KL-01 - Lagerplatzauswahl und Prioritätenliste

 

verfasst 2011 - geändert am 23.02.2011 

 

Die Frequentierung der Buchten im Mittelmeerraum in den beiden Sommermonaten 7 und 8 durch den Charterbetrieb bei Motor- und Segelbooten ist relativ hoch und weitet sich immer mehr aus. Da sind die Buchten und Strände an den Nachmittagen schon sehr belebt.

Wenn ich in einer solchen Bucht angekommen war und keine Möglichkeit mehr hatte oder Lust verspürte, in die nächste, unter Umständen noch vollere, zu paddeln, erkundete ich vom Boot aus den Strand, insbe-sondere die Enden. Meist liegt eines im Schatten, das dann in der Regel nicht belegt ist, es sei denn, ein älteres Exemplar des Homo Sapiens Sapiens hat sich dorthin verkrochen, weil es die Sonne scheut. War eine Stelle frei, sauber und der Strand für ein Lager geeignet, fuhr ich hin, bootete in gewohnter Weise aus und machte mich dort breit. Während des Tages hatte ich meist genügend Sonne aufgetankt, dass ich oft froh war, ein kühles Plätzchen zu finden.

Spätestens wenn die Schatten den gesamten Strand eingenommen hatten, leerte sich dieser. Viele Yachtler verließen dann die Bucht, um in ihre Marinas zurückzukehren. Nur einige wenige blieben über Nacht vor Anker. Aber, die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Charterleute für gewöhnlich auf ihren schwimmenden Festungen einigeln. My home is my castle! Der Strand war dann leer und ich alleine, hatte meine Ruhe. Manchmal, aber wirklich ganz selten, lief auf einer der Jachten ein Fest (Abendessen) ab, ein Treffen der Skipper der vor Anker liegenden Boote, immer aber in ertragbarer Lautstärke. Da fühlt man auf den Campingplätzen schon ganz andere Phonzahlen, wenn die ihre erzwungenen Animationsver-anstaltungen abhalten und die Lautstärkeregler der Verstärker bis zum Pfeifen hochfahren.

Weil es sich bei den Skippern in der Regel um Ehepaare und Familien handelt, brauchen sich auch Solo- paddlerinnen keine Sorgen machen. Bei einer Männerriege auf einem Charterboot, das alleine in der Bucht ankert und sich bei den Möchtegern-Machos am Abend durc hentsprechende Dopingmittel die Emotionen hochschaukeln, ist es etwas anderes! Da sollte man schon vorher entsprechende Fluchtwege auskunden und sich sicherheitshalber ein Stück Treibholz in passender Größe, Schwere und Qualität zurechtlegen, vorausgesetzt, Paddelfrau kann damit umgehen. Aber wenn sie ein Paddel gut führen kann, kann sie auch mit einem Knüppel umgehen. Im Regelfall bleibt aber alles ruhig, wenn die Jungs auf der Jacht abgefüllt sind.

Nebenbei bemerkt: In unserer Selbstverteidigungsgruppe „Bado“ in der Holledau bieten wir für Frauen solche Stock-Schulungen an, unter dem Motto: „Die 13 Winkel mit dem Wanderstecken“. Im Neuhochdeutschen und im Outdoor-Jargon heißt diese uralte Tourenhilfe jetzt "Trekking-Pole".

Allerdings muss in einer „charterbootbelegten“ Bucht der Lagerplatz die meisten der Kriterien meiner Checkliste für Übernachtungen erfüllen (außer Nr. 1). Die wären entsprechend meinen Prioritäten:

1 - Einsamkeit hat bei mir absolute Priorität, Ausnahmen nur im Notfall;
2 - von Seeseite sturmgeschützt (Wenn nein, dann Nr. 3 Pflicht);
3 - Fluchtmöglichkeit in das Landesinnere, wenn starke Dünung das Wasser steigen lässt;
4 - Boden: Kies, Steine, ich hasse Sand im Lager, Schlafsack, in den Haaren und Zähnen;
5 -
keine hohne Felsen in unmittelbarer Nähe des Lagers, Steinschlaggefahr an Steilküste;
6 - leichtes Aus- und Einbooten, der Bequemlichkeit zuliebe - auch bei höherer Brandung;
7 - sauberes, klares Wasser, man will ja auch mal baden uns schwimmen;
8 - Strand nicht zugemüllt, leider kommt das nicht mehr sehr häufig vor;
9 - keine Zufahrt von der Landseite, Vermeidung von unerwünschten Besuchern.

Das sind meine persönlichen Ansprüche an einen Lagerplatz. Die Liste kann natürlich individuell an den jeweiligen Solo-Paddler angepasst werden.