HW-A-006 - Mit Pragmatismus und Bescheidenheit 

 

verfasst 2013 - geändert am 04.02.2013

 

„Kombiniere Pragmatismus und Bescheidenheit für ein sorgenfreies Leben!“

 

Diesen Slogan habe ich mir als Kernsatz zu meiner Lebensphilosophie ausgewählt. Für mich persönlich, habe ich festgestellt, dass ich, entsprechend meinem Charakter, meiner Erziehung und meiner Bildung mit diesem Spruch am besten zurrecht gekommen bin.

 

Natürlich propagiere ich meine eigene Lebensweisheit auch bei meinen Veröffentlichungen in meiner Homepage und in den einzelnen Foren, in denen ich schreibe. Dabei war ich der Meinung, die beiden Begriffe wären selbsterklärend.

 

Pragmatismus:

 

Nach Wikipedia: Der Ausdruck Pragmatismus (von griech. πρᾶγμαpragma „Handlung“, „Sache“) bezeichnet umgangssprachlich ein Verhalten oder Handlungen, die sich nach bekannten, zugrunde liegenden Gegebenheiten richten. Pragmatisches Handeln ist nicht an unveränderliche Prinzipien gebunden. Oder anders ausgedrückt: Pragmatismus ist eine Einstellung, bei der das Handeln nicht an festen Prinzipien ausgerichtet ist, sondern sich an den Gegebenheiten orientiert

 

Bescheidenheit:

 

"Ohne Rechtschaffenheit ist es nicht leicht, in äußerem Glück die Bescheidenheit zu wahren." - Aristoteles, Nikomachische Ethik. - Bescheidenheit nach Wikipedia: Bescheidenheit, auch Genügsamkeit, ist eine Verhaltensweise von Menschen, wenig von etwas für sich zu beanspruchen, selbst dann, wenn die Möglichkeit der Vorteilnahme bestehe; sie bedeutet auch, zugunsten anderer auf etwas zu verzichten. Bescheidenheit als Lebensprinzip entsteht häufig aus der Einsicht, dass alles Übermaß im Leben schädlich ist, gemäß dem altgriechischen Merkspruch: Nichts zu viel.

 

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Im Forum der Outdoorseiten, in dem ich immer wieder auf meine eigene bevorzugte Lebensweisheit hingewiesen habe, hat jetzt ein Kritiker zu meinem Spruch Stellung bezogen:

 

Im Kern möchte ich die entsprechenden Passagen, natürlich anonymisiert, wiedergeben:

 

... Mir fällt auf, dass Dein Bestreben nach Perfektion Züge einer schon fast maniformen Pedanterie angenommen hat. Auf den Millimeter, auf`s Gramm genau, keine Abweichung duldend. Da wird es nur Wenige geben, die geneigt sind, Dir zu folgen. Ich kann es mir erlauben, Dich darauf hinzuweisen, denn ich - einseitiger begabt - bin selbstkritisch genug, meine eigene Affinität zu Perfektion und Pedanterie zu bemerken.

 

Was mich am meisten stört, ist die Geringschätzung aller, denen es womöglich materiell besser geht als Dir. Können Sie es sich nicht auch verdient haben? Deine ständig sich wiederholenden Hinweise, wie Du mit bescheidensten Mitteln ein erfülltes Lebens führst, klingen, als ob man das mit einem Mehr an materiellem Wohlstand nicht auch könnte. Vielleicht sogar besser und einfacher? Mich freut es für Dich, aber es liest sich, als seien beschränkte Mittel gewollte Bescheidenheit, oder, als machtest Du aus einer Not eine Tugend. Wer mehr Mittel zur Verfügung hat, wird sich keinen Fiat 500 kaufen, und ein Mercedes 220 CDI braucht auch nicht mehr Treibstoff.

 

So verbreitest Du ein egozentrisches Weltbild, das anderen wenig Raum lässt für alternative Lebensentwürfe. Menschen mit geringerem sozialem Status und geringerem Bildungniveau werden Dir nicht folgen können, selbst wenn sie es wollten. Ob sie es verdienen, sich Deiner Schelte auszusetzen? Menschen mit gleichem Bildungsanspruch, die es (materiell) weiter gebracht haben, werden Dich belächeln. Nichts an Deinem Lebensweg finde ich falsch. Aber es ist nicht der einzig richtige.

 

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Ein anderes Forumsmitglied reduziert meinen Spruch und die Kritik auf den Kernsatz::

 

„Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf die Wahrheit“

 

Diesen Hinweis stimmten mein erster Kritiker und auch ich unumwunden zu! Dabei möchte ich bemerken, dass das Forumsmitglied vermutlich die philosophische Auslegung von Pragmatismus gemeint hat, in der Denken und Handeln nur vom Standpunkt des praktischen Nutzens aus betrachtet und für die Wahrheit das ist, was nützlich ist. Allerdings ist die Behauptung nach meiner Meinung nicht haltbar, der

Pragmatismus hätte eine eigene Vorstellung von Wahrheit entwickelt.

 

Ich persönlich verstehe unter dem Begriff Pragmatismus, durch Handeln, ein Ziel auf den direkten, kürzesten Weg zu erreichen. Dabei sind aber die allgemein gebräuchlichen moralischen, sittlichen, sozialen Werte auch beim Handeln strikt einzuhalten!

 

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Meinem Kritiker antwortete ich mit nachfolgenden Wortlaut:

 

Danke für Deine Antwort und auch für Deine Kritik. Leider bewegen wir uns wieder ziemlich weit im „OT“, aber ich hoffe, die Moderatoren sehen auch dieses Mal wieder großzügig hinweg.

 

Dass viele User mich für einen spleenigen Sonderling halten, kann ich sehr gut nachvollziehen. Und ich stehe auch dazu! Letztendlich tanze ich bewusst aus der Reihe des Mainstreams. Warum soll ich dem allgemeinen Trend des Dschungelcamps mit „Traumeinschaltquoten“, der Seifenopern und der Sozialdiskussionen über Lebensfragen à la RTL nachlaufen, wenn ich sehe, dass das deutsche Entertainment zur Zeit sowieso stetig an Niveau verliert. Nur um „up to date“ zu sein, um im Bekanntenkreis mitreden zu können? Da halte ich mich lieber zurück! Das ist einer der Gründe, warum ich keinen Fernseher in der Holledau besitze.

 

Vielleicht ist das von mir nicht richtig rüber gekommen: Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich immer wieder geschrieben: Jeder soll nach seiner eigenen Fasson glücklich werden! Nun, der eine mit einem Mercedes 220 CDI der andere mit einem Fiat 600. Der eine schwört bei seinen Reisen auf GPS und Smartphone für seine Navigation und Wetterprognose, der andere auf Landkarte, Kompass und Wetterbeobachtung. Nur wenn die Hightech ausfällt und der eine irgendwo im Fjäll bei minus 30 Grad festsitzt, wird er feststellen, dass ihm der prall gefüllte Geldbeutel auch nichts nützt, während der andere sich sofort zu helfen weiß und improvisieren kann. Wenn ich bei meiner Bekleidung weitgehendst für die teuren Naturmaterialien schwärme und nicht auf die modernen Kunstfasern, hat das für mich etwas mit meinem Wohlfühlfaktor zu tun und nicht, weil ich es mir leisten kann oder auch nicht. Aber das ist mein individueller Standpunkt.

 

Ich verpflichte niemanden, sich meine persönlichen Weisheiten zu eigen zu machen! Wenn das aus meinen Beiträgen hervorgeht, habe ich etwas in der Textauswahl falsch gemacht. Hier im Forum sind die verschiedenen Ansichten gefragt, ob sinnvoll oder nicht. Man kann es mit dem Brainsstorming-Verfahren vergleichen, in dem zunächst alle möglichen Ideen aufgezeichnet werden, auch die irrsinnigsten und dann im zweiten Durchgang darüber diskutieren, was vernünftig ist oder nicht. Jeder User hat die Möglichkeit, das für ihn Wichtige herauszufiltern. Keiner wird gezwungen, etwas gegen seine Überzeugung zu übernehmen. Daher gebe ich auch ständig Hinweise, die gegebenen Vorschläge kritisch zu hinterfragen, auch die von mir vorgestellten. (Smiley: „Grinsen“)

 

Meine ständig sich wiederholenden Hinweise, wie ich mit bescheidensten Mitteln (na ja, eigentlich spreche ich von Pragmatismus in Verbindung mit Bescheidenheit) ein erfülltes Lebens führe, entspricht meiner persönlichen Lebensphilosophie und zielt nicht auf diejenigen, die sich sowieso mehr leisten können und das sogar bestimmt besser und einfacher, sondern auf die, die mit geringem Budget auskommen müssen oder auch nur wollen. Meine Botschaft geht in die Richtung, dass man den Seekajak- und Outdoorreisen, also unserem Hobby, auch ohne einer dicken Geldbörse frönen kann und das auch aus rein praktischer Sicht. Mit Bescheidenheit meine ich: „Nicht über meine Verhältnisse zu leben!“ Ich habe versucht dies zu verdeutlichen, indem ich bereits geschrieben habe, in meinem Leben noch nichts auf „Pump“ gekauft zu haben. Sogar größere Anschaffungen bezahlen wir grundsätzlich in bar. Aber wie jeder mit seinem Kapital verfährt, bleibt ihm selbst überlassen! Die einen investieren es in ihr Hobby, die anderen unterstützen derweil ihre Familie und ihren Clan. Von Neid oder Geringschätzung aller, denen es womöglich materiell besser geht als mir, kann hier wohl nicht die Rede sein. Ich glaube nicht, dass es von mir Missgunst gegenüber den materiell besser gestellten Bürgern ist, wenn ich von der Tatsache schreibe, dass man auf Solotouren sich nicht allein auf sein Geld und die damit erstandene „hochwertige“ Ausrüstung verlassen sollte, insbesondere wenn man in einsamen Gegenden, ohne Zivilisation und Infrastruktur unterwegs ist. Es sind in meinen direkt vorangegangenen Beiträgen bereits genügend zweckmäßige Belege aufgeführt, warum ich eine einfache Ausrüstung bevorzuge.

 

In meinem nächsten Beitrag, werde ich die Gründe für mein Streben nach Perfektion, nach Minimalisierung und Einfachheit meiner Ausrüstung präzisieren, wenn ich von den notwendigen Fertigkeiten erzähle, die man nach meiner Meinung benötigt, wenn man freiwillig allein durch die Wildnis streift. Das sind rein praktische Erwägungen und machen nicht aus der Not eine Tugend. „Gewollte“ Bescheidenheit ist in meinen Auge von den zur Verfügung stehenden Mitteln völlig unabhängig. Mein egozentrisches Weltbild, wie Du schreibst, ist meines Erachtens nur eine konsequente Folge des Soloreisens und des angestrebten autarken Lebens - sicherlich nicht für jedermann geeignet. Jeder Mensch hat seine eigene Lebensphilosophie, mit der er sich sein Leben entsprechend einrichtet. (Smiley: „Lächeln“)

 

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In dem oben erwähnten nächsten Beitrag  ging ich noch einmal auf das Thema: Bescheidenheit ein und schrieb:

 

... Allerdings mache ich mich von diesen elektronischen High-Tech-Geräten in den überlebenswichtigen Bereichen (Orientierung und Wissen) nicht abhängig, sondern habe noch genügend Alternativen im Kopf parat. Auf meinen sämtlichen Touren, gleichgültig ob ich auf Wanderungen, mit dem Fahrrad, Moped, Auto unterwegs gewesen bin oder auf meinen langen Seekajaktouren, habe ich noch nie um fremde Hilfe betteln müssen, um mich aus einer durch Inkompetenz selbst verschuldeten Notlage befreien zu lassen. Es ist weiterhin mein Ziel, meine Touren ohne fremde Hilfe durchzuführen.

 

Aber das ist nur meine persönliche Meinung! Niemand muss sie für gut befinden, insbesondere wenn er nicht mit so bescheidenen Mitteln unterwegs sein will, wie ich es mir zum Grundsatz gemacht habe. (Smiley: „Zwinkern“) Als Outdoorler empfinde ich aber diese einfache, unabhängige Art zu reisen für durchaus zweckmäßig und angebracht. Daher muss ich keinem Einheimischen auf der Tasche liegen und brauch mir nicht vorzuwerfen, mich auf meinen geplanten Touren gezielt durchzuschmarotzen. Aber leider wird das immer noch viel zu häufig propagiert und auch angewandt. Das hat aber mit unserem Outdoor-Gedanken nichts mehr zu tun! Diese Art von „Rucksackreisen“ gehören für mich in die Kategorie „Ohne Geld um die Welt“, die ich grundsätzlich ablehne, weil sie die meist ärmere einheimische Bevölkerung ausnützt.

 

Genau da bin ich wieder bei der kritisierten „Bescheidenheit“ angelangt!

 

Den Begriff „Bescheidenheit“ beziehe ich nicht ausschließlich auf die materielle Bedürfnislosigkeit, wie einige Leser meine in diesen nur erklärenden, ausschließlich untermauernden Hinweisen auf andere Sachverhalte mit vielleicht zu unpräzisen, etwas oberflächlichen Texten interpretieren, sondern ich schließe auch die zwingend erforderliche Toleranz, Selbstbeherrschung, Zurückhaltung, Aufrichtigkeit und Schlichtheit mit ein, damit ich im Leben einigermaßen sorglos über die Runden komme, sei es im Beruf, in der Gesellschaft, im privaten Bereich oder eben auf Reisen, insbesondere ins Ausland.

 

Das Auftreten und die Etikette mancher Touristen aus unserem Land an den Gestaden des Mittelmeers und die unüberlegte, selbstgefällige Inanspruchnahme des Jedermannsrechts mit den entsprechenden Manieren in Skandinavien hat oft nichts mehr mit Bescheidenheit im Sinne von Disziplin, Höflichkeit und Mäßigung zu tun. Da ist es kein Wunder, dass uns Deutschen überwiegend jene typischen Untugenden nachgesagt werden, mit denen wir bei der Bevölkerung des Gastlandes nicht gut ankommen. Dabei haben gerade wir Outdoor-Freaks, die wir uns ja von den meist übermotorisierten „Pauschaltouristen im Offroad-, Shore- und Offshore-Bereich“ so merklich abheben wollen, eigentlich alles in der Hand, um diesem negativen Image entgegenzuwirken.

 

Anständigkeit, Selbstlosigkeit, Rücksichtnahme, Benehmen und Respekt gegenüber den Einwohnern der besuchten Regionen sollten eigentlich zu den Grundvoraussetzungen und Selbstverständlichkeiten gehören, die jedem von uns bewusst sein sollten. Noch haben wir Outdoor-Freaks, die sich vom Touristenrummel merklich abheben, im Ausland einen gewissen Bonus an Sympathie, zumindest die Seekajaker im Mittelmeer.

 

Diese hohe Beachtung und dieses großzügige Entgegenkommen seitens der Einheimischen will ich mir aber nicht verscherzen! Deshalb verhalte ich mich im Ausland auch mit entsprechendem Feingefühl, wahre die regionalen Umgangsformen, passe mich den örtlichen Begebenheiten an und bin eigentlich immer gut damit gefahren!