne Gesichtsverlust abgehen!

 

Viele Grüße

Ihr HochWalt