| BW-04 - Knoten - Seilverbindungen
verfasst 2013 - geändert am 14.03.2013
Wie verbindet man zwei Seile miteinander, wenn man ein längeres Ende haben möchte oder eine Leine gerissen ist? Weil mein Hobby nicht das Führen einer Angelrute, sondern das Schwingen eines Paddels ist, verzichte ich auf die speziellen Anglerknoten für die sehr feinen Monofilschnüre oder geflochtenen Leinen. Ich fische höchstens diese braunen Zentrifugen-Sprotten aus der Tiefkühltruhe der Discounter, die auch Fischstäbchen genannt werden.
1 - Seilverbindungen aus bereits bekannten Knoten
Bei den Festmacher-Knoten habe ich schon auf die bestehenden Knoten hingewiesen, die man eigentlich universal verwenden kann. Dasselbe gilt auch für die Verbindungen von Enden/Seilen und diversen Leinen/Schnüren.
Bild 1: Oben: Zwei Überhandschlaufen werden zusammengesteckt. - Mitte: Zwei Augen mit Palstek können auf diese Weise verbunden, aber auch wie oben gesteckt werden. - Unten: Möchte man eine Leine quer an ein Ende knüpfen, eignet sich dafür der Webeleinenstek. Webeleinen sind waagerecht angebrachte Leinen zwischen den Wanten eines Rahseglers, die als Sprossen zum Besteigen der Masten dienen, also eine Art geknüpfte Strickleiter darstellen. Diese Webeleinen werden mit dem nach ihnen benannten Steck an das stehende Gut geknotet.
2 - Ein weiterer Universalkonten: der Kreuzknoten
So wie es den Palstek bei den Schlaufen, den Webeleinenstek bei den Festmachern gibt, kennt man auch für die Seilverbindungen einen Universalknoten: den „Kreuzknoten“.
Bild 2: Oben: Der Kreuzknoten, zum Verbinden von zwei gleich dicken Enden, richtig geschlagen. Nur dieser ist zu verwenden! - Mitte: Der Rauschknoten slippt unweigerlich durch und darf nicht verwendet werden. Matrosen-Novizen wurden diese Knoten für die Befestigung ihrer Hängematten gezeigt, als erste Demonstration, wie man diesen Knoten nicht schlagen darf. Dieser „Event“ ging meist mit dem ersten Besäufnis auf deren Jungfernfahrt einher. Allerdings hat der Name Rauschnoten nichts mit Rum und ähnlich „Hochprozentigem“ zu tun, sondern mit dem „Durchrauschen“ der Tampen durch den Knoten ... oder vielleicht doch ein wenig mit dem überkonsumierten geistigen Getränk der Seefahrer. (Smiley: „Lächeln“) - Unten: Der Altweiberknoten dient eigentlich zu nichts Besonderem und sollte ebenfalls vermieden werden, weil er sich unter Bewegung lösen kann. Viele Menschen binden mit diesem Knoten ihre Schuhe und ärgern sich, dass er nicht hält und sie sich ständig bücken müssen, um ihn wieder festzuziehen. Zu beachten ist der unterschiedliche Verlauf der Tampen bei den einzelnen Knoten!
Bild 3: Oben: Der einfacher Kreuzknoten - Mitte: Kreuzknoten mit einer Schlinge zum leichteren Lösen. - Unten: Schnürsenkelknoten oder bayerisch: Schuhbandlknopf wie er richtig ausgeführt sein soll. Auf diese Weise geknotet, braucht man keine zusätzlichen Gymnastikeinlagen auf einer Wanderung zu veranstalten und benötigt keine speziellen Bushkraft- oder Survival-Schuhschnürungen, wie sie von den fernseherprobten Spezialisten in deren einzelnen Veröffentlichungen so gerne propagiert werden, um sich von den gewöhnlichen Outdoorlern abzuheben. (Smiley: „Zwinkern“)
3 - Alternative Knoten für Seilverbindungen
Ein gebrochenes Enden, der Binnenländer sagt dazu: eine gerissene Schnur, kann man auch mit speziellen Knoten wieder zusammenbinden. Wenn das gebrochene Ende nicht als Läufer (Tau) bei einer Talje (semännisch für einen Flaschenzug) eingesetzt wird (Hier ist grundsätzlich ein Langspleiß erforderlich, weil er durch die Umlenkrollen laufen muss.), können sehr einfache Verbindungsknoten benutzt werden. Für meine Zwecke, um zwei gerissene Seile oder Schnüre wieder zu verbinden, hat sich der „Spierenstich“ als ein sehr tauglicher Knoten erwiesen und reicht in meinem Anwendungsbereich vollkommen aus. Als Fischerknoten hat er den besonderen Ruf, stark gleitende Angelschnüre oder nasse rutschende Leinen sicher miteinander zu verbinden.
Bild 4: Oben: Der „einfache Spierenstich“ besteht aus zwei simplen Überhandknoten an der gebrochenen Stelle des Endes, bei der die gerissenen Seilenden zuvor parallel gelegt werden und der Knoten am Tampen den langen Part des anderen Seils mit einbindet. Hier ist der Spierenstich noch offen gezeigt, um den genauen Seilverlauf zu erkennen. - Mitte: Der Spierenstich zusammengezogen. Zu beachten ist, dass die Knoten gegeneinander liegen und sich auf Zug selbst blockieren. Hat man versehentlich den „falschen Spierenstich“ geknüpft, ziehen sich die Knoten bei Belastung auseinander! - Unten: Der „doppelte Spierenstich“ wird verwendet, wenn man dünnere Leinen verknoten muss. Dieser doppelte Spierenstich eignet sich ausgezeichnet als Fischerknoten. Ich spanne zum Beispiel mit einer Schnur von 4,5 mm Durchmesser mein Tarp im First auf diese Weise ab, indem ich an die Firstleine mit jeweils einen Spierenstich die Abspannschnüre knote. Die Zeltstab-Topstifte stecke ich zwischen die Knoten und ziehe dann den Spierenstich fest. Anschließend lege ich die Plane (2 m x 3 m bei Solotouren, 3 m x 4 m, wenn man zu zweit reist.) aus dem Baumarkt, aka Tarp, das ich auf der meist der Wetter zugewandten Seite bereits mit Zeltnägeln auf dem Boden fixiert habe, mit den mittleren Ösen auf die Zeltstäbe und spanne nun die Firstleine ab. Dabei halte ich sie ein wenig auf Zug, sodass das Tarp bereits auf einer Seite gestrafft wird und die Zeltstäbe nicht umfallen können. Jetzt passe ich die andere Tarpseite meinen Bedürfnissen an (Die verschiedenen Optionen sind auf meinen Lagerplatzbildern zu sehen.). Durch die „Dreiteilung“ der First- und den beiden Abspannleinen, verbunden jeweils mit einem Spierenstich, lässt sich die Firstleine exakt auf die Tarplänge einstellen. Das Tarp sollte auf der Firstleine ohne Spannung aufliegen, weil sonst die Ösen sehr schnell ausreißen. Durch die seitlichen Abspannungen wird das Tarp auf der Firstleine und den Zeltstäben sicher gehalten, auch bei Sturm.
4 - Verbindungen von zwei unterschiedlich dicken Enden/Seilen, der Schotstek
Enden mit verschiedenen Durchmessern, zum Beispiel ein Ende und eine Leine oder bestehend aus vielgestaltigen Materialien und Formen, zum Beispiel gedrehtes und geflochtenes Tauwerk, Seile aus Kunst- und Naturfasern usw., werden grundsätzlich mit dem „Schotstek“ verbunden. Natürlich kann man den Schotstek auch bei gleichen Enden oder Leinen knüpfen. Dieser Knoten gehört ebenfalls zu den Universalknoten und kann meines Erachtens sogar dem Kreuzknoten den Rang ablaufen, weil er ihn in der Vielfältigkeit seines Einsatzes bei Weitem übertrifft.
Bild 5: Oben: Der „linke (falsche) Schotstek“. Angeblich soll dieser Knoten langsam durchslippen. - Zweiter von oben: Der „rechte (richtige) Schotstek“. Würde man auf diese Weise mit einem Kreuzknoten beginnen, entstände unweigerlich ein Rauschknoten. Aber die modernen Fachleute sind sich heute absolut sicher, dass nur so herum der Schostek bestimmt hält! Wenn man Bücher und Internet durchforstet, werden aber beide Varianten gelehrt. Im deutschen Knotenbuch von 1953 wird sogar auf den Rauschknoten hingewiesen und ausschließlich der linke Schotstek empfohlen. Die wissenschaftliche Begründung, warum man neuerdings nur den rechten Schotstek verwenden soll, konnte ich noch nirgends finden. Vielleicht kann einer der Leser diesen Umstand verständlich erklären. Ich persönlich habe noch nicht feststellen können, dass sich der linke Schotstek einmal gelöst hat. Allerdings sind beim Paddeln und im Lager die Angriffskräfte nicht so groß wie beim Segeln. - Zweiter von unten: Der „doppelte rechte Schotstek“, hier in einer eindeutigen Verbindung mit einem dicken Ende und einer dünnen Leine gezeigt. Bei einem Schotstek ist grundsätzlich zu beachten, dass der dickere Tampen zu einer Bucht gelegt und mit dem dünneren Seil der Knoten gebunden wird. - Unten: Der doppelte rechte Schotstek mit zwei gleich dicken Enden. In der Regel soll immer der doppelte Schotstek verwendet werden, insbesondere wenn es sich um relativ glattes synthetisches Tauwerk handelt. Kleiner Hinweis: Paradoxerweise heißt es in der Fachliteratur, dass es beim doppelten Schotstek eigentlich gleichgültig sei, ihn rechts oder links herum zu knüpfen. Angeblich hält der doppelte Schotstek in beiden Versionen ebenso gut. Ich persönlich habe den Schotstek seit Anbeginn, in Anlehnung an den Kreuzknoten, immer links herum geknotet und bin bis heute damit gut gefahren. Der Schotstek ist ja im Prinzip eine Weiterentwicklung des Kreuzknotens, bei dem man den letzten Tampen nicht zurücksteckt, sondern durch den eigenen Part hindurchführt, damit er sich besser bekneifen kann. (Smiley: „Plafondblick“)
Bild 6: Hier zeige ich noch einige Variationen des Schotsteks. Oben: Anbindung eines dünneren Endes mittels doppeltem Schotstek an einer Überhandschlaufe. - Mitte: Einfacher Schotstek mit Schlinge zum leichteren Aufziehen. - Unten: Meine Version für das Befestigen meiner Paddel-Sicherungsleine mit einem doppelten Schotstek an einer Bucht von ca. 2 cm. Im Original sind die Leinen gleich dick. Die „Querleine“ mit der Bucht ist mit jeweils einem Auge und einem Palstek an den Fittings der Rundumleine am Kajak angeschlagen (siehe dazu den vorangegangenen Bericht unter „Auge mittels Palstek“, Bild 1). Man kann natürlich auch anstelle der Bucht eine Überhandschlaufe einknoten und die Querleine dann mit jeweils eineinhalb Rundtörns und zwei halben Schlägen, Roring- oder Webeleinensteks an den Fittings der Rundumleine oder an dieser selbst abspannen. Hier ist Phantasie gefragt und nicht das strikte Befolgen einer Vorschrift oder Empfehlung. (Smiley: „Lächeln“)
5 - Einbinden eines Klemmknotens, der Stopperstek
Möchte ich eine Leine/Schnur auf einem Ende/Seil verschieben, sodass ich die Leine/Schnur spannen kann, benütze ich den „Stopperstek“ als einfachen Klemmknoten.
Bild 7: Oben rechts: Der Stopperstek lose gebunden, um den Seilverlauf zu erkennen. Im Prinzip ist es ein Webeleinenstek mit einem zusätzlichen Rundtörn auf der Seite, an der er klemmen soll. - Oben links: Der Stopperstek zusammengezogen und in Aktion. Übe ich einen Zug auf die Leine (nach oben links) aus, dann klemmt der Knoten. Entlaste ich den stehenden Part, dann kann ich den Stopperstek auf dem dickeren Ende/Seil in beiden Richtungen verschieben. - Unten: Der Stopperstek mit einer massigeren Leine geschlagen, allerdings mit einem Rundtörn mehr. Ich verwende diesen Knoten zum Spannen meiner Zeltschnüre und gelegentlich der Tarpleinen, wenn ich nicht gerade die Zeltnägel in losen Kies gesteckt habe und ich deshalb die Leinen mit größeren glatten Steinen zusätzlich am Zeltnagel gegen das Herausreißen sichern muss (siehe dazu auch den vorangegangenen Bericht unter „Webeleinenstek“, Bild 2). Dazu bilde ich mit der Zeltschnur ein Auge, das ich um den Zeltnagel lege und knote den Tampen an der gleichen zu spannenden Leine mit einem Stopperstek fest. Wenn ich dann den Stopperstek zum Zelt hin verschiebe, spanne ich die Zeltschnur. Speziell industriell gefertigte Schnurspanner benötige ich nicht, auch wenn sie noch so bequem erscheinen und technisch innovativ, ja extravagant aussehen! (Smiley: „Grinsen“)
Der nächste Beitrag zeigt, wie Stäbe, zum Beispiel für den Bau einer Notunterkunft, verlängert oder über Kreuz zusammengebunden werden können. |